Miasanrot
·22. Dezember 2024
Miasanrot
·22. Dezember 2024
Im zweiundzwanzigsten Türchen blicken wir in den Sommer 2022. Robert Lewandowski ging und Sadio Mané kam zum FC Bayern. Und mit ihm eine kurze Hoffnung auf einen fluiden, dynamischen Bayern-Sturm, der wie gemacht für Nagelsmann-Ball schien.
Im Adventskalender schauen wir im Jahr 2024 auf die vergangenen 24 Jahre. Dabei entscheiden sich unsere Autor*innen für einen Moment, der aus ihrer Sicht besonders war. Das muss nicht immer zwangsläufig der größte und wichtigste, sondern kann und darf auch einfach mal ein sehr persönlicher Moment sein.
375 Spiele, 344 Tore. Der Mann, der Gerd Müllers Bundesligaekord brach, verließ den FC Bayern. Dieser verzichtete darauf, einen 1-zu-1-Ersatz zu verpflichten. Als großer Star für die Offensive kam Sadio Mané. Der FC Bayern würde künftig in der Offensive auf mehr Fluidität setzen.
Der FC Bayern und sein Sportvorstand Hasan Salihamidžić feierten den Mané-Transfer und sich. Dass es grundsätzlich ohne klassischen Mittelstürmer funktionieren kann, hatten erfolgreiche Saisons des FC Liverpool, von Manchester City und anderen Teams gezeigt. Beim FC Bayern würde der Glaube an diese Option nur kurz anhalten.
Julian Nagelsmann ging in seine zweite Saison beim FC Bayern mit einem durchwachsenen ersten Jahr im Gepäck. Zwar führten 97 Tore und 77 Punkte souverän zur 10. Meisterschaft in Folge, doch es war die punktemäßig schwächste der zehn Jahre. Besonders schmerzten das 0:5 im DFB-Pokal gegen Gladbach und das enttäuschende Viertelfinal-Aus in der Champions League gegen Villarreal. Für den Start des ambitionierten 5-Jahres-Projekts mit Nagelsmann an der Seitenlinie war das solide, aber nicht mehr.
Im Sommer folgte ein Umbruch in der Offensive: Lewandowski passte trotz 50 Treffern nicht perfekt in Nagelsmanns Offensivsystem, das auf eine Überladung des Strafraums mit mehreren Spielern abzielte. Lewandowski bevorzugte ein klareres Rollenprofil – der Strafraum als sein exklusives Territorium.
Nun also ein fluides System ohne echte Neun. Oder, wie es sich bald abzeichnete: „Manabry“ – die Idee, mit Sadio Mané und Serge Gnabry eine flexible Doppelspitze oder wechselnde falsche Neunen zu etablieren.
Im ersten Pflichtspiel der Saison hatte Nagelsmann bereits auf den Doppelsturm Mané und Gnabry gesetzt. Beim 5:3 im Supercup gegen Leipzig trafen beide.
Zum Bundesligaaufakt ging es für den FC Bayern nun nach Frankfurt zur Eintracht, die immerhin frischgebackener Europapokalsieger war. Verstärkt mit Hauge, Alario, Kolo Muani und Mario Götze rechnete man sich in Frankfurt vor dem Spiel durchaus etwas aus, zumal die Bayern sich in den Vorjahren in Frankfurt oft schwer taten.
Es kam anders. Von Beginn an drückten die Bayern der Partie ihren Stempel auf und agierten mit einer beeindruckenden Intensität. Das Spiel war von einer konsequenten offensiven Denkweise unter Beteiligung aller Mannschaftsteile geprägt.Die vielgepriesene Flexibilität und Fluidität war sichtbar. In einem Feuerwerk von einer ersten Halbzeit schenkte die Bayern-Offensive Kevin Trapp fünf Tore ein.
Nagelsmanns 4-2-2-2 griff. Das System mit Müller und Musiala als Halbraumzehner hinter den breiten offensiveren Flügelstürmern Mané und Gnabry schien eine perfekte Symbiose aus Spielstärke, Dribbelstärke, Fluidität und Torgefahr zu sein.
Miasanrot schrieb danach vom Naturereignis Sadio Mané: “So etwas hat der FC Bayern, so etwas hat die Bundesliga noch nicht gesehen! Nicht in Kombination mit dieser Explosivität, mit diesen filigranen, katzenartigen Dribblings (…) Ähnlich wie bei Franck Ribéry scheint die Bundesliga nicht bereit für diesen Sadio Mané zu sein.“
Den beiden Toren im Supercup und beim Auftakt in Frankfurt folgten zehn weitere Mané-Tore im Trikot des FC Bayern. Elf seiner insgesamt zwölf Tore für den FC Bayern schoss Mané in den ersten drei Monaten.
Danach kamen eine Verletzung, die Weltmeisterschaft in Katar und eine katastrophale Rückrunde mit nur einem Treffer, die in Manés Abgang mündete. Nach nur einer Saison verließ er den FC Bayern und wechselte zum Al-Nassr FC. Auch Serge Gnabrys Saison war trotz guten 17 Toren durchwachsen. Auch er hatte ein langes Tief zu Beginn der Rückrunde.
Das Versprechen auf ein neues Offensivsystem, das ohne klassische Nummer 9 flexibler und situativ sogar besser wäre, wurde in dieser Saison nicht eingehalten. Der FC Bayern würde sich danach für die Rückkehr zu einem echten Mittelstürmer entscheiden.