1. FSV Mainz 05
·4. Dezember 2024
1. FSV Mainz 05
·4. Dezember 2024
Alles begann in Volkers Fitnessland. 1999, als der 1. FSV Mainz 05 ein mittelmäßiger Zweitligist und alles noch eine Nummer kleiner war, trainierten die Profis im Fitnessstudio des damaligen Leiters des Ordnungsdienstes der 05ER, Volker Wetzel, im Mainzer Stadtteil Weisenau ihre Athletik und Kraft. Direkt daneben stand und steht heute noch das Elternhaus des damals 17-Jährigen Marwin Plän, der dort als junger Heranwachsender ebenfalls Muskeln aufbauen wollte. "Es gab einen Aushang, dass Ordner für Mainz 05 gesucht werden für 30 D-Mark. Ich dachte mir, das ist gutes Geld, das mache ich", erzählt der heute 43-Jährige. Dass die Bezahlung nicht pro Stunde, sondern für den gesamten Einsatz am Spieltag galt, erfuhr er erst später. Und es änderte auch nichts mehr daran, dass Plän bis heute dabeigeblieben ist, seit mittlerweile 25 Jahren. Er ist nicht der einzige: Vor dem Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim wurden Plän und 17 Kolleginnen und Kollegen des Ordnungsdienstes in der MEWA ARENA für ihre langjährige Tätigkeit geehrt.
Plän war damals 05-Fan. Schon seit Anfang der Neunziger besuchte er die Heimspiele im Bruchwegstadion. Das motivierte ihn zusätzlich: "Ich habe noch einen Freund mitgeschleppt, der aber schnell wieder weg war, als er erfuhr, dass es nur 30 Mark zu verdienen gibt. Mir war das egal. Es hat es trotzdem Spaß gemacht und ich blieb dabei." Im Stadion zu sein, für seinen Verein eine Aufgabe zu übernehmen war für den damaligen Schüler etwas Besonderes. Plän arbeitete zunächst auf der Hintertortribüne im Norden, die im Frühjahr 2018 dem Bau der neuen Trainingsplätze auf dem WOLFGANG FRANK CAMPUS weichen musste. "Das war vom Publikum her relativ entspannt, meine Gruppenleiter waren super und ich konnte mir ein paar Mark dazuverdienen. Damals konnte ich sogar noch ein wenig das Spiel mitverfolgen."
Vom Block bis in die Leitstelle
Die Teams und der Einsatzort veränderten sich über die Jahre, die Leidenschaft für die Aufgabe als Ordner und die Freude daran blieben. "Es gab nie einen Grund für mich, aufzuhören." Plän wurde schnell zum Gruppenleiter auf der Stehtribüne für die Blöcke P, Q, R und S. Dort, wo die aktiven Fans der 05ER am Bruchweg standen und in einer Zeit, in der es unter Cheftrainer Jürgen Klopp rasant aufwärts ging für den Klub. "Das Stadion wurde auf einmal voll. Wir hatten damals das Problem, dass wir Fans in Q und R nicht mehr reinbekommen haben, weil die Leute nicht durchgerückt sind. Darauf mussten wir uns erstmal einstellen. Volle Blöcke kannten wir vorher nicht unbedingt." Danach wechselte er als Gruppenleiter an den Eingang gegenüber der Eishalle und wurde dort später sogar Bereichsleiter. "Im letzten Jahr, in dem unsere Profis im Bruchwegstadion gespielt haben, bin ich dann in die Leitstelle gerückt."
Gemeinsam mit diesem Team zog Plän 2011 in die MEWA ARENA um, wo er noch heute an Spieltagen in der Leitstelle sitzt. "Da will ich auch nicht mehr weg", betont er. "Es ist eine spannende Tätigkeit. Ich finde es cool, dass man mitdenken muss. Die Spiele laufen immer völlig unterschiedlich, man weiß nie, was passiert." Das Spiel ansich sei dabei erstmal zweitrangig. "Man muss immer konzentriert sein. Manchmal weiß ich zur Halbzeit nicht mal, wie es steht."
Eine verantwortungsvolle Tätigkeit
Aber was passiert an einem Spieltag konkret? "Wir müssen schauen, dass alle Ordner an dem Ort stehen, an dem sie gebraucht werden und koordinieren zwei mobile Einsatzteams. Außerdem sind wir die Schnittstelle zur Polizei und zum Rettungsdienst. Bei uns kommen alle Funksprüche der Ordner an." Häufig geht es dabei um Rettungsdienst- oder Polizeieinsätze, manchmal haben die Kolleginnen und Kollegen Fragen, weil sich die Stadionordnung geändert hat, wie in dieser Saison beim Thema Gästefankleidung. "So wickeln wir den Spieltag ab, führen Logbuch, sehen die Kamerabilder aus dem Stadion auf unseren Monitoren und wo wir tätig werden müssen."
Ein verantwortungsvoller Job, der den Kopf beansprucht, vor allem aber ein Hobby. "Ich war Schüler, als ich angefangen habe, wurde Student und bin mittlerweile voll berufstätiger Familienvater. Da muss man sich gut überlegen, wie man seine Wochenenden verbringt. Ich bin rund acht Stunden im Stadion bei einem Heimspiel. Wenn es keinen Spaß machen würde, wäre ich nicht mehr da", sagt Plän. Die Kolleginnen und Kollegen haben daran einen großen Anteil: "Wir sind ein kleines Team, die Atmosphäre ist herzlich, wir sind super gut eingespielt, jeder kann sich auf den anderen verlassen und weiß, was in Notfallsituationen zu tun ist. Wenn man am Ende des Tages sagen kann, 'wir haben das gut hinbekommen', ist das ein gutes Gefühl." Die gute Gemeinschaft sei eine der Stärken des Ordnungsdienstes und generell des Vereins, findet Plän. "Es herrscht eine lockere, entspannte Stimmung, obwohl man gleichzeitig konzentriert zu arbeiten hat."
Was im Kopf bleibt von 25 Jahren
Freundschaften sind über die Jahrzehnte im Ordnungsdienst entstanden. Viele, mit denen Plän 1999 begann, sind nicht mehr dabei. "Aber ein paar sind noch da. Es ist schön, immer wieder vertraute Gesichter zu sehen, die man schon ewig kennt. Und mit denen, die nicht mehr da sind, bin ich immer noch befreundet." Was Plän im Kopf bleibt, ist oft mit besonderen sportlichen Ereignissen verknüpft. Die erste Bundesligasaison am Bruchweg ("Diese Stimmung, Wahnsinn, wie das Bruchwegstadion da explodiert ist") und viele weitere atmosphärisch tolle Partien. "Davon kann man sich als Ordner auch nicht freimachen." Nur einmal, in einem der größten Momente des Vereins, durfte er keine Emotionen zeigen. "Beim Aufstiegsspiel gegen Trier 2004 stand ich im Innenraum vor der Stehtribüne. Uns wurde aber gesagt, dass wir nicht jubeln sollten. Als Michael Thurk das dritte Tor schoss, rannte er an mir vorbei zur Tribüne. Ich bin innerlich fast zerplatzt, habe aber keine Miene verzogen."
Viele Spiele und Erlebnisse, mehr positive als negative, sind Plän aus 25 Jahren im Gedächtnis geblieben. Ans Aufhören denkt er noch lange nicht, auch wenn er nicht mehr bei jedem Heimspiel im Einsatz ist. "Dafür macht es mir zu viel Spaß. So lange ich dieses Gefühl habe, mache ich weiter. Und wenn die anderen mich nicht vorher rauswerfen, weil sie mich nach so langer Zeit nicht mehr sehen können", fügt er mit einem Lachen hinzu.