liga3-online.de
·28. Dezember 2021
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Im Interview mit liga3-online.de spricht Marcos Alvarez, früherer Publikumsliebling des VfL Osnabrück, über eine etwas andere "Siegprämie" beim polnischen Erstligisten KS Cracovia, mögliche "Urlaubsziele" vor seinem Karriereende, die schönste Erinnerungen seiner Laufbahn und "Bestrafungen" von Hermann Gerland.
liga3-online.de: Rund eineinhalb Jahre sind Sie bei KS Cracovia in der ersten polnischen Liga am Ball. Haben Sie sich dort mittlerweile gut eingelebt, Herr Alvarez?
Marcos Alvarez: Ja, mittlerweile fühle ich mich hier heimisch. Wir sind bewusst in eine Touristen-Stadt gezogen, damit wir auch mit der Sprache keine großen Probleme haben. Durch meine Mitspieler und der Schule unserer Kinder haben wir auch sehr schnell neue Freunde kennengelernt. Ich bin ohnehin vom Typ her sehr offen und kontaktfreudig. Da habe ich mir nie Gedanken gemacht, dass es nicht klappen könnte.
Sie sind in Deutschland geboren, Ihr Vater kommt aus Spanien und Ihre Mutter aus Italien. Wie kam es dann zum Abstecher nach Polen?
Ich bin schon immer eine Person gewesen, die gerne bis zum letzten Moment gezockt hat. Am Ende war das Angebot, das ich von KS Cracovia vorliegen hatte, für meine Situation die beste Wahl. Mit den beiden Kindern, die meine Frau in die Beziehung mitgebracht hat, war es uns wichtig, dass ich einen langfristigen Vertrag bekomme, um eine gewisse Sicherheit zu haben. Vor einigen Wochen kam zudem mein Kind auf die Welt, sodass uns der Aspekt Planungssicherheit extrem wichtig war. Diese konnte mir Krakau bieten.
Welche Unterschiede haben Sie im Vergleich zu Ihren jetzigen Stationen festgestellt?
Die größten Unterschiede gibt es wohl in der Zweikampfführung. Mit Dennis Erdmann oder dem damaligen Dresdner Abwehrduo Michael Hefele und Giuliano Modica hatte ich so einige harte Gegenspieler. Aber im Gegensatz zur Zweikampfführung in Polen war deren Gangart eher eine Massage (lacht). Hier sind viel mehr Treter unterwegs. Das lassen Schiedsrichter aber auch gerne mal durchgehen.
Konnten Sie sich denn mittlerweile an die polnische "Kultur" gewöhnen?
Es gibt einige Punkte, an die werde ich mich wohl nie gewöhnen. Als Mitglied des Mannschaftsrats habe ich bereits versucht, ein wenig die deutsche Organisation im Verein zu etablieren. Verspätungen – zum Beispiel zu Physio-Terminen – scheinen hier Routine zu sein. Ab und zu steht nach gewonnen Spielen als Belohnung auch mal für jeden eine Pizza im Mannschaftsbus bereit. Das kann man sich in Deutschland gar nicht vorstellen, gehört in Polen aber teilweise zum Alltag.
Wäre der spanische oder der italienische Fußball für Sie zum Ende Ihrer Karriere noch denkbar?
Mit einem Wechsel nach Spanien würde für mich ein Traum in Erfüllung gehen. Mein Onkel Antonio Álvarez Giráldez war lange selbst Spieler beim FC Sevilla. Ich würde gerne einen ähnlichen Weg gehen. Schließlich ist es auch schön, dort Fußball zu spielen wo andere Urlaub machen.
Also ist Deutschland keine Option mehr?
Das will ich nicht ausschließen. Am Ende muss ich schauen, was für uns alle am meisten Sinn macht. Da hat meine Frau sicherlich auch ein Wörtchen mitzureden. Ich kann mir aber auch etwas ganz Verrücktes vorstellen – vielleicht Israel oder Thailand.
In dieser Saison kamen Sie für Cracovia nur zweimal über die volle Distanz zum Einsatz. Woran liegt das?
Leider haben mich Verletzungen immer wieder aus der Bahn geworfen. Ich habe mir eine langwierige chronische Adduktorenreizung zugezogen, die immer wieder aufgebrochen ist. Aus diesem Grund konnte ich noch nicht wirklich zeigen, wozu ich in der Lage bin. Kurz vor der Winterpause konnte ich aber zum Glück wieder ins Mannschaftstraining einsteigen. Ab dem neuen Jahr möchte ich dann einen neuen Anlauf starten.
Sie gehörten bei Ihrem Ex-Klub VfL Osnabrück zum Publikumsliebling, schafften 2019 mit dem VfL den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Wie häufig beobachten Sie noch das Geschehen an der Bremer Brücke?
Ich versuche jede Partie zu verfolgen. Spiele verpasse ich nur, wenn ich selbst im Einsatz bin. Vielleicht habe ich seit meinem Wechsel drei Begegnungen verpasst. Während der letzten Länderspielpause war ich in der Heimat zu Besuch. Da habe ich es mir nicht nehmen lassen, das Duell gegen den SC Verl im Stadion zu verfolgen. Außerdem habe ich noch mit vielen Spielern aus der Mannschaft Kontakt. Besonders zu Marc Heider habe ich eine sehr gute Freundschaft aufgebaut.
Nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga muss der VfL im Tabellenmittelfeld derzeit die Blicke in beide Richtungen lenken. Was trauen Sie Ihrem Ex-Klub in dieser Saison zu?
Der VfL ist ohne große Erwartungen in die Saison gestartet und fand sich schon früh auf den Aufstiegsplätzen wieder. Nach einer kleineren Durststrecke ist der Klub dann schnell wieder abgerutscht. Aber genau das ist typisch für die 3. Liga. Gewinnt man einige Spiele, ist man oben auf. Verliert man aber paar Partien hintereinander, rutscht man sehr schnell wieder ab. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass der VfL im neuen Jahr einen guten Start erwischt und die Aufstiegsplätze bis zum Schluss im Auge behält.
Das letzte Spiel des Jahres des VfL beim MSV Duisburg wurde wegen rassistischen Äußerungen abgebrochen. Ein Novum in einer der drei höchsten Spielklassen Deutschlands. Wie haben Sie das aus der Ferne erlebt?
Das ist ein Unding. Es ist traurig, dass man sich im Jahr 2021 noch immer mit so etwas beschäftigen muss. Für mich sind das Idioten, die für immer aus dem Stadion verbannt werden sollten. Und obwohl ich selber ausländische Wurzeln habe, kann ich mich sicher nicht ausmalen, wie sich Aaron Opoku in dieser Situation gefühlt haben muss. Für solche Gedanken sollte in unserer Gesellschaft kein Platz sein.
Sie sind zwar erst 30 Jahre alt, haben aber bereits eine Menge erlebt. Woran denken Sie während an Ihrer Karriere am häufigsten zurück?
Der Aufstieg mit dem VfL in die 2. Bundesliga war schon einmalig. Das ist ein Moment, der für immer bleibt. Auch mein bislang einziges Spiel in der Bundesliga, als ich während meiner Zeit bei Eintracht Frankfurt vor 45.000 Fans Stadion im eigenen Stadion eingewechselt wurde, war eine tolle Erfahrung. Mit einem Aufstieg kann ein einzelnes Spiel aber nicht mithalten. Wenn man sieht, wie viele Menschen sich vor Freude weinend in den Armen lagen, dann ist das schon etwas, das man so schnell nicht vergisst.
Wenn Sie etwas anders machen könnten, was wäre das?
Rückblickend betrachtet, war die Entscheidung, zum Nachwuchs des FC Bayern München zu wechseln, vielleicht nicht die beste Wahl. Mit meinen damals knapp 18 Jahren bin ich zwischen den A-Junioren und der U23 gependelt. Damals war Hermann Gerland Trainer der zweiten Mannschaft. Ich war im Kopf aber noch nicht so weit, um zu verstehen, dass er nur das Beste aus mir herauskitzeln will. Ich – als Hitzkopf – habe seine Methoden damals eher als Strafe empfunden. Den Wechsel bereue ich aber nicht. Es war sicherlich auch eine riesige Erfahrung
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