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·11. November 2024

Amateurfußball: Reform ja – aber bloß nichts ändern?

Artikelbild:Amateurfußball: Reform ja – aber bloß nichts ändern?

Die Zuschauerzahlen sinken. Man müsste etwas dagegen tun. Aber die Bereitschaft zur Veränderung bleibt überschaubar

Die Zuschauerzahlen im Amateurfußball sind rückläufig. Gründe dafür gibt es mehr als genug. Die Dauerpräsenz der Profis am Bildschirm, veränderte Freizeitgewohnheiten und auch die Digitalisierung, hier vor allem die ausufernde Handynutzung, tun dem Breitensport nicht gut.


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Zwar gibt es erfreulicherweise wieder mehr Menschen, die im Verein selbst Sport treiben wollen, aber für die auch immer schwerer zu findenden Platzkassierer lohnt es sich am Wochenende bei vielen Amateurpartien kaum mehr.

Die meisten Vereinsvorstände sind froh, wenn sie die Kosten für die Unparteiischen reinkriegen.

Der frühere DFB-Vizepräsident Rainer Koch, mit dem ich mich eigentlich immer gut verstanden habe, schlug vor einigen Jahren vor, den Fußball auch in den unteren Ligen mehr zu eventisieren. Ich habe dem ehemaligen bayerischen Verbandschef immer zugestanden, dass er sich um den Amateurfußball kümmert, vor allem sich in dessen Gefilden auskennt. Schließlich war er selbst Spieler, Trainer, Jugendleiter und Schiedsrichter. Welcher Fußballfunktionär kann da mithalten?

Seinen Ideen zur Umgestaltung der Regionalligen konnte ich einiges abgewinnen. Sie waren nicht mehrheitsfähig, nicht zuletzt an der Sturheit des Nordostdeutschen Fußball-Verbands und seiner Vereine.

Zwar schrien alle vehement nach einem garantierten Aufstiegsrecht für den Meister; gleichzeitig wollte man einer Reform nicht zustimmen. Dieser wären die liebgewonnenen Duelle zwischen Traditionsmannschaften wie Babelsberg 03 und Chemie Leipzig, vielleicht auch Chemnitz und Halle zum Opfer gefallen, denn Thüringen und Sachsen wären wohl mit Bayern, der Rest mit dem Norden zusammengelegt worden.

Klar: Vom Cottbusser Stadion der Freundschaft bis zur Meppener Arena sind es rund 600 Kilometer, von Rostock nach Erfurt hingegen nur läppische 504 und damit sogar drei weniger als vom nordbayerischen Aschaffenburg bis nach Berchtesgaden. Der NOFV führt einfach schlagende Argumente ins Feld.

Ich habe das Scheitern der Reformpläne bedauert, denn anders als die gefallene Mauer wurde die Existenz des reinen Ostfußballs 30 Jahre nach 1989 letztlich zementiert. Auch den Bayern oder meinen Niedersachsen hätte ein wenig Austausch mit anderen Regionen gutgetan. Es sollte nicht sein. So müssen heute Zuschauermagneten wie Viktoria 89, Hertha Zehlendorf oder Hertha BSC II als West-(Berliner) Tupfer herhalten.

Gleichwohl muss ich konstatieren, dass ein Aufeinandertreffen der Traditionsclubs Jena und Erfurt heute immer noch 12.500 Zuschauer mobilisiert. Aber ein Derby ist eben ein Derby. Wobei die vierte Liga mit Amateurfußball nur sehr bedingt etwas zu tun hat, vielleicht am ehesten in Eilenburg, Todesfelde oder Villingen.

Von den Eventplänen Rainer Kochs habe ich nicht viel gehalten, ebenso wenig von der Absicht, für Filmaufnahmen in der Kreisliga Geld von den örtlichen Medien zu verlangen. Die Amateure freuen sich über Bewegtbild, auch wenn sich inzwischen selbst Vereine unterster Klassen und Trainer ohne Lizenzen an der Videoauswertung probieren.

Nicht immer mit Erfolg, nicht immer werden die wirklichen Erkenntnisse ausfindig gemacht. Aber es können eben nicht alle eine Analysten-Ausbildung besitzen. Die Spieler freuen sich zumindest über ein bisschen Bewegtbild, schlagen aber auch manchmal ob der Einordnung ihrer Coaches oder der eigenen Leistung die Hände über dem Kopf zusammen. Hauptsache, ihr habt Spaß!

Früher versuchten Bundesligisten die Halbzeitpause mit Spielmannszügen zu überbrücken. Einmal sah ich in einer Pause sogar den aus meinem Nachbarort Buxtehude, der zwischen den Flanken von Charly Dörfel und den Toren von Uwe Seeler aufspielte.

Heute erledigen das hin und wieder DJs, meistens mit Gassenhauern, gern auch mal in der Kreis- oder Bezirksliga, aber immer seltener. Der legendäre Berliner Halbzeitsänger von der SF Johannisthal, Ronny Rothe, starb leider im letzten Dezember. Möge er im Fußballhimmel in Frieden ruhen!

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Vorspiele von Kinderteams gibt es schon lange nicht mehr, auch die früher beliebte Tombola hat fast überall das Zeitliche gesegnet. Manche Vereine versuchen es mit Aktionssonntagen, z. B. mit dem Fahrradspieltag für Gesundheit und gegen die Klimakrise, für die Pflege der Nachbarschaft oder in Zusammenarbeit mit Sponsoren bzw. Kooperationspartnern, mit denen sie auf ein bestimmtes Thema hinweisen oder für den örtlichen Kindergarten sammeln.

Dabei sind es meistens die ohnehin arg belasteten Ehrenamtlichen in den Vereinen, die noch zusätzliche Aufgaben übernehmen. Den Sportgroschen gibt es übrigens auch schon lange nicht mehr, auch das soll erwähnt werden, bevor er endgültig in Vergessenheit gerät.

Die meisten Zuschauer bringt aber immer noch ein sportliches Duell, in dem es um Auf- und Abstieg geht. Gerade wenn die Relegation mit Hin- und Rückspiel über das Schicksal entscheidet, in welcher Liga der Verein in der neuen Saison spielt, kommen die meisten Interessierten. Wenn es am Ende doch nicht gereicht hat, stimmt wenigstens einmal im Jahr die Kasse. Ohne Reform der Regionalligen bleiben uns zumindest die packenden Entscheidungsspiele erhalten.

In England machen diese übrigens sogar für die vierte Liga das Wembleystadion voll. Aber in England ticken die Fußballuhren ohnehin anders. Dort ist selbst die fünfte Liga eingleisig, und zweite Mannschaften spielen als U21 in einer eigenen Liga. Irgendwie finde ich das viel vernünftiger als bei uns. Für Zirkus ist dort in der U21 auch gesorgt, denn das Treiben der Spielerhändler dürfte hohen Unterhaltungsstoff bieten.

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