feverpitch.de
·13. März 2025
Atlético im Tal der Tränen: Endet das Real-Trauma nie?

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·13. März 2025
Was für ein Drama, was für ein Spiel! Real Madrid setzt sich im Elfmeterschießen bei Stadtrivale Atlético Madrid mit 4:2 durch. Dabei kassierten die Königlichen bereits 27 Sekunden nach Anpfiff das 0:1 durch Conor Gallagher, der damit das schnellste Champions-League-Tor in der Geschichte von Atlético erzielte. Im Anschluss explodierte die Stimmung im Metropolitano, das ohnehin schon kochte. Die Euphorie der Atlético-Fans muss in diesem Moment riesig gewesen sein, denn das Ausschalten des Stadtrivalen in der Königsklasse, wäre nach traumatischer Vorgeschichte die langersehnte Genugtuung gewesen. Das Derby war ohnehin von einer gigantischen Kulisse und Stimmung der Atlético-Fans geprägt, auf dem Platz bestimmten Zweikämpfe und viel Taktik das Spiel.
Bekanntlich schenkten sich beide Vereine in diesem Achtelfinal-Rückspiel nichts. Nach 90 Minuten ging es durch das 0:1 (Hin- und Rückspiel 2:2) in die Verlängerung und im Anschluss ins Elfmeterschießen, in welchem Antonio Rüdiger den Rojiblancos durch seinen Treffer mitten ins Herz stach. Atlético Madrid, ein wahnsinnig leidenschaftlicher Verein, ist traumatisiert vom Rekordsieger der Champions League – die Bilder der Fans und Spieler nach Spielende sprachen Bände!
Nach dem frühen Tor von Gallagher stellte Atlético die Weichen vermeintlich auf Comeback. Die Real-Defensive war wohl noch nicht richtig wach, denn ein Pass von Rodrigo de Paul landete bei Conor Gallagher, welcher dadurch sein erstes Champions-League-Tor erzielte. Atlético Madrid zeigte, was es bedeutet, auf Weltklasse-Niveau zu verteidigen: Kylian Mbappé war in der ersten Stunde des Spiels abgemeldet!
In der 69. Minute bekam der Franzose dann aber erstmals den nötigen Raum, um mit Tempo Richtung Strafraum vordringen zu können. Genau aus dieser Situation entstand ein Elfmeter für Real, weil Clemens Lenglet im Zweikampf mit dem 26-Jährigen nicht schnell genug war. Lenglet hätte meiner Meinung nach in dieser 69. Minute den Platz verlassen müssen, denn er verhinderte eine klare Torchance des Real-Neuzugangs. Schiedsrichter Szymon Marciniak entschied allerdings auf Gelb für die Barca-Leihgabe. Allerdings trat nicht Mbappé zum Elfmeter an, sondern Vinícius Júnior, der den Ball im Madrider Nachthimmel versenkte! Das hat fast schon an den Ramos-Elfmeter 2012 gegen die Bayern erinnert. Dieser Moment hätte ein Wendepunkt des Spiels werden können – doch das wurde er nicht. Dafür rückten später im Elfmeterschießen andere Spieler in den Fokus.
Auch Königlichen bewiesen ihre defensive Stabilität und ließen nach dem Blitztor von Gallagher ebenfalls wenig zu. Auffällig dabei war erneut Raúl Asencio, der vor allem mit einer Grätsche gegen Rodrigo de Paul in feinster Ramos-Manier (59.) entscheidendes Timing vorweisen konnte und den Argentinier abräumte. Doch auch Antonio Rüdiger und Fede Valverde, der als Rechtsverteidiger begann, sorgten für die defensive Stärke der Blancos.
Besonders beeindruckt hat mich die Leidenschaft, die Stimmung und natürlich die individuelle Qualität auf dem Rasen. Ich liebe diese Art von Fußballspielen. Es war hitzig, es wurde auf unfassbarem Niveau Fußball gespielt und die Stimmung war atemberaubend. So kann es doch in der Königsklasse gerne weitergehen!
Nach einer torlosen Verlängerung ging es für beide Teams ins Elfmeterschießen – wie auch schon im Champions-League-Finale 2016. Die Mannschaft von Carlo Ancelotti konnte erneut mit ihrer Erfahrung, Mentalität und Ruhe überzeugen – auch wenn beim Elfmeterschießen immer das nötige Glück dazugehört. Real Madrid macht eben das, was es in der Champions League so macht: Gewinnen.
Mbappé, Sörloth und Bellingham verwandelten zunächst sicher, dann war Julian Álvarez an der Reihe. Der Weltmeister traf zwar, doch nach seinem Schuss, berührte der Ball seinen Standfuß – der vermeintliche Treffer war entsprechend ungültig. Ein äußerst seltenes Szenario und vor allem für Atlético und Álvarez unfassbar bitter! Auf Real-Seite verschoss Lucas Vázquez. Valverde und Correa verwandelten ihre Elfmeter dann wieder sicher, bis Ex-Real-Spieler Marcos Llorente den Ball an das linke Lattenkreuz lenkte. Schließlich war es Antonio Rüdiger, der entscheidend verwandelte und somit den Schlusspunkt in Madrid setzte.
Die Fans und Spieler von Atlético Madrid waren sofort im Tal der Tränen, das merkte man ohne jeden Zweifel. Kapitän Jan Oblak zeigte sich nach dem Spiel extrem enttäuscht – mal wieder. Die Leistung von Simeones Mannschaft ist anzuerkennen, denn die Rojiblancos haben eine enorm starke Partie abgeliefert. Besonders intensiv waren bei Atlético die Zweikämpfe: Eine Szene, die bezeichnend dafür bezeichnend ist, war das Tackling von Reinildo gegen Rodrygo in der 75. Minute. Mit Risiko und voller Entschlossenheit verteidigen, ohne Rücksicht auf Verluste. Doch auch das Stellungsspiel der Simeone-Elf und die Kommunikation auf dem Platz stimmte. Ich habe höchsten Respekt vor der Leistung von Atlético Madrid!
Zwei verlorene Finals (2014, 2016), ein verlorenes Halbfinale (2017), ein verlorenes Viertelfinale (2015) und nun auch noch ein verlorenes Achtelfinale. Das ist die Champions-League-Bilanz von Atlético Madrid gegen die Königlichen. Aufgrund der großen Rivalität beider Vereine, muss der Schmerz der Atlético-Anhänger mittlerweile neue Sphären erreicht haben. Atlético Madrid hat tatsächlich noch nie die Champions League gewinnen können – und dafür hat Real mehrfach selbst gesorgt. Eine Geschichte, wie sie nur der Fußball schreiben kann. Eine Geschichte, die sich so wohl auch erstmal fortsetzen wird. Zynisch betrachtet könnte man jetzt die Frage in den Raum werfen, ob auf Atlético ein Fluch liege – zumindest wenn man auf Real Madrid trifft.
Im Viertelfinale wartet auf Real Madrid nun der FC Arsenal. Die Gunners konnten die Champions League ebenfalls noch nie gewinnen. Real Madrid ist man in der Champions League bisher nur im Achtelfinale 2006 begegnet.
Ich freue mich jetzt schon auf die kommenden Spiele und habe bereits eine Ahnung, wer am Ende im Halbfinale stehen wird.