90PLUS
·8. Mai 2025
Aufstiegseuphorie statt Versagensängsten? „Messias“ Funkel legt los

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·8. Mai 2025
Lob in der Presse, riesiger Fan-Andrang und „Messias“-Rufe: Heilsbringer Friedhelm Funkel (71) sorgt im emotionalen Umfeld des 1. FC Köln für neue Zuversicht. Seit seiner Ankunft am Geißbockheim versprüht der Rekordtrainer Aufstiegseuphorie statt Versagensängsten. Die erhoffte Funkel-Magie wirkt noch vor dem ersten Spiel und soll die nervösen Auftritte des Zweitligisten vergessen machen.
Die Vergangenheit? „Interessiert mich nicht.“ Druck? „Kein Thema.“ Der Aufstieg? „Unser Ziel“, bemühte sich Friedhelm Funkel, die zuletzt negative Perspektive beim 1. FC Köln wieder zu drehen: „Alle sprechen von Platz drei oder Platz vier: Wir können auch noch Erster werden.“ Für den ersehnten Wiederaufstieg ist ein Sieg in seiner ersten Bewährungsprobe beim 1. FC Nürnberg am Freitagabend unerlässlich.
Zur Vorbereitung setzt Funkel voll auf stoische Gelassenheit und seine Qualitäten als erfahrener Ratgeber. Mit mehr als einem Dutzend Spieler habe er sich schon ausgetauscht. „Ich glaube, dass da in der Kürze der Zeit ein gutes Vertrauensverhältnis gewachsen ist“, sagte Funkel. „Wenn er spricht, hört jeder zu. Das ist ein gutes Gefühl“, sagte FC-Keeper Marvin Schwäbe (30).
Auch die Kölner Anhänger haben offenbar einen besseren Eindruck als noch unter dem am Montag offiziell entlassenen Vorgänger Gerhard Struber (48). Mehrere Hundert Fans besuchten Funkels erste Einheit. „Der Messias is widder do“, war zu hören und auf einem Fan-Plakat zu lesen. Er wisse, „was er tut“, sagte Bochums Trainer Dieter Hecking (60) dem SID: „Natürlich gönnt man ihm das, mit seinem Herzensverein wieder aufzusteigen. Aber er wird noch zweimal 90 Minuten richtig bluten müssen.“
Drei Punkte beträgt der Vorsprung auf den Relegationsplatz derzeit. Der SC Paderborn und die SV Elversberg, jeweils mit einer besseren Tordifferenz ausgestattet, lauern auf einen erneuten Kölner Patzer. Mit dem Auswärtsspiel in Nürnberg und dem Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern stehen dem FC zwei schwierige Aufgaben bevor. Der Fokus soll dabei wieder mehr auf der Offensive liegen, die genaue Ausrichtung ist aber noch ungewiss. „Taktik wird in meinen Augen oftmals total übertrieben“, sagte Funkel. Ob Dreier-, Vierer- oder Fünferkette: „Du musst den Spielern das nur wirklich überzeugend rüberbringen.“
Das klappte auch 2021, als er den damaligen Bundesligisten vor dem Abstieg bewahrte. Vier Jahre später braucht Funkel für seinen rekordträchtigen siebten Bundesliga-Aufstieg einzig und allein Ergebnisse. Bleibt die Magie des „Messias“ auf dem Rasen aus, droht im nervösen Kölner Umfeld ganz schnell Blasphemie. (SID)
(Photo by Beautiful Sports/IMAGO)