Aumann vor Inter-Rückspiel: „Glaubt an Euch!“ | OneFootball

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FC Bayern München

·14. April 2025

Aumann vor Inter-Rückspiel: „Glaubt an Euch!“

Artikelbild:Aumann vor Inter-Rückspiel: „Glaubt an Euch!“

Raimond Aumann stand über zwölf Jahre beim FC Bayern zwischen den Pfosten. Im Dezember 1988 erlebte er nach eigener Aussage einen „Glanztag“ und hielt im Gastspiel bei Inter Mailand den Münchner Viertelfinaleinzug im UEFA Cup fest. Vor der Neuauflage des Duells am Mittwoch ist der „Held von San Siro“ überzeugt, dass seine Bayern nun Geschichte wiederholen können.

Raimond Aumann über ein ganz besonderes Comeback

Als Schiedsrichter Alexis Ponnet an einem kalten Novemberabend nach 90 Minuten abpfiff, waren die Bayern bedient. Trotz einer ordentlichen Leistung hatten sie das Achtelfinalhinspiel im UEFA Cup im heimischen Olympiastadion gegen das Star-Ensemble von Inter mit 0:2 verloren. Der Gedanke ans Weiterkommen war utopisch – und zudem ärgerte sie, dass in Lothar Matthäus und Andreas Brehme ausgerechnet zwei ehemalige Teamkollegen jetzt im Trikot des Rivalen feierten.


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Im Hinspiel in München behielten Andreas Brehme und Co. mit Inter noch die Oberhand. Das sollte sich im Rückspiel ändern ...

„Lothar wird es mir heute verzeihen. Andy, der leider nicht mehr unter uns ist, sowieso – aber die zwei haben sich danach von der Haupttribüne feiern lassen wie die Könige“, erinnert sich Raimond Aumann zurück: „Das war eine Zusatzmotivation für uns. Wir haben uns gesagt: Da wollen wir doch mal sehen, wer zuletzt lacht.“ Natürlich nicht nur wegen der beiden Ex-Bayern – aber in den zwei Wochen bis zum Rückspiel entwickelte sich bei den Bayern eine Jetzt-erst-recht-Haltung, die in einem der größten Comebacks der Vereinsgeschichte münden sollte.

Glaube an die eigene Stärke

Was die heutige Bayern-Generation am Mittwochabend im Mailänder Giuseppe-Meazza-Stadion erreichen will, gelang Aumann mit seinen Teamkollegen im Dezember 1988 an gleicher Stelle: eine Heimniederlage auf internationaler Bühne im Rückspiel doch noch umzubiegen. Wie groß die Aufgabe ist, zeigt, dass dem FCB dieses Kunststück in seiner langen Historie neben jenem Abend in San Siro nur ein weiteres Mal gelungen ist (1995 gegen Lokomotive Moskau). Bange ist Aumann dennoch nicht, dass seine Bayern Geschichte nun wiederholen können: „Ich kann ihnen nur eines raten: Glaubt an eure Qualitäten, die sind außergewöhnlich. Dann ist alles möglich.“

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Der Glaube an die eigene Stärke war letztlich das Einzige, was den Münchnern vor dem Rückspiel vor rund 37 Jahren geblieben war. „Wir wussten damals, dass keiner mehr einen Pfifferling auf uns setzt“, erinnert sich Aumann – gerade gegen eine italienische Mannschaft. Die Serie A sei zu jener Zeit vergleichbar mit der heutigen Premier League gewesen. Inter, das war das „Who’s who“ im Fußball, eine „Mega-Mannschaft“, das San Siro mit seiner besonderen Atmosphäre ein „absolutes Highlights-Stadion“, wie die langjährige Nummer eins des deutschen Rekordmeisters betont. Aber in Mailand „wollten wir zumindest einmal zeigen, dass wir Bayern München sind und uns so teuer wie möglich verkaufen“.

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Wenn man die beiden Kontrahenten damals eins zu eins gegenübergestellt hätte, dann „waren wir sicherlich nicht gerade der Favorit“, erklärt Aumann. Doch manchmal könne eben mannschaftlicher Zusammenhalt über die besseren Einzelspieler triumphieren. Heute sei die Ausgangslage aber ohnehin eine andere: „Bayern hat alle Möglichkeiten, in Mailand zu bestehen. Trotz der Verletzungsmisere haben sie immer noch einen sehr guten Kader. Und sie haben einen tollen Trainer.“

Genauso wie es Aumann und Co. damals in Jupp Heynckes hatten. „Er war zunächst genauso deprimiert wie wir, aber er hat uns dann aufgebaut und gesagt: ‚Jungs, wir können das schaffen!‘ Je näher das Rückspiel kam, desto mehr waren wir auch überzeugt, dass es machbar ist.“ Manager Uli Hoeneß legte sogar noch einen obendrauf und verdoppelte kurzerhand vor Anpfiff in Mailand die Prämien. „Das war natürlich nice to have“, sagt Aumann. Aber „mit Geld allein kannst du niemanden an so einem Tag motivieren. Wir waren selbst so angestachelt, das Unmögliche zu schaffen.“

Drei Tore binnen neun Minuten

Trotzdem waren die im Hinspiel noch unterlegenen Münchner auch ein bisschen überrascht, wie gut sie im San Siro dagegenhalten konnten – „inklusive Jupp“, meint Aumann. Schließlich habe man so etwas ja nicht planen können. Während für die Gäste alles zu laufen schien, ging aus Sicht der hochfavorisierten Hausherren alles schief. Den Bayern gelangen durch Roland Wohlfarth, Klaus Augenthaler und Jürgen Wegmann drei Tore binnen neun Minuten. Auf der anderen Seite musste Andy Brehme nach nur einer halben Stunde verletzt vom Platz. Doch Inter rappelte sich nochmal auf und konnte kurz vor dem Pausenpfiff durch Aldo Serena verkürzen. Ein weiteres Tor, und die Bayern wären raus gewesen – und so hieß es in den folgenden 45 Minuten nur noch: Inter Mailand gegen Raimond Aumann.

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Lothar Matthäus (r.) hatte im Rückspiel in Mailand meist das Nachsehen.

„In der zweiten Hälfte hat Inter mit den eigenen Fans im Rücken einen einzigen Sturmlauf veranstaltet“, erklärt der damalige Bayern-Keeper. Doch, „ich habe mich sehr wohl gefühlt. Für diese Spiele lebst du als Torwart.“ Aumann hielt in der Folge alles, was es zu halten gab – selbst scheinbar Unhaltbares. Einmal, so erinnert er sich zurück, habe Matthäus fünf, sechs Gegenspieler ausgespielt und sei „blank“ vor dem Tor gestanden: „Er hat natürlich seinen Vollspann ausgepackt und ich habe den Ball dann parieren können“, so Aumann. Die Szene hinterließ auch beim Gegner Eindruck. „Wie er den gehalten hat, weiß ich bis heute nicht“, staunte der damalige Inter-Verteidiger Giuseppe Bergomi noch Jahre später.

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„Es war das Spiel von Raimund Aumann – er war der Spieler des Spiels, daran kann ich mich noch gut erinnern“, betont auch der damalige Fehlschütze Lothar Matthäus. „Er hat die Bayern nach einer hervorragenden ersten Hälfte im zweiten Durchgang mit sieben oder acht Glanzparaden in die nächste Runde gehalten.“ Dank seines „Helden von San Siro“, wie Aumann später gefeiert wurde, hielt das bayerische Abwehrbollwerk stand und die Gäste brachten das 3:1 über die Zeit. Sie hatten Historisches geschafft und waren eine Runde weiter. „Weil es eigentlich unmöglich gewesen ist, reden die Menschen heute noch davon“, sagt Aumann: „Und das macht uns alle, die dieses Fußballwunder vollbracht haben, schon auch ein bisschen stolz.“

Blaupause für die heutige Bayern-Generation

Ganz so groß sind die Begrifflichkeiten bei der Neuauflage des Duells am Mittwochabend aber nicht. Es brauche nach dem 1:2 im Hinspiel kein Wunder, sondern nur einen Sieg, meinte etwa Joshua Kimmich und sprach damit auch Raimond Aumann aus der Seele. „Sie müssen nur ein Tor aufholen. Und dann möchte ich doch mal bitte sehen, was passiert, wenn der FC Bayern in Führung geht. Dann ist alles offen.“ Der 61-Jährige ist daher fest davon überzeugt, dass Harry Kane, Kimmich und Kollegen es ihnen gleichtun und das Hinspielergebnis noch drehen werden.

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Am Mittwochabend wollen es Thomas Müller und Kollegen ihren Vorgängern nachmachen und in Mailand gewinnen.

„Natürlich wird es wahnsinnig schwer, dort zu bestehen. Aber ich glaube, dass es unsere Mannschaft schaffen kann, wenn sie sich auf sich konzentriert und alles in die Waagschale legt.“ Alle im Verein haben schließlich den Traum vom ‚Finale dahoam‘ am 31. Mai, meint Aumann, dafür müsse man dann eben auch mal eine Hinspielniederlage wettmachen. „Die Mannschaft ist dazu in der Lage, und ich traue ihr zu, in Mailand weiterzukommen“, unterstreicht Aumann. Denn eines weiß der Keeper nicht erst seit seinem großen Abend in San Siro: „Abgerechnet wird bekanntlich am Schluss.“

Warum die Bayern immer noch gute Chancen auf das Weiterkommen haben, lest Ihr in den Zahlen & Fakten zur Partie:

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