90PLUS
·22. September 2024
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·22. September 2024
Der Sonntagabend bot in der Ligue 1 ein namhaftes Duell. Olympique Lyon empfing das sehr gut in die Saison gestartete Olympique Marseille und verlor nach dramatischer Nachspielzeit trotz über 85-minütiger Überzahl – Leonardo Balerdi hatte frühzeitig Gelb-Rot gesehen – mit 2:3.
Welche Brisanz im Choc des Olympiques zeigte bereits der erste Zweikampf. Leonardo Balerdi rauschte in Correntin Tolisso hinein und sah nach 17 (!) Sekunden vollkommen zurecht die Gelbe Karte. Jener Balerdi stellte sich wenig später im Zweikampf mit Alexandre Lacazette erneut ungeschickt an und brachte diesen zu Fall, Schiedsrichter Benoit Bastien zögerte keine Sekunde und zeigte Gelb-Rot (5.). Für den Argentinier, der zugleich OM-Kapitän ist, war die Partie damit nach gerade einmal 272 Sekunden wieder beendet.
In der Folge baute Olympique Lyon weiter Druck auf. Die nächste spektakuläre Szene ereignete sich in der zehnten Minute, als ein Eckball vor die Füße von Gift Orban fiel, dieser setzte zum Fallrückzieher an und traf die Latte. Knappe 180 Sekunden später tauchte der von Tolisso bediente Orban frei vor Geronimo Rulli auf, der jedoch rechtzeitig die Beine schloss und abwehren konnte. In der 19. Minute schickte Nemanja Matic mit einem feinen Chipball Tolisso auf die Reise, der Rulli umkurvte, aber kein Vorbeikommen am kurz vor der Linie klärenden Valentin Rongier – aus taktischen Gründen für Amine Harit gekommen (11.) – fand.
Die Gäste befanden sich nahezu ausschließlich in der Defensive. Einen ersten Gegenstoß fuhren sie in Minute 24, als sich Mason Greenwood auf der linken Seite durchsetzte, seine flache Hereingabe erreichte Rongier, dessen hohen Abschluss Lucas Perri zur Ecke abwehrte. Danach besaß OL weiter wesentlich mehr Feldanteile, doch im letzten Drittel mangelte es an Präzision. Als Lacazette dann frei auf Rulli zulief, entschied er sich gegen den Abschluss. Stattdessen suchte er den mitgelaufenen Orban, ohne diesen zu erreichen (41.).
Auf der Gegenseite hätte ein Eckball beinahe zum 0:1. Dieser landete nämlich bei Elye Wahi, der aus der Drehung schoss und Perri überwand, doch er hatte die Rechnung ohne Tolisso gemacht, dem es gelang dem Ball mit großem Einsatz von der Linie zu klären. Tolisso war auch am letzten Aufreger des ersten Abschnitts beteiligt: Diesmal köpfte er Rongier aus kurzer Distanz an die Hand, Bastien entschied unter großen OL-Protesten auf Eckball, ehe er sich nach Ansicht der Bilder korrigierte. Den Elfmeter schnappte sich Lacazette, dessen zu mittigen Schuss Rulli parierte, den Nachschuss setzte er über das Tor. Somit ging es torlos in die Halbzeitpause.
Der zweite Durchgang begann zwar nicht kurios wie der erste, lieferte aber auch nennenswerte Szenen, etwa in Minute 53: Clinton Mata eroberte an der Seitenlinie einen bereits verloren geglaubten Ball gegen Rongier, flankte in die Mitte, wo Duje Caleta-Car – zwischen 2018 und 2022 noch bei OM aktiv – zum 1:0 einköpfte. Lacazette hätte anschließend nach Zuspiel von Ainsley Maitland-Niles, der zuvor einen starken Antritt hinlegte, nachlegen können, doch er scheiterte wieder am hervorragend aufgelegten Rulli (58.).
Olympique Lyon hätte längst deutlicher führen können, stattdessen hielt es seinen Kontrahenten im Spiel. Und OM machte in Minute 69 wieder auf sich aufmerksam: Luis Henrique steckte nicht unbedingt bewusst auf den zur Pause gekommenen Pol Lirola durch, der Nicolas Tagliafico entwischte und vor Perri überlegt zum 1:1 vollendete. Die Hausherren arbeiteten an einer schnellen Antwort, besonders der erst gerade gekommene Ernest Nuamah, dessen Schlenzer um Zentimeter am linken Eck vorbeirauschte (76.)
Die Gäste lauerten weiter auf Konter. Möglichkeiten dazu ergaben sich gelegentlich. In der 82. Minute brachte es OM zu Ende, die Hereingabe von Lirola verwertete Ulisses Garcia per Aufsetzer zum ebenso überraschenden wie umjubelten 1:2. Danach musste OM einige Schreckmomente überstehen. Georges Mikautadze vergab sowohl per Kopf als auch per Fallrückzieher aus kurzer Distanz. In der vierten Minute der Nachspielzeit erreichte eine flache Hereingabe Rayan Cherki der den Ball aus kurzer Distanz über die Linie drückte – 2:2.
Doch damit nicht genug, denn das letzte Wort des Abends hatte Olympique Marseille in Person von Jonathan Rowe, den ein ungenaues Perri-Zuspiel erreichte. Daraufhin zog er nach innen und krönte einen atemberaubenden Fußballabend mit einem maßgenauen Schuss ins rechte untere Eck, gleichbedeutend mit dem 2:3-Endstand.
Lyon: Perri,-Mata, Caleta-Car, Tagliafico,-Maitland-Niles, Veretout (67. Caqueret), Matic (83. Cherki), Tolisso (75. Fofana), Abner (75. Nuamah),-Orban, Lacazette (67. Mikautadze)
Marseille: Rulli,-Balerdi, Kondogbia, Brassier, Murillo,-Koné (67. Garcia), Höjbjerg,-Henrique (79. Rowe), Harit (11. Rongier), Greenwood (79. Maupay),-Wahi (46. Lirola)
Tore: 1:0 Caleta-Car (53.), 1:1 Lirola (69.), 1:2 Garcia (82.), 2:2 Cherki (90+4.), 2:3 Rowe (90+6.)
Gelb-Rote Karte gegen Balerdi (Marseille, 5.)
Lacazette scheitert mit Handelfmeter an Rulli (45+7.)
(Photo by Nigel Roddis/Getty Images)