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·28. Dezember 2024
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Simon Bartsch
28. Dezember 2024
Auch wenn die Kölner an der Tabellenspitze überwintern, ein wirklich erfolgreiches Jahr war es nicht für den 1. FC Köln: Das sagt Christian Keller im Interview mit dem FC zum Krisenjahr, der Kritik an seiner Person und seinen Highlights.
Christian Keller vom 1. FC Köln (Foto: Maja Hitij/GettyImages)
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Die Freude über die Herbstmeisterschaft war den Spielern nach dem 1:0-Erfolg über Kaiserslautern anzusehen. Auch Christian Keller wird eine Spur von Erleichterung gespürt haben. Denn der FC blickt auf ein besonders herausforderndes Jahr zurück. Ein Jahr mit mehr Tiefschlägen als Erfolgsmomenten und darüber täuscht wohl auch nicht der Gewinn der Herbstmeisterschaft hinweg. Für die Geißböcke war es – wenn auch selbst verschuldet – aber auch alles andere als ein einfaches Jahr. Der FC ist ohne große personellen Veränderungen in die Rückrunde gestartet, einzig auf dem Trainerposten konnte mit Timo Schultz nachgerüstet werden. Doch auch der Ostfriese konnte das Ruder nicht mehr herumreißen.
Dabei hatten die Kölner bis zum Schluss noch Hoffnung. Auch Christian Keller war fest davon überzeugt, dass die Kölner den Abstieg noch verhindern könnten. „Ein Punkt war sicher, dass wir zu ungünstigen Zeitpunkten viele Verletzte hatten, wenn ich nur daran denke, wie wenig Spiele Luca Waldschmidt, Davie Selke und Mark Uth zusammen in der Rückrunde bestreiten konnten“, erklärt Christian Keller im Interview mit dem FC die Gründe. „Ein weiterer Faktor war, dass etliche Spieler mit der Drucksituation, unbedingt gewinnen zu müssen, nicht umgehen konnten. Nur so kann eine Nicht-Leistung wie in Heidenheim und auch einigen anderen Spielen davor zustande kommen. Die Spieler wollten grundsätzlich alle, aber sie konnten oftmals nicht, weil der Kopf die Beine schwer gemacht hat. Auch die Transfersperre war ein Faktor. Wir konnten im Sommer nicht so gezielt agieren, wie wir uns vorbereitet hatten und im Winter dann gar nichts mehr machen.“
Und so kassierten die Kölner gegen Heidenheim am letzten Spieltag die bittere Pleite, die gleichzeitig den Abstieg bedeutete. „Leider hat man nach fünf Minuten in diesem Spiel schon gesehen, wohin es läuft“, sagt Keller nun. „Es war dann gar nicht in erster Linie Enttäuschung, es war eher eine Fassungslosigkeit über unsere Leistung in einem so wichtigen Spiel. In den Tagen danach hat es mich dann richtig angekotzt, weil der Abstieg natürlich nicht meinem Selbstverständnis entspricht. Das hat mich auch wütend gemacht.“ Doch die FC-Verantwortlichen nahmen die Situation als Herausforderung. Und das, obwohl zahlreiche Schreckensszenarien an die Wand geworfen wurden. „Ich war sicher, dass die wesentlichen Protagonisten Verantwortung übernehmen und am Schluss diese Verantwortungsübernahme auch positive Effekte auf die ganze Mannschaft haben wird. Der eine oder andere Spieler hätte trotz einer schlechten vergangenen Saison sicher Optionen gehabt, den FC auch zu verlassen.“
Doch die meisten Spieler blieben bekanntlich. Und der FC legte mit einer ungeahnten Offensiv-Wucht los, war aber in der Defensive zu anfällig. Unterm Strich standen trotz Offensivspektakel zu wenig Punkte. „Es hat sich aber schon in der Vorbereitung gezeigt, dass die Spieler nach dem Abstieg noch einen mentalen Rucksack mit sich rumschleppten. Es war fast eine Art Angst vor dem Gewinnen. Das Magdeburg-Spiel war dabei ein Knackpunkt“, sagt Keller. „Wir waren kurz davor, dass wir wieder ein Selbstverständnis für unser Spiel und darüber auch eine Selbstverständlichkeit im Gewinnen entwickeln, das heißt, dass wir daran glauben, mit unserer Art und Weise konstant erfolgreich sein zu können.“ Gerade die Begegnungen gegen Magdeburg und Düsseldorf seien nicht sonderlich hilfreich in Bezug auf das Selbstvertrauen gewesen.
Die Phase der Saison gipfelte in den Begegnungen gegen Darmstadt und Paderborn und damit auch in der heftigen Kritik an Gerhard Struber und eben Keller. „Ich glaube, es ging in dieser Phase nicht um diese beiden Niederlagen, sondern um den über einen längeren Zeitraum aufgestauten Unmut“, sagt Keller, der den Frust der Fans nachvollziehen kann, auch, wenn gerade er in den Sozialen Medien sehr hart angegangen wurde. „Die Menschen kritisieren nicht mich als Person, weil sie mich als Person zumeist gar nicht kennen und bewerten können. Die Kritik richtet sich auf meine Funktion. Dabei hilft mir ein hohes Maß an Resilienz. Ich habe früh in meinem Leben gelernt: Wenn du Sachen gravierend verändern musst, dann machst du a) nicht alles richtig, dann wird es b) auch eine Zeit dauern, bis die Veränderungen auch im Ergebnis sichtbar sind und deshalb muss du c) viel Ausdauer, Widerstandsfähigkeit und Überzeugung vorleben.“
Komplett kalt lässt den Sportdirektor die Kritik aber nicht. „Mich berührt es am meisten, wenn ich sehe, dass es mein Umfeld berührt. Das beginnt natürlich bei der Familie. Meine Eltern waren beim Paderborn-Spiel zum ersten Mal seit längerer Zeit wieder im Stadion. Das war für sie natürlich kein Vergnügen“, so Keller. „Es geht weiter mit dem Freundeskreis und in die Belegschaft rein. Ich selbst weiß, worauf ich mich eingelassen habe. Mir macht das nichts aus und wenn es mich doch einmal trifft, dann mache ich Sport und danach geht es mir wieder besser. Wenn mir diese Kritik etwas ausmachen würde, dann könnte ich den Job nicht machen.“
Doch es gab für den Sportdirektor auch positive Momente. „Der Pokalsieg in Sandhausen war ein toller Moment, als ich die Mannschaft nach langer, langer Zeit einmal wieder total freudig und ausgelassen gesehen habe“, sagt der Sportdirektor und nennt zudem auch das Krisengespräch der Spieler nach dem Abstieg, als diese Verantowrtung übernahmen, genauso wie die Anteilnahme an der Verletzung von Luca Kilian. „Losgelöst von einzelnen Momenten war es für mich schön, wie die wesentlichen Protagonisten in schwierigen Phasen zusammengehalten haben. Es geht um die Sache und nicht um mich oder andere Personen. Das würde ich über das Jahr 2024 schreiben.“
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