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Lennard Bacher·11. Juli 2023
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Lennard Bacher·11. Juli 2023
Was haben der Transfer von Bebé zu Manchester United und ein betrunkener Mallorca-Tourist am Ballermann gemeinsam? Nun, beide wachen irgendwann auf, beide maßlos überfordert – und beide wissen irgendwie nicht, wie sie dort hingekommen sind, wo sie sich gerade befinden.
Das soll keine plumpe Häme gegenüber Bebé sein, aber die Idee „Wir holen einen 20-Jährigen ohne ein Profi-Pflichtspiel für neun Millionen Euro“ wirkt im Nachhinein eher, als sei sie vom Restalkohol an der Playa getrieben, statt Trainer-Legende Sir Alex Ferguson gefällt.
Die Geschichte Bebés hatte schon einen American-Dream-Charakter. Aus einem Lissabonner Waisenhaus über Amateur-Turniere bis hin in die erste portugiesische Liga zu Vitória Guimarães ging der schnelle Aufstieg des gebürtigen Portugiesen. Guimarães sicherte sich den damals 20-Jährigen für aus heutiger Sicht mickrige 50.000 Euro und band ihn für fünf Jahre mit einer Ausstiegsklausel von neun Millionen Euro.
Bebé hatte dort auch eine sehr erfolgreiche Zeit. Für genau sechs Testspiele. Da kam United ins Spiel und ohne je ein einziges Pflichtspiel des jungen Flügelstürmers gesehen zu haben, legten die Red Devils das Geld auf den Tisch und zack war Bebé ganz oben im Klubregal angekommen.
Aber es griff das Prinzip, das einem Mutti damals aufgezeigt hatte, wenn man sich binnen Sekunden dazu entschieden hatte, etwas zu kaufen, was am Ende völliger Schrott war: „Du hättest eine Nacht drüber schlafen sollen.“ Denn Sir Alex Ferguson gab selber zu: „Ich wusste, dass Real Madrid in der Schwebe war und Benfica auch. Es war eine dieser Entscheidungen, die schnell getroffen werden mussten.“
In dem Fall vielleicht zu schnell. Denn Bebé war nicht nur sportlich alles andere als bereit für den Schritt. „Ich habe Manchester United nie ernst genommen und nie ein Wort davon verstanden, was Alex Ferguson sagte“, gab der Flügelstürmer einst in einem Interview mit ‚maisfutebol.iol.pt‘ zu.
Seine Statistiken für United spiegeln das wider. Innerhalb von vier Jahren machte Bebé sieben Pflichtspiele und traf immerhin zwei Mal. Auch bei seinen zahlreichen Leihen blühte er nie wirklich auf, seine Transferhistorie könnte ein ganzes Buch füllen. Zuletzt war er von Rayo Vallecano zu Real Saragossa ausgeliehen worden. In die zweite spanische Liga.
Wenn wir heute von Transfer-Missverständnissen wie Eden Hazard zu Real Madrid, Renato Sanches zum FC Bayern oder Memphis Depay zum FC Barcelona reden, dann sollten wir die Urmutter der Transfer-Missverständnisse im Kopf behalten – Bebé zu ManUnited. Denn hier wirkte es, als hätte wirklich niemand so recht gewusst, was er da tut. Und das passiert Touristen an der Schinkenstraße ja durchaus auch immer mal wieder.
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