FC Bayern München
·27. Januar 2025
FC Bayern München
·27. Januar 2025
Für Dominika Škorvánková erfüllte sich noch als Jugendliche ein Kindheitstraum und sie wechselte in eine der allerersten Frauenmannschaften von ŠK Slovan Bratislava. Später wurde die über 125-fache Nationalspielerin elfmal Fußballerin des Jahres in ihrer Heimat, spielte in Österreich, in Deutschland drei Jahre für den FC Bayern sowie in Frankreich, ehe sie sich 2023 dem FC Como Women in der höchsten italienischen Spielklasse anschloss. Ein Gespräch über München, die Liebe zum FC Bayern und zu Slovan Bratislava sowie die klitzekleine Chance auf eine Sensation in der Champions League.
Am späten Nachmittag des 1. Juli 1990 saß Vladimir Weiß im Giuseppe-Meazza-Stadion die volle Spielzeit über auf der Bank. So wie am Mittwochabend wieder, wenn er mit Slovan Bratislava im letzten Gruppenspiel der Champions League beim FC Bayern antreten muss. Damals, beim Viertelfinal-Aus gegen den späteren Weltmeister Deutschland, war Weiß noch Nationalspieler der damaligen Tschechoslowakei. 35 Jahre später ist er Cheftrainer des slowakischen Serienmeisters. Sein Sohn Vladimir Weiß ist als Kapitän verlängerter Arm und Namensvetter des Vaters – doch ausgeschieden ist Slovan Bratislava nach sieben Niederlagen in sieben Champions League-Partien bereits seit längerem.
„Es hat trotzdem Spaß gemacht, ungeachtet der Niederlagen dieser Mannschaft dabei zuzusehen, wie sie sich von Spiel zu Spiel entwickelt hat“, sagt Dominika Škorvánková. Die 33-Jährige bestritt über 125 Länderspiele für die Slowakei, wurde elfmal Fußballerin des Jahres in ihrer Heimat. Für den FC Bayern war die Mittelfeldspielerin von 2017 bis 2020 am Ball (über 70 Einsätze). Derzeit läuft sie in der Lombardei für das 2019 gegründete Projekt FC Como Women auf, einen reinen Frauenfußballklub. „Der FC Bayern ist immer noch fest in meinem Herzen, ich verfolge vor allem die Frauenmannschaft in Liga und Europapokal.“ Nach München kommt sie allerdings nicht mehr so oft, auch nicht zum bevorstehenden Champions League-Spiel der Männer: „Leider habe ich Training und kann mir nicht zwei Tage freinehmen“, sagt Škorvánková. Am Wochenende geht es mit dem FC Como schließlich gegen Lazio.
Dominika Škorvánková im Trikot des FC Bayern
Wie Škorvánková steht ein großer Teil der Slowakei sehr leidenschaftlich hinter dem Športovy Klub Slovan: 14 Mal war der Club aus der Hauptstadt Meister, zuvor schon acht Mal Titelträger in der Tschechoslowakei. Zehn Siege feierte Slovan im nationalen Pokal und vor allem: den Gewinn des Europapokals der Pokalsieger 1968/69 in Basel gegen den FC Barcelona mit 3:2. „Jeder Junge und jedes Mädchen, das Fußball spielt, träumt seitdem davon, einmal für Slovan aufzulaufen“, sagt Dominika Škorvánková: „So war das auch bei mir.“ Ihr Traum erfüllte sich als Zwölfjährige, über sieben Jahre blieb sie in Bratislava, studierte neben dem Fußball an der Universität und besuchte Eishockey- und Fußballspiele – „wenn, dann immer nur von Slovan“.
Im August 2024, auf Heimaturlaub sozusagen, erlebte sie hautnah das Playoff-Rückspiel mit, als ŠK Slovan den dänischen Meister FC Midtjylland mit 3:2 schlug und sich erstmals überhaupt für die Gruppenphase der Champions League qualifizieren konnte. „Die Begeisterung, die Leidenschaft waren unglaublich“, sagt Škorvánková. Zuvor hatte Bratislava den nordmazedonischen FC Struga, die slowenische Mannschaft NK Celje und den zypriotischen Meister APOEL Nikosia bezwungen, ehe es gegen Midtjylland um alles ging. Was folgte, war der größte internationale Erfolg für den Club seit sehr langer Zeit – zwischen 2004 und 2006 war ŠK Slovan kurzzeitig sogar abgerutscht bis in die zweite Liga. MŠK Zilina drohte mit seiner Jugendakademie dem Traditionsverein den Rang abzulaufen – aktuell aber steht Slovan in der Liga mit drei Punkten Vorsprung wieder auf Rang 1.
Dominika Škorvánková (re.) im Trikot des FC Como Women
Wenn der slowakische Serienmeister am Mittwoch in der Allianz Arena auf den FC Bayern trifft, gibt es gerade in der Offensive viele spannende Namen. Róbert Mak (33) stand in seiner Zeit beim 1. FC Nürnberg dreimal gegen den FC Bayern auf dem Feld (zwei Niederlagen, ein Remis). In dieser Spielzeit kommt Mak wettbewerbsübergreifend auf acht Tore. Noch effektiver sind nur der Armenier Tigran Barseghyan (31) und David Strelec (23). Strelec erzielte bereits 15 Treffer, Barseghyan sogar 17. Strelec stammt aus der Slovan-Jugend und hat über Italien den Weg zurück nach Bratislava gefunden. Ebenfalls im Slovan-Nachwuchs ausgebildet wurde Nino Marcelli (19). Der Marktwert des Toptalents liegt laut Transfermarkt.de bei rund fünf Millionen Euro – gegen den AC Milan erzielte er ein Traumtor per Fernschuss. Die Kreise von Marko Toli gilt es für den FC Bayern im schnellen Umschaltspiel Bratislavas einzudämmen: Mit 15 Torauflagen ist der 28-jährige Kroate der beste Vorbereiter der Gäste. In der Defensive hat der Österreicher Kevin Wimmer bereits Erfahrung mit dem deutschen Rekordmeister. Mit dem 1. FC Köln und Hannover 96 spielte er bereits vier Mal gegen den FC Bayern, seine Bilanz: 2:13 Tore, null Punkte.
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Dominika Škorvánková rechnet ŠK Slovan keine großen Chancen aus gegen den FC Bayern. „Die größte Zeit liegt international lange zurück, noch zu Zeiten der Tschechoslowakei“, sagt die Profi-Fußballerin. Sie hofft, dass die erstmalige Qualifikation für die Königsklasse nach zwei Jahren in der Conference League ein großer Schritt hin zu neuem Glanz werden wird für Bratislava – eine malerische Stadt mit gut 500.000 Einwohnern an der Donau, die berühmt ist für ihre eindrucksvolle Architektur und einen historischen Ortskern aus dem 18. Jahrhundert, der nur für Fußgänger zugänglich ist.
„Man hat Spiel für Spiel gesehen, was die Erfahrung in der Champions League ausmacht“, sagt Škorvánková: „Spiel für Spiel wurde Slovan besser und besser.“ Gegen den großen Favoriten aus Deutschland, sagt sie aber auch, wird es sehr wahrscheinlich nicht reichen – auch weil die slowakische Liga noch bis 8. Februar in der Winterpause steckt, Bratislava den Wettkampfmodus erst wieder finden muss. Wobei: „Wenn ich Spieler von Slovan wäre, dann wüsste ich auch: Jedes Spiel beginnt 0:0. Und es gibt kaum geilere Spiele als in der Allianz Arena – das ist unser letztes Champions League Spiel der Saison: Das musst du jetzt genießen und noch einmal absolut alles versuchen.“
Die Fakten zur Partie zwischen Bayern und Bratislava: