Dragovic im Interview: „Acimovic war meine Vaterfigur!“ | OneFootball

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Österreichische Fußball-Bundesliga

·20. September 2024

Dragovic im Interview: „Acimovic war meine Vaterfigur!“

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Dragovic im Interview: „Acimovic war meine Vaterfigur!“

20. September 2024 in ADMIRAL Bundesliga

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Austrias Aleksandar Dragovic über seinen violetten Mentor, warum nur 3 in Österreich harte Kritik üben dürfen, die Austria wieder in die Top-3 muss und es nichts Geileres gibt, als wenn dich bei einem Auswärtsderby im vollen Stadion 80 Prozent der Fans hassen.


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Einmal durch halb Fußball-Europa und wieder retour. Nach 13 Jahren ist Aleks Dragovic wieder bei seiner Austria. Mit der Erfahrung von neun nationalen Meistertiteln und 100 Länderspielen am Buckel hat er auch mit 33 Jahren noch einiges vor und will die Austria wieder zu einem Spitzenteam machen. Wie weit sie auf diesem Weg schon Fortschritte gemacht hat, wird sich die nächsten 7 Tage zeigen, denn da warten mit Rapid (So. 17 Uhr), Sturm (Mi. 18:30 Uhr) und Salzburg (Sa. 17 Uhr) gleich die drei größten Kaliber. Auf was hast du dich bei deiner Rückkehr zur Austria am meisten gefreut?

Auf das Stadion und wieder am Fußballplatz zu stehen. Die zwei Monate davor waren keine leichte Zeit, ohne Verein und nicht zu wissen, wo die Zukunft hingeht. Bei der Austria war ich schon mit meinem sechsten Lebensjahr, hab alle U-Mannschaften durchgemacht – es war immer irgendwo mein Ziel, hier auch aufzuhören. Man weiß ja nie, ob das auch eintreten wird und was der nächste Tag bringt. Deshalb war ich sehr froh zurückzukommen und auch sehr aufgeregt, wieder in der Generali Arena zu spielen. Da hat sich ja einiges verändert – alleine bei den Zuschauern. Bei meiner ersten Austria-Zeit waren aufgerundet 5000 Fans da – jetzt sind wir schon bei 10.000 – 12.000. Großes Kompliment an die Fans, vor allem nachdem die letzten zwei Jahre nicht so berauschend waren.

Wie sehr freust du dich schon auf dein erstes Wiener Derby seit einer Ewigkeit?

Natürlich sehr, weil ein Derby hat immer eigene Gesetze und ist für die Fans enorm wichtig. Trotzdem darf man sich nicht zu verrückt machen. Ich hab ja mit Roter Stern drei Jahre Belgrader Stadtderbys gegen Partizan erlebt, da bin ich einiges gewohnt – da gelten nochmal andere Regeln als hier. Einmal haben sie mit der Drohne versucht, beim Training unsere Taktik rauszufinden. Oder die Fans haben gefordert, dass wir die Trikots ausziehen. Ich hab da immer schon für eine Woche mehr eingekauft, für den Notfall, dass wir verlieren. Zum Glück hab ich nur eines verloren. Die akzeptieren keine Niederlage. Bei Derbys bin ich abgehärtet. Was gibt es schöneres und geileres, als in einem vollen Stadion zu spielen, wo dich 80 Prozent der Fans hassen?

Du hast in deiner Auslandskarriere neun Meistertitel geholt: 3 in Serbien, 2 in der Ukraine und 4 in der Schweiz. Welcher war am schönsten?

Natürlich ist der erste immer etwas besonderes. Der war mit dem FC Basel. Damals haben wir vorher noch mit der Austria gegen Sturm um den Titel gekämpft und den kürzeren gezogen. Wegzugehen war eine schwere Entscheidung, weil ich wollte eigentlich mit der Austria vorher noch den Titel holen. Umso schöner war es dann, das mit Basel zu schaffen. Natürlich waren die Roter Stern Fans überragend, wie die gefeiert haben, da ist Fußball wirklich Religion. Da musst du Meister werden. Sie verlangen sehr viel, geben aber auch sehr viel. Natürlich will ich auch noch gern mit der Austria einen feiern, auch wenn ich weiß, das wird nicht einfach.

Wie sind deine Erinnerungen an deinen Cupsieg mit der Austria? Du warst erst 18 und bist im Finale in der Verlängerung eingewechselt worden.

Ja, in Mattersburg gegen die Admira. Davon träumst du natürlich. Wobei: Priorität hatte für mich immer die Meisterschaft. Überall wo ich war. Der Cupsieg war trotzdem wunderschön, schade, dass ich ihn nicht so extrem feiern konnte, weil ich dann gleich zum Nationalteam musste. Da wollte ich nicht mit großen Augenringen zum Lehrgang gehen, also ging es nicht bis in die Morgenstunden, wie man das sonst so kennt.

Jetzt bist du selbst ein Leithammel bei der Austria. Wer waren für dich als Junger die Spieler, an denen du dich orientiert hast?

Acimovic, Majstorovic und Bazina haben sehr auf mich geschaut, also eher die Jugo-Fraktion. Acimovic hat sich sehr um mich gekümmert, auch abseits vom Platz, ich hab auf ihn aufgeschaut, er war für mich der beste Fußballer bei der Austria – schade ist nur, von seinen Fähigkeiten hätte er eine noch viel größere Karriere machen können. Aber im Fußball brauchst du neben Talent auch Glück und musst zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Er war meine Vaterfigur. Für mich eine der besten, die je in Österreich gespielt haben. Auch wenn jeder das anders sieht.

Die Austria hatte vor allem in der Abwehr große Probleme. Jetzt ist die Euphorie mit dir groß. Wie gehst du damit um?

Ich hab eh schon gesagt, ich bin nicht David Copperfield. Wir können nur zusammen als Mannschaft mit den Fans und dem Trainerteam Erfolg haben. Natürlich bringe ich meine Erfahrung und Expertise mit – heutzutage sind im Fußball so viele Details entscheidend, weil laufen, kämpfen, kratzen kann heute schon jeder. Taktisch sind alle auch schon sehr gut. Deshalb musst du überall noch mehr ins Detail gehen. Ein Prozent mehr hier, eines dort. Das gibt den Ausschlag, ob du ein Spiel gewinnst. Daran müssen wir arbeiten und uns täglich als Spieler und Menschen verbessern.

Wo hat es aus deiner Sicht defensiv zuletzt gehapert?

So Gegentore wie gegen Altach nach einem Einwurf oder das halbe Eigentor gegen den LASK, das darf uns nicht passieren. Das sind ärgerliche Gegentore, aber aus denen lernt man und wird größer. Wir müssen einfach alle immer Ruhe bewahren und weiter an uns glauben. Vielleicht auch ein paar Meter zurückgehen, weil in Österreich redet jeder nur noch von hoch stehen und Pressing gegen den Ball, aber Fußball besteht auch aus dem Spiel mit Ball. Deshalb muss man da eine gute Mischung finden. Da haben wir angesetzt. Wir sind auf einem guten Weg, aber noch nicht da, wo ich hin will und wo die Austria hingehört.

Du hast schon vor deinem Wechsel gemeint, die Austria gehört wieder in die Top-3. Wie schwer wird das?

Was ist schon leicht im Leben? Egal ob im Fußball, Tennis, Basketball oder im normalen Berufsleben. Wenn man nach oben will, wird die Luft immer dünner. Es wird dir nichts geschenkt. So ist es auch bei der Austria – es muss unser Ziel oder Anspruch sein, in die Top-3 zu kommen, auch wenn es heuer noch nicht gelingen sollte. So müssen wir leben, schlafen, trainieren und an ein unseren Baustellen arbeiten. Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut. Man kann aber auch nicht immer auf die Zukunft verweisen, die Fans wollen jetzt was sehen am Platz, deshalb müssen wir mittelfristig wieder in die oberen Plätze – wie ist mir egal. Hauptsache, wir schaffen das.Wieviel Sorge hattest du um deine Austria wegen der finanziellen Situation, die ja auch jetzt immer noch schwierig ist?

Es wird auch immer viel von außen interpretiert, man weiß dann nie genau, was innen passiert. Aber die Austria ist ein Traditionsklub, wie Rapid auch. Die Austria wird es immer geben, auch wenn sie nicht so wie andere Vereine finanziell dasteht. Es hilft nichts, man muss nach vorn schauen. Wenn jeder seine Aufgabe erfüllt, für die er bezahlt wird, mach ich mir um die Austria keine Sorgen.Du hast lange in der Ukraine gespielt – dort schlagen jetzt Raketen ein. Was sind deine Gedanken dazu?

Ich will generell nicht so viel dazu sagen. Aber natürlich ist es nicht schön, dass Krieg herrscht. Egal, ob zwischen Russland und der Ukraine oder mit Israel und dem Gazastreifen. Jeder sollte eine friedliche Welt haben, egal ob man jetzt Christ ist oder Moslem, Orthodoxer oder Jude.

Du hast in so vielen Ländern gespielt. Gibt es ein Land, in dem du noch gern gekickt hättest?

Italien, ja. Ich wäre vorletztes Jahr ja fast bei Dejan Stankovic bei Sampdoria gelandet. Hat nicht sollen sein. Ich bin aber keiner, der dem nachtrauert. Man weiß nie, was das Leben bringt und wer weiß, für was es gut war.

Du bist auch als Zeitungskolumnist aktiv. Wie taugt dir die Rolle?

Als Fußballer sieht man andere Sachen, als Außenstehende. Es ist eine schöne Aufgabe, es von der anderen Seite zu sehen. Es ist aber auch nicht leicht, immer was zu sagen, weil ich weiß, auch als Fußballer kann man einen schlechten Tag haben. Für mich gibt es nur drei Leute in Österreich, die explizit harte Kritik äußern dürfen. Das sind Herbert Prohaska, Hans Krankl und David Alaba. Das sind die, die eine Weltkarriere gemacht haben und über allen stehen.

Du hast es auf 100 Teamspiele gebracht. Wie schwer war es, bei der EM nur zuzuschauen?

Naja, dass ich nicht mehr dabei bin, ist jetzt schon zwei Jahre her. Am Anfang hat's mich schon hart getroffen, aber die Wunden sind verheilt. Schade für Österreich, bei der EM wäre sehr sehr viel drinnen gewesen, da spielst du so eine Gruppenphase und scheidest gegen die Türkei aus, wo du auch überlegen bist. Aber K.o Phasen sind halt was anderes, da entscheiden dann auch Details wie Standardsituationen.

Du wohnst jetzt wieder in Wien. Hast du ein Ritual, was du hier regelmäßig unternimmst?

Man sagt nicht von ungefähr: Da wo man herkommt, ist es immer am schönsten. Wenn es sich ausgeht, geh ich sehr gern zum Anzengruber in den Vierten, auch wenn er Hajduk Split Fan ist. Aber das verzeih ich ihm. Da ist eine nette Atmosphäre. Da treff ich mich gern mit Freunden auf einen Kaffee und mit dem Lukas Rotpuller ... wenn es sich mal ausgeht, weil derzeit hält mich mein 15monatiger Sohn sehr auf Trab und der hat natürlich Priorität. Sonst hab ich eigentlich kein Ritual - außer wir gewinnen jetzt gegen Rapid, dann musst du jede Woche für ein Interview vorbeikommen, wenn das Glück bringt (lacht).

Fotos: GEPA pictures

Redakteur: Christoph König

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