90min
·22. April 2024
90min
·22. April 2024
Die Europameisterschaft in England und der Gewinn des Turniers hatten einen maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung der Lionesses. Das gesamte Land stand hinter dem Team, feuerte es an und die Mannschaft konnte mit ihren Fans zusammen "it's coming home” singen.
Auch zwei Jahre nach dem Turnier sind die Auswirkungen der Fußball-Europameisterschaft in England noch spürbar. Die Zuschauerzahlen sind weiterhin auf einem hohen Niveau und steigen kontinuierlich an. Die englische Nationalmannschaft inspiriert weiterhin die jüngere Generation, aber auch die ältere Generationen zeigen sich von den Lionesses begeistert.
Genau diese Begeisterung hat sich Aitana Bonmati, die letztes Jahr mit der spanischen Nationalmannschaft die Weltmeisterschaft gewonnen hat, auch für den spanischen Fußball gewünscht. Allerdings sind die erhofften und dringend erforderlichen Veränderungen im spanischen Fußball bislang ausgeblieben. Diesbezüglich äußerte sich Bonmati in einem Interview mit der BBC.
"Es gibt nichts, was sich geändert hat", sagte sie gegenüber BBC Sport.Einen Vergleich mit England und deren Veränderungen zog sie auch: "Ich würde gerne sagen, dass sich alles verändert hat und die Weltmeisterschaft uns mehr gegeben hat - aber das kann ich nicht sagen. Ich vergleiche es mit dem Sieg Englands bei der Europameisterschaft - da hat sich alles verändert.""Aber wir haben die Weltmeisterschaft gewonnen, was meiner Meinung nach wichtiger ist als der Gewinn der Europameisterschaft, und nein, es hat sich nie etwas geändert, vor allem in der Liga. Wir haben die gleichen Probleme wie immer. Wir haben eine Menge Probleme", erzählte sie.
In der spanischen Nationalmannschaft kam es in der jüngeren Vergangenheit zu mehreren öffentlichkeitswirksamen Vorfällen, die dazu führten, dass die Spielerinnen die Mannschaft im Jahr 2023 im Kontext des Rechtsstreits mit Rubiales sowie vor der Entlassung des ehemaligen Trainers Jorge Vilda boykottierten.
Der spanische Fußballverband (RFEF) hat noch immer keinen Nachfolger für Rubiales ernannt, der wegen seines mutmaßlich nicht einvernehmlichen Kusses nach dem Endspiel vor Gericht steht und wegen sexueller Nötigung angeklagt wird.
Nach dem jüngsten Spielerboykott im September verpflichtete sich der RFEF - als Zeichen dafür, dass er die Probleme anerkennt - zu "sofortigen und tiefgreifenden Veränderungen", zu denen auch die "Verbesserung der Infrastruktur des Frauensports" gehört - doch davon bemerkt man bisher nichts.
Bonmati betonte die Attraktivität der englischen Liga, die vermehrt spanische Spielerinnen anzieht. Zu nennen sind hier beispielsweise Laia Aleixandri (Manchester City) und Leila Ouahabi (Manchester City) sowie Lucia Garcia (Manchester United) und Laia Codina (FC Arsenal).
"Zunächst einmal denke ich, dass die Leute darüber nachdenken, in England zu spielen, weil ihr in England alles so gut macht. Ihr behandelt den Frauenfußball gut. Ihr gebt den Spielerinnen und der Liga Macht", lobte Bonmati.
Weiter sagte sie: "Hier in Spanien zum Beispiel kann ich das nicht behaupten. Ich sehe auch, dass die Liga in England wettbewerbsfähig ist und jedes Jahr mehr Geld in die Entwicklung der Liga gesteckt wird. Sie machen die Liga attraktiver."
Laut der Ballon d'Or-Gewinnerin passen spanische Fußballerinnen gut in die englische Liga: "Arsenal und Manchester City sind gute Mannschaften, die mit dem Ball spielen können, und diese Mannschaften suchen nach Spielerinnen, die diese Art von Fußball spielen können. Wer könnte das besser als spanische Spielerinnen?"
"Auf der einen Seite gibt es die Spielerinnen, die in diese Liga gehen wollen, weil der Fußball dort so gut behandelt wird, die Liga wettbewerbsfähig ist und sie in dieser Liga spielen wollen. Andererseits wollen die Vereine auch spanische Fußballerinnen, die klug sind, die das Spiel gut lesen können, die den Ball haben und auch wir haben in den letzten Jahren unsere physische Stärke entwickelt", fügte sie hinzu.
Der FC Barcelona ist derzeit äußerst erfolgreich und gilt als das beste Team weltweit. Dennoch werden regelmäßig kritische Stimmen laut, die darauf aufmerksam machen, dass die spanische Liga keine nennenswerte Konkurrenz für die Mannschaft um Bonmati darstellt. Sie selbst zeigte sich wenig beeindruckt von der spanischen Liga: "In den besten Ligen gibt es weniger Mannschaften, so dass der Wettbewerb größer ist. Hier haben wir 16 Mannschaften. Ich denke, das ist eine Menge. Unsere Liga ist nicht attraktiv, denke ich."
Die von Bonmati und zahlreichen weiteren Fußballerinnen geäußerte Forderung nach Veränderungen erscheint derzeit wenig realistisch, da sich in absehbarer Zukunft keine entsprechenden Entwicklungen abzeichnen: "Ich würde gerne sagen, dass sich alles geändert hat, aber nein, das stimmt nicht. Das Schlimmste ist, dass man in naher Zukunft keine klaren Veränderungen sieht. Das ist traurig."
"Wir können reden und sagen, was wir denken, wie wir es schon oft getan haben, aber zumindest bin ich nicht diejenige, die diese Änderungen vornehmen muss. Wir sind eine Mannschaft, die alles gewinnen will, wir sind professionell und wir haben die Mentalität. Das ist unser Job", so die Weltmeisterin.
Sie fügte hinzu: "Wir können über die Liga und die Veränderungen reden, die wir für die beste halten, um die Liga weiterzuentwickeln oder sie attraktiver zu machen wie England, aber letztendlich ist es nicht unsere Aufgabe, sie zu verändern. Es liegt nicht an uns. Wenn es von uns abhängen würde, hätte sich schon längst alles geändert."