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SV Werder Bremen

·25. September 2024

„Es macht einfach Lust auf mehr!“

Artikelbild:„Es macht einfach Lust auf mehr!“

Peter Niemeyer ist seit Juni Leiter Profifußball beim SV Werder (Foto: W.DE).

Peter Niemeyer im Interview über seine ersten 100 Tage als Leiter Profifußball

Die ersten 100 Tage als Leiter Profifußball beim SV Werder Bremen liegen hinter Peter Niemeyer. Im Interview mit WERDER.de blickt der 40-Jährige auf die vergangene Zeit zurück, spricht über seine Herausforderungen und darüber, was er in den nächsten 100 Tagen erwartet.


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WERDER.DE: 100 Tagen sind vergangen, nachdem du im Juni deine Aufgabe bei Werder angetreten bist. Mit welchen Worten würdest du die vergangenen Wochen und Monate beschreiben?

Peter Niemeyer: Aufgrund der Transferphase und der Vorbereitung war die Zeit sehr intensiv und macht Lust auf mehr. Ich habe viele Menschen kennengelernt, mit denen ich gerne täglich zusammenarbeite. Ich bin total motiviert, hier gemeinsam an dem Erfolg mitzuarbeiten und bin überzeugt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Der Verein hat sehr viel Potential und wir werden daran arbeiten, immer besser zu werden.

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Niemeyer war auch als Spieler beim SVW aktiv (Foto: nordphoto).

WERDER.DE: Du bist nach 14 Jahren zu Werder zurückgekehrt. Was hat sich seitdem verändert, was ist gleich geblieben und hast du auch noch viele Menschen bei Werder wiedererkannt?

Peter Niemeyer: Der Blickwinkel, mit dem ich Werder verlassen habe, ist aufgrund der unterschiedlichen Rollen natürlich ein anderer. Man kann sicherlich festhalten, dass ich einen Verein vorgefunden habe, der viel größer geworden ist als noch vor 14 Jahren. Es war und ist immer noch beeindruckend, mit welcher Professionalität hier detailliert gearbeitet wird. Und es sind immer noch viele Menschen im Verein, die damals schon hier waren. Es sind also wenige Menschen gegangen, aber viele dazugekommen. Und die Menschen, die immer noch da sind, tragen dieselben Werder-Werte in sich und übertragen sie an die neuen Mitarbeiter*innen. Das macht Werder besonders.

WERDER.DE: Über Berlin, Darmstadt, Enschede und Münster hast du einen Einblick in viele andere Vereine bekommen, unterschiedliche Blickwinkel aus verschiedenen Rollen eingenommen. Wie sehr hilft dir diese Erfahrung nun in deiner Aufgabe bei Werder? Und wie gut hast du dich in den neuen Job reingefunden?

Peter Niemeyer: Mir war klar, wenn ich eine Karriere im Sport nach meiner aktiven Karriere starten möchte, dann muss ich es von Grund auf erlernen. Ich hatte das Glück, dass ich schon früh eine verantwortungsvolle Rolle einnehmen durfte, aber natürlich unter kleineren Rahmenbedingungen. Ich durfte in Enschede und Münster viele Abläufe von der Pike auf lernen, habe viele Einblicke bekommen und Erfahrungen gesammelt, die ich nun bei Werder in einer neuen Funktion mit einbringen darf.

Mit enger Zusammenarbeit zum Erfolg

WERDER.DE: Du bist zu Beginn der Transferphase bei Werder eingestiegen. Eine echte Herausforderung angesichts der EM?

Peter Niemeyer: Ja, nicht nur, aber auch wegen der EM, da im Markt lange Zeit nicht viel Bewegung war. Der Vorteil bei einem Verein wie Werder ist, dass die Planung einer Transferphase nicht personenabhängig ist. Viele Dinge waren bereits vorbereitet oder wurden vollzogen, der Kader ist frühzeitig zusammengeblieben. Diese Dinge haben mir meinen Einstieg erleichtert.

WERDER.DE: Und mit welchem Fazit bist du aus deiner ersten Transferperiode gegangen?

Peter Niemeyer: Grundsätzlich sind wir sehr glücklich, keine Stammspieler abgegeben zu haben. Wir konnten sogar Verträge verlängern. Das schafft Kontinuität und Stabilität. Wir freuen uns über jeden Neuzugang. Alle verfügen über viel Potential, welches es jetzt gilt herauszuarbeiten. Gleichzeitig hätten wir uns aber natürlich auch gewisse Verläufe anders gewünscht.

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Peter Niemeyer arbeitet eng mit Geschäftsführer Fußball Clemens Fritz zusammen (Foto: W.DE).

WERDER.DE: In Münster bist du als Geschäftsführer für viele Entscheidungen allein verantwortlich gewesen, bei Werder nun in Abstimmung mit mehreren Verantwortlichen. Wie sehr unterscheidet sich das Arbeiten? Erleichtert dies die Entscheidungsfindung oder dauern einige Prozesse dadurch auch länger?

Peter Niemeyer: Es ist ein anderes Arbeiten, so kann man es wohl am besten beschreiben. Ich bin ein Teamplayer und kann mich sehr gut in das große Ganze einfinden. In Münster hatten wir eine sehr kleine Scouting-Abteilung, die Prozesse waren daher auch sehr schnell. Das können wir in Bremen, obwohl wir deutlich größer sind, auch sein. Wir haben ein sehr gut eingespieltes Team. Es bedarf vielleicht etwas mehr Abstimmung, aber man kann zugleich auf eine größere Expertise zurückgreifen, was es auch einfacher machen kann.

WERDER.DE: Mit Clemens arbeitest du nicht nur mit deinem Vorgesetzten, sondern auch mit einem Freund zusammen. Wie unterscheidet sich denn der private von dem Chef Clemens Fritz?

Peter Niemeyer: Clemens hat charakterliche Grundwerte, die ihn sowohl als Privatperson als auch im beruflichen Kontext ausmachen. Im Beruflichen ist er sicher noch zielorientierter und erfolgsbesessener. Im Privaten kann er vielleicht etwas mehr loslassen. Clemens kann wahnsinnig gut mit Menschen umgehen und ihnen auf Augenhöhe begegnen. Er ist ein absoluter Teamplayer. Mein Eindruck ist, dass Clemens schnell in seine Rolle als Geschäftsführer hineingefunden hat und auch von seiner ehemaligen Funktion loslassen konnte. Das gibt mir großes Vertrauen und mehr Möglichkeiten, mich in meine Rolle reinzufinden. Das rechne ich ihm hoch an und ist nicht selbstverständlich.

WERDER.DE: Du hast immer betont, dass bei Werder viele Felder schon von Experten besetzt sind. Woran machst du das fest und wie wirkt sich das auf das Arbeitsumfeld aus?

Peter Niemeyer: Der Verein arbeitet hochprofessionell. Nichts wird dem Zufall überlassen. Daraus ergibt sich eine Vielzahl an Mitarbeiter*innen. Das erfordert natürlich auch viel Koordination und Organisation. Wenn wir es schaffen, all unsere Kräfte zu bündeln, haben wir die besten Voraussetzungen, unsere Ziele zu erreichen.

Vorfreude auf den Bundesliga-Alltag

WERDER.DE: Wo siehst du noch Entwicklungspotenzial rund um die Mannschaft?

Peter Niemeyer: Wir sind fußballerisch auf einem individuell guten Bundesliga-Niveau. Wenn wir aber erfolgreich sein wollen, müssen wir als Team funktionieren. Das ist für mich das alles Entscheidende. Ich bin überzeugt, dass das ein fortlaufender Prozess ist und wir in diesem Bereich noch weiter wachsen können und müssen. Des Weiteren haben wir viele Spieler mit großem Entwicklungspotential. Denen müssen wir auf der einen Seite die Zeit geben und auf der anderen Seite auch die Unterstützung und Fördermöglichkeiten. Dann sehe ich uns für die Zukunft gut aufgestellt.

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Niemeyer freut sich auf seine Aufgaben (Foto: W.DE).

WERDER.DE: In der Vorbereitung und auch zum Saisonstart gab es immer wieder ein wenig Unruhe durch Transfers oder persönlichen Unstimmigkeiten. Wie hast du das wahrgenommen? Erschwert das die Arbeit?

Peter Niemeyer: Ich habe das natürlich wahrgenommen. Stimmungen aufzunehmen ist für meine Arbeit elementar. Grundsätzlich bin ich ein Freund davon, wenn auch kritische Themen angesprochen werden. Das sollte dann aber auch im entsprechenden Rahmen stattfinden. Die Vorkommnisse der letzten Wochen haben wir geklärt und sind jetzt für uns kein Thema mehr.

WERDER.DE: Ole wirkt dabei immer sehr ruhig und aufgeräumt, hast du ihn auch so wahrgenommen?

Peter Niemeyer: Ich glaube es ist eine seiner Stärken. Ole hat ein gutes Gespür für Situationen und Menschen. Er verfällt nicht in Aktionismus und handelt bedacht. Ich schätze es mit ihm zusammenzuarbeiten, wir ergänzen uns gut.

WERDER.DE: Der Saisonstart war ordentlich, danach folgte ein 0:5 gegen Bayern. Wie ordnest du die ersten Spiele ein?

Peter Niemeyer: Fußballerisch sind wir richtig gut gestartet. In Cottbus war das eine reife Mannschaftsleistung zum Auftakt, da haben wir nichts anbrennen lassen. In Augsburg waren wir von der Spielanlage phasenweise dominant. Gegen Dortmund haben wir gegen einen starken Gegner verdient gepunktet und mit ein bisschen Glück wäre da noch mehr drin gewesen. In Mainz haben wir vor allem den Charaktertest bestanden. Das Bayern-Spiel muss man sicherlich separat analysieren. Das war von uns nicht gut, von Bayern dagegen extrem stark. Das können wir aber richtig einordnen und nach vorne schauen.

WERDER.DE: Und wie geht es weiter? Wie sollen die nächsten 100 Tage aussehen?

Peter Niemeyer: Die ersten 100 Tage waren sicherlich ein Stück weit dazu da, reinzukommen und zu begreifen, wie vieles funktioniert. Beobachten, zuhören, verstehen. In den nächsten 100 Tage werde ich meine Kompetenzen immer mehr einbringen. Ich freue mich nach der Vorbereitung und der Transferphase auf den Alltag. Woche für Woche Bundesliga mit der Mannschaft zu erleben, die nächste Runde im DFB-Pokal, die Mannschaft weiterentwickeln. Darauf habe ich, wie schon am Anfang erwähnt, große Lust.

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