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Miasanrot
·21. Februar 2025
Es wird Zeit: Der FC Bayern muss in den Frauenfußball investieren
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Miasanrot
·21. Februar 2025
Der FC Bayern München sorgt mit einer Entscheidung für Kopfschütteln bei den Fans. Dabei geht es nicht um sportliche Belange sondern um ein längst fälliges Zeichen an den Frauenfußball, das erneut ausbleibt.
Es war nun wahrlich kein Spitzenspiel, das sich am 22. Oktober letzten Jahres im Weserstadion ereignete. Die Frauen von Bayer 04 Leverkusen waren zu Gast beim SV Werder Bremen, Endstand 1:1. So weit das Sportliche. Auf den Rängen setzten die Grün-Weißen aber ein Ausrufezeichen: 22.700 Fans verfolgten das Spiel. Rekord in der aktuellen Bundesliga-Saison der Frauen.
Rund vier Monate später, Anfang dieser Woche, 16.00 Uhr nachmittags: Der FC Bayern startet den Vorverkauf für das Bundesliga-Spiel gegen den VfL Wolfsburg. Deutscher Meister gegen Pokalsieger, die beiden besten Mannschaften der letzten Jahre treffen aufeinander: deutsche Nationalspielerinnen auf beiden Seiten, dazu internationale Stars.
16.01 Uhr: Der Online-Shop des FC Bayern ist nicht erreichbar. Die Fehlermeldung beschreibt das Problem: ein zu hoher Andrang. Jetzt könnte man monieren, dass der FC Bayern München seine IT-Infrastruktur besser auf den Ticket-Ansturm vorbereiten müsste. Das ist die eine Seite der Medaille.
Die andere Seite der Medaille, und die wiegt in diesem Fall schwerer: Ein solches Spiel darf nicht in einem Stadion stattfinden, wo nur 2.500 Fans Platz finden können. Bayern gegen Wolfsburg ist ein Spiel, wie gemacht für eine große Kulisse.
16.15 Uhr: Das Spiel ist ausverkauft. Viele FC Bayern-Fans oder Interessierte werden erneut in die Röhre schauen. Schon das letzte Aufeinandertreffen mit den Wölfinnen war binnen weniger Minuten ausverkauft. Doch warum wird das Spiel an jenem Freitagabend eigentlich nicht in der Allianz Arena ausgetragen, wo doch die Männer am Folgetag bei Union Berlin antreten? Oder warum wird das Spiel nicht in Unterhaching ausgetragen, das an diesem Freitagabend ebenfalls frei wäre?
Beide Stadien würden allen interessierten Fans die Möglichkeit geben, an dem Spiel teilzunehmen. Auch aus Marketing-Sicht wäre eine größe Kulisse von Vorteil, auch die FCB-Sponsoren könnten sich mit Aktionen, Gewinnspielen etc. besser an dem „Highlight“ beteiligen.
Diese Thematik ist nicht neu beim FC Bayern. Das Stadion-Problem ist bekannt. Der Campus ist für den gestiegenen Ticketansturm zu klein, die Allianz-Arena (noch) viel zu groß, andere Optionen in München sind rar. Oft hört man, dass sich die FC Bayern-Frauen am Campus wohl fühlen. Auf dem Gelände trainiert man, man kennt den Platz und möchte diesen Heimvorteil auch wirklich als solchen wahrnehmen. Man scheut also den Wechsel in ein größeres Stadion. Das sind verständliche Argumente.
Die Gegenseite sollte jedoch überwiegen. Die FC Bayern Frauen haben zuletzt am 14. Oktober 2023 ein Bundesligaspiel in der Allianz Arena bestritten. Das torlose Unentschieden gegen Eintracht Frankfurt sahen damals 19.000 Zuschauer. Man sieht also: Die Fans würden das Angebot wahrnehmen. Und das Stadion füllte sich 2023 übrigens ohne groß erkennbare Marketing-Offensive oder das Verteilen von Freikarten.
Darüber hinaus geht es auch um die Außenwirkung des FC Bayern: Werder Bremen hat bereits letzte Saison ein Spiel im Weserstadion ausgetragen, 21.500 Fans verfolgten die Partie im Stadion. Der 1. FC Köln hat das Gastspiel der Münchnerinnen zum „Highlight-Spiel“ deklariert und zieht ebenfalls um. In den Jahren zuvor hatte man mit den Spielen gegen Frankfurt (38.000 Zuschauer) und Bremen (30.000 Zuschauer) schon Rekordmarken gesetzt. Diese Vereine investieren in ihre Frauen-Teams.
Und der FC Bayern, größter Fußballverein in Deutschland? Er verpasst die Chance mitzuziehen. Er verpasst es, ein angemessenes Zeichen der Wertschätzung zu setzen. Und das nicht zum ersten Mal. Viele Beobachter hatten erwartet, dass man das Champions-League-Spiel gegen Olympique Lyon in der Allianz Arena austrägt, auch das passierte nicht. Und nein, die Champions-League-Spiele der Männer hätten nicht zu einer Terminkollision geführt.
Sind es also finanzielle Gründe, die gegen einen Umzug in die Arena sprechen? Nach Miasanrot-Informationen ist eine Öffnung der Stadiontore in Fröttmaning erst dann rentabel, wenn über 20.000 Fans zum Spiel kommen. Bei einer niedrigeren Zuschauerzahl schreibt man als Verein ein Minus. Selbst wenn dem so ist, darf das kein Grund für den FC Bayern sein. Für einen Klub, der sich neulich erst damit rühmte, eine Milliarde Umsatz erreicht zu haben, sollten solche Summen verkraftbar sein. Zumal die Einnahmen auch im Frauenfußball in den letzten Jahren angestiegen sind.
Hat man vielleicht Bedenken ein schlechtes Bild abzugeben, wenn die Allianz Arena nur zu einem Drittel gefüllt wäre? Das wäre einerseits verständlich so lange man keine andere Option hat. In der Sommervorbereitung spielte man an allerdings ein Freundschaftsspiel in Unterhaching. Ein Testlauf, so hieß es damals. Ein Test, der positiv verlief: 3.600 Fans machten sich auf den Weg in die Vorstadt.
Man sieht: Der FC Bayern prüft Optionen. Er sucht nach Alternativen zum Campus. Es kann dem FC Bayern nicht recht sein, dass mit Union Berlin ein Zweitligist in der Zuschauer-Tabelle vor dem deutschen Meister steht und dass auch andere Bundesliga-Klubs Rekordzahlen vermelden.
Der FC Bayern kann und wird den Campus nicht anpassen können. Diese Stadionplanung hat sich, zumindest für den Frauenfußball als falsch und zu klein herausgestellt. Was es nun braucht ist kreative Lösungen. Und den Mut, neues Terrain zu betreten.