90PLUS
·11. September 2019
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·11. September 2019
Vorschau | Am 19. September startet die Gruppenphase der UEFA Europa League! 48 Mannschaften haben sich für diesen Wettbewerb qualifiziert, wieder einmal herrscht eine enorme Bandbreite, große Namen sind ebenso vertreten wie kleinere, unbekannte Teams, die den Reiz dieses Wettbewerbs ausmachen. Wir stellen alle 12 Gruppen detailliert vor!
Gruppe E: Lazio, Celtic, Rennes, Cluj
(Letzte Saison: 16/-Finale EL)
Lazio Rom in der Europa League. Auf den ersten Blick ein richtig großer Name in einem kleineren europäischen Wettbewerb. Doch die Hauptstädter haben seit 2007 nicht mehr die Qualifikation für die Königsklasse erreichen können. Damals war übrigens unter anderem Werder Bremen in der Gruppe der Italiener. Seitdem ist Lazio Stammgast in der Europa League. Auch hier konnten die Römer kaum überzeugen, zogen 2012/2013 sowie 2017/2018 ins Viertelfinale ein und blieben sonst noch weiter unter dem Radar. Dies könnte sich in diesem Jahr vielleicht endlich ändern.
Die letzte Saison Lazios könnte man, wenn überhaupt, als durchwachsen beschreiben. Am Ende stand in der Tabelle der Serie A ein achter Platz zu Buche, selbst die Qualifikation für die Europa League konnte man auf diesem Wege also nicht sichern. Teams wie Atalanta Bergamo überraschten mit radikalem taktischem Konzept und verdienten sich den Eintritt in die Königsklasse, den sich doch auch eigentlich Lazio so ersehnt. Zumindest der Pokalsieg über Bergamo (2:0) dürfte die Mannschaft von Simeone Inzahgi etwas darüber hinweggetröstet haben. gelegen haben. Als italienischer Pokalsieger sicherte man sich doch noch einen Platz in der Euro League.
Machten die ersten beiden Jahre Hoffnung, zwei Mal Platz fünf, dürfte die letztjährige Saison erste Risse im Vertrauen auf Trainer Simeone Inzaghi hinterlassen haben. Dabei gibt es einiges, was an Inzahgis Fußball positiv auffällt. Seine Mannschaft kann in den besten Momenten enorm druckvollen Fußball bedeuten. Man entwickelte mehr Konstanz und Selbstverständnis gegen kleinere Teams. Mit dem von Inzaghi bevorzugten 3-5-2 System scheinen die meisten Spieler weiterhin gut arbeiten zu können. Zudem entwickelten sich einige außergewöhnliche Spieler in den letzten Jahren bei Lazio enorm weiter, sei es Goalgetter Ciro Immobile (29) oder Mittelfeldmann Sergej Milenkovic-Savic (24).
Doch es gibt leider eben auch eine Kehrseite. Die Platzierungen Lazios in den letzten Jahren bedeuten unter dem Strich immer dasselbe: Ziel verfehlt. Und auch ein Blick auf den Punkteschnitt von Inzaghi bei Lazio lässt keine Jubelsprünge zu. 1,78 Zähler pro Partie führen folgerichtig eher in die Euro- als in die Champions League. Lazio ist des Öfteren nicht in der Lage, spielerische Überlegenheit in Siege umzumünzen und fahrig im Ausspielen von aussichtsreichen Offensivaktionen. Auch ein Blick auf den Kader, losgelöst von einigen Topspielern, offenbart Mittelmaß.
Positiv hervorzuheben ist die Zentrale Lazios. Nicht nur Milinkovic-Savic bringt hier viel Qualität auf den Platz, auch der erfahrenen Lucas Leiva (32) in einer eher defensiven Rolle und der offensivere Part Luis Alberto (26) können einem Spiel den Stempel aufzudrücken. Ebenfalls positiv hervorzuheben ist Linksverteidiger Jordan Lukaku (25). Der Belgier ist physisch stark und bringt enormes Tempo in das Spiel auf seiner Seite. Auf den weiteren Positionen häufen sich jedoch Zweifel. Die Innenverteidigung rund um die Routiniers Acerbi (31) und Radu (32) ist im europäischen Vergleich wenn überhaupt schnödes Mittelmaß. Dies wurde auch auf dem Transfermarkt erkannt, Denis Vavro (23) kam für 10,5 Millionen aus Kopenhagen. Der Neuzugang hatte allerdings noch keine Gelegenheit, zu beweisen, dass er zeitnah eine Verstärkung sein kann. Generell hat Lazio im Sommer keine wirklich großen Sprünge in der Personalpolitik gemacht. Von einer Breite und Qualität der italienischen Mitkonkurrenten ist man immer noch weit entfernt.
Er ist einer der Shootingstars der Serie A. Sergej Milinkovic-Savic (24), kurz SMS, wird seit Jahren mit den größten europäischen Teams in Verbindung gebracht. Sein Marktwert wird auf 65 Millionen Euro geschätzt, die Ablösesumme wäre noch höher. Alleine der Fakt seines Verbleibs bei Lazio darf der Verein als großen Erfolg verbuchen, denn der 24-jährige Serbe ist der unumstrittene Schlüsselspieler Lazios.
Seit seinem Wechsel von Genk nach Rom 2015, kristallisierte sich schnell heraus, über welch besonderes Talent SMS verfügt. Im zentralen Mittelfeld beherbergt, bringt der Serbe alles mit, was auf dieser Position benötigt wird: Raumgefühl, Passstärke, körperliche Robustheit. Milinkovic-Savic ist ein Gesamtpaket, welches trotz 1,91m Körpergröße elegant über den Platz fegt. Seine Größe und Schusstechnik machen ihn zudem zu einer ernst zunehmenden Torgefahr.
Auch wenn man die Italiener als Favorit der Gruppe betrachten kann, trifft man mit Rennes und Glasgow auf nicht zu unterschätzende Gegner. Es bedarf überzeugende Leistungen, um sich nicht verfrüht aus dem Wettbewerb verabschieden zu müssen. Ein Ausscheiden wäre ein weiterer herber Schlag für Trainer Inzaghi. Auf dem Papier ist Lazio mehr als ausreichend besetzt, um das zu verhindern.
(Letzte Saison: 16/-Finale EL)
Celtic spielte eine solide Gruppenphase in der Europa League. Zwar unterlag man zweimal gegen RB Salzburg, die beiden Siege gegen Rosenborg und vor allem der Heimsieg gegen RB Leipzig waren von enormer Bedeutung und sorgten für die Qualifikation für die K.O.-Runde. Dort war aber schnell Schluss, der FC Valencia war für die Schotten eine Nummer zu groß. Mit 2 Niederlagen (0:2, 0:1) verabschiedete man sich aus dem Wettbewerb.
Der schottische Dauermeister Celtic versuchte sich auch in dieser Saison wieder für die Champions League zu qualifizieren. Nachdem man Sarajevo und Nomme Kalju aus dem Weg räumte, war gegen den CFR Cluj (1:1, 3:4) in der dritten Runde Schluss. Immerhin gelang die Qualifikation zur Europa League mit dem Weiterkommen gegen Solna in den Playoff-Spielen (2:0, 4:1). Auch der Ligastart glückte dem Team von Trainer Neil Lennon. Celtic startete mit vier Siegen, gewann unteranderem das „Old Firm“-Derby gegen die Rangers mit 2:0 und erzielte in diesen vier Spielen gleich 17 Treffer.
Die Vormachtstellung in Schottland wird also bestehen bleiben. Ob man auch in Europa wieder auf sich aufmerksam machen kann, bleibt abzuwarten. Denn in diesem Sommer hatte Celtic mit einigen Abgängen zu kämpfen. Die Leihen von Burke (22), Toljan (24) und Benkovic (21) endeten, Marvin Compper (34) wechselte nach Duisburg, Izaguirre (33) in seine honduranische Heimat, Scott Allan (27) wechselte zu Hibernian, Dedryck Boyata (28) zog es zur Hertha, Michael Lustig (32) nach Gent und Kieran Tierney (22), der individuell wohl beste Spieler des Klubs, wechselte für knapp 30 Millionen Euro zu Arsenal.
Auf der Zugangsseite wurden viele junge Spieler verpflichtet. Greg Taylor (21) kam aus Kilmarnock, Lee O’Connor (19) von der U23 von Manchester United. Luca Cornell (18) kam aus Bolton, Jonathan Afolabi (19) vom FC Southampton, Jeremia Frimpong (18) von Manchester City. Leihen wie die von Fraser Forster (31) und Mohamed Elyounoussi (25), die beide aus Southampton kamen, sorgen zusätzlich für neue Impulse. Für Hatem Abd Elhamed (28, Beer Sheva), Boli Bolingoli (24, Rapid) und Christopher Jullien (26, Toulouse) gab man zudem rund 13 Millionen Euro aus.
Natürlich hat Celtic auch einige etablierte Kräfte behalten können. Eine Achse aus Spielern wie Verteidiger Ajer (21), dem erfahrenen Torhüter Gordon (36), Kapitän Scott Brown (34), Mittelfeldmotor Ntcham (23) und Offensivspielern wie McGregor (26) oder Edouard (21) ist weiterhin da, Tierney wurde zudem durch Bolingoli nicht allzu schlecht ersetzt. Die Frage ist wie stressresistent diese Mannschaft ist und wie sie mit den hohen Anforderungen auf internationalem Parkett umzugehen weiß.
Gegen Cluj zeigten sich einige Probleme, vor allem in Sachen Balance. Neil Lennon ist aber ein erfahrener Trainer und es ist ihm zuzutrauen im Saisonverlauf die richtige Mischung zu finden. Das bedeutet, dass gleichzeitig die jungen Spieler die Chance erhalten sollen sich zu zeigen, aber auch die erfahrenen Spieler müssen auf dem Platz stehen, um die Mannschaft zu führen und den jungen Akteuren Halt zu geben.
Celtic spielt häufig in einem eher unspektakulären 4-2-3-1-System, auch ein 4-1-4-1 lässt sich mit dem vorhandenen Personal sehr gut spielen. Das Prunkstück ist die Offensive. Schon mit Spielern wie McGregor, Sinclair (30) oder der jungen Leihgabe Daniel Arzani (20), der Manchester City gehört, war viel Qualität vorhanden. Elyounoussi (25) sorgt zusätzlich für Qualitäten im Antritt und Dribbling, kann viele Aktionen auf engstem Raum lösen. Und Odsonne Edouard ist ohnehin der Topstürmer, war in zwei Ligaspielen auch wieder an 4 Treffern beteiligt. Für ihn dürfte Celtic nur eine Durchgangsstation sein, vor allem, wenn er seine gute Quote der letzten Saison noch einmal verbessert.
Der 34-jährige zentrale Mittelfeldspieler ist eine Identifikationsfigur bei Celtic. Natürlich verfügt die Offensive über einige hochklassige Spieler, aber Kapitän Brown steht definitiv im Fokus. Kaum ein Spieler im Celtic-Kader wirft sich so hemmungslos und mit einer solchen Leidenschaft in die Zweikämpfe. Ruppige Spiele mit vielen Fouls genießt Brown förmlich, selbst nach dem 13. harten Tackling, das der Schotte erleiden muss, läuft er fröhlich grinsend über den Platz und sucht die nächste Konfrontation. Kurzum: Er ist DER Publikumsliebling und kann zudem auch noch sehr ordentlich Fußball spielen.
Dass Celtic ausgerechnet in der Gruppe auf den CFR Cluj trifft, gegen den man in der Qualifikation zur Champions League ausschied, ist eine besondere Geschichte. Beide Mannschaften dürften sich auf Augenhöhe befinden, aber auch die anderen Teams in dieser Gruppe können kicken. Lazio und Rennes werden Celtic viel abverlangen und man darf skeptisch sein, ob die Schotten die K.O.-Runde erreichen. Allerdings sind Spiele in Schottland immer wieder etwas ganz Besonderes.
(Letzte Saison: Achtelfinale EL)
In der vergangenen Saison zeigte sich Stade Rennes vor allem in der Europa League auf sehr ordentlichem Niveau. In der Gruppe hatten die Franzosen noch einige Probleme, gegen Real Betis, als man in der ersten K.O.-Runde viel kontern konnte, zeigte man zweimal eine sehr gute Leistung. Nach einem 3:3 im Hinspiel gewann man in Sevilla mit 3:1 und durfte sich in der Folge mit Arsenal messen. Dort gewann man das Hinspiel überraschend mit 3:1, in London verlor Stade Rennes aber mit 0:3 und schied in der Folge aus.
Der Sommer von Stade Rennes begann insgesamt eher unspektakulär, erst gegen Ende der Transferphase wurde es spannend. Denn dann wurden Tomas Koubek (26, 7,5 Mio. Euro, Augsburg), Ramy Bensebaini (24, 8 Mio., Gladbach) und Ismaila Sarr (21, 30 Mio., Watford) abgegeben. Mit dem dadurch erwirtschafteten Geld schlug Rennes am Ende der Transferperiode noch einmal zu. Verteidiger Joris Gnagnon (22, Sevilla) kam auf Leihbasis, Jonas Martin (29) wurde aus Straßburg geholt und Rechtsaußen Raphinha (22) kam von Sporting, kostete mehr als 20 Millionen Euro.
Im Zusammenspiel mit bereits verpflichteten Spielern wie Tait (26), Mendy (27) und Morel (35) hat Stade Rennes einen durchaus spannenden Transfersommer hinter sich. Die große Fluktuation im Kader sorgt natürlich dafür, dass sich die Mannschaft erst einmal finden muss. 27 Spieler stehen im Kader von Stade Rennes, das Durchschnittsalter ist mit 25,1 Jahren durchaus recht gering. In der Vorsaison war die mangelnde Konstanz ein Problem, Trainer Julien Stephan, der im Dezember den Job übernahm, konnte für kleinere Verbesserungen sorgen, aber diese Probleme noch nicht vollends beheben.
Weil zu Beginn der Saison noch einige Spieler, die anschließend verpflichtet wurden, fehlten, kehrte der Pragmatismus bei Stade Rennes ein. Mit einer Fünferkette und einem dynamischen Mittelfeld sollten individuelle Probleme kaschiert werden – und das gelang. Auch deswegen, weil Spieler wie Eduardo Camavinga (16) in den ersten Spielen hervorragende Leistungen zeigten. Lediglich gegen den OGC Nizza musste man eine Niederlage einstecken, die anderen drei Spiele, darunter das gegen PSG, wurden gewonnen.
Der Pragmatismus führte zum Erfolg und offensiv wurde mit wenigen Mitteln verhältnismäßig viel kreiert, vor allem durch den Transfer von Raphinha sollte man nun aber wieder mehr Möglichkeiten haben, um das Offensivspiel zu verbessern und dort variabler aufzutreten. Die neuen Abläufe müssen sich nun Schritt für Schritt entwickeln, aber das ist aufgrund der Qualität im Kader in wenigen Wochen machbar, zumal Raphinha ebenso wie Ismaila Sarr als Freigeist in der Offensive zu beschreiben ist.
Große Schwachstellen findet man im Kader von Stade Rennes indes nicht. In der Innenverteidigung regelt der erfahrene Kapitän Damien da Silva (31) den Betrieb und ordnet die Defensive, das Mittelfeld beherbergt eine Mischung aus Dynamik, Kontrolle und Spielfreude. Hier ist vor allem Benjamin Bourigeaud hervorzuheben. Der 25-jährige ist Dreh- und Angelpunkt im Zentrum und hat sich auch mit der Systematik der Fünferkette schnell anfreunden können.
Die Vorzeichen stimmen also bei Stade Rennes. Die Defensive ist stabil, das Mittelfeld ist flexibel und junge Spieler wie der angesprochene Camavinga oder auch Rafik Guitane (20) können und wollen den nächsten Schritt machen, konstanter werden. Und genau diese Konstanz benötigt man in Rennes, um die Ziele, die man hat, auch zu erreichen.
Ein 16-jähriger, der gegen Paris Saint Germain eines seiner ersten Spiele im Profifußball absolviert und dann noch der beste Mann auf dem Feld ist, generiert natürlich Aufmerksamkeit. Viele Klubs sollen Camavinga bereits auf dem Zettel haben und ihn beobachten, zunächst zählt für ihn aber nur Stade Rennes. Und das ist auch gut so. Denn hier spielt Camavinga in seinem gewohnten Umfeld und hat nicht den ganz großen Druck. Die Erwartungshaltung ist nämlich schon jetzt enorm und dieser kann er eigentlich kaum gerecht werden. Es wird Momente geben, in denen er Lehrgeld bezahlen muss und es wird Phasen geben, in denen er sich häufiger auf der Bank wiederfindet. Doch wenn Eduardo Camavinga auf dem Platz steht, dann wird man sehr gespannt beobachten können, wie sich der junge Mittelfeldspieler schlägt.
Stade Rennes wurde in eine Gruppe gelost, in der eigentlich jeder jeden schlagen kann. Zusammen mit Lazio sollten die Franzosen zumindest im individuellen Bereich einen Vorteil haben, eine Garantie zum Weiterkommen sieht aber anders aus. Stade Rennes muss also hochkonzentriert zu Werke gehen, dann ist das Weiterkommen definitiv ein realistisches Ziel.
(Letzte Saison: Nicht qualifiziert)
CFR Cluj. EIn Verein, der ohne sich aus dem Fenster zu lehnen, den meisten deutschen Lesern wenig sagen dürfte und deshalb einer kleinen Vorstellung bedarf. CFR steht für Caile Federate Romane, gegründet wurde der Verein 1907. Wie man vielleicht schon erahnen kann, in Rumänien. Genauer gesagt in der Stadt Cluj-Napolica. Die zweitgrößte Stadt Rumäniens, im Nordwesten des Landes. Aber genug mit Geographie, ab ins Sportliche.
Das fußballerische Jahrzehnt begann für den CFR Cluj eigentlich sehr erfreulich. Meisterschaft 2010 und 2012. Doch dann folgte ein kleiner Absturz. Zwischen Platz vier und neun tummelte sich der Verein in den nächsten Jahren, spielte im Titelrennen entgegen der eigenen Ansprüche keine Rolle – Bis man 2018 die Ligaspitze endlich erneut erobern konnte. Die Entwicklung der Mannschaft ist positiv, 2019 konnte der Titel verteidigt werden. In dieser Saison befindet man sich nach acht Spielen auf Platz zwei der Tabelle. Interessante Randnotiz: Nach der Meisterschaft 2018 wechselte man den Trainer, Dan Petrescu ging als Meistertrainer und machte Platz für Alin Minteuan, der den Erfolg des Vorgängers wiederholte und dann ebenfalls ersetzt wurde – durch eben jenen Vorgänger. In dieser Saison steht wieder Dan Petrescu an der Seitenline des rumänischen Traditionsklubs.
Der Einzug in die Gruppenphase der Euro League ist für einen Landesmeister natürlich nur der Trostpreis. In den kleinen europäischen Ligen berechtigt der erste Platz nämlich zunächst einmal lediglich zur Teilnahme an der Champions-League-Qualifikation. Cluj selbst konnte sich schon 2008/09, 2010/11 und 2012/13 in der Königsklasse präsentieren. Doch nicht in diesem Jahr. In der Qualifikationsrunde scheiterte man zweimal mit 0:1 an Slavia Prag, dem Gruppengegner vom Borussia Dortmund. Auch wenn das Ausscheiden der Rumänen verdient war, konnte man einiges sehen, was Cluj in der Euro League zu der einen oder anderen Überraschung verhelfen könnte.
In der ersten Meistersaison unter Dan Petrescu (51), setzte der Rumäne vor allem auf ein zeitgemäßes 4-2-3-1. Eine Ausrichtung, die im modernen Fußball weit verbreitet ist und durch die zwei Sechser Absicherung aber auch Ballkontrolle ermöglicht. Für seine zweite Amtszeit scheint sich Petrescu nun allerdings etwas mehr Feuerwerk vorgenommen zu haben. In den letzten Partien trat Cluj ausnahmslos im 4-3-3 auf und agierte deutlich mutiger und offensiver. Dies schlägt sich auch in den Statistiken nieder. 20 Tore nach acht Partien ist der Höchstwert in der rumänischen Liga 1 und resultiert aus der neuen, angriffslustigeren Spielidee Petrescus. Eine besondere Art der Angriffstaktik scheint sich der Coach bei prominenten Vorbildern entliehen zu haben. Wie zum Beispiel beim FC Liverpool ziehen die flinken Außenstürmer immer wieder in die Mitte, der Mittelstürmer ist oft eher Raumöffner für die Flügelspieler als Torschütze.
Zu Beginn der Saison zeichnete sich eine neue Problemstelle ab. Die mutigere Ausrichtung zollte ihren Tribut in der Defensive. Man strahlte nicht besonders viel Stabilität aus und Petrescu suchte nach möglichen Lösungen. Spieler wie Kevin Boli (28), Mike Burca (26) oder Andrei Cestor (27) rotierten immer wieder in die Innenverteidigung, nur um dann doch wieder aus der Startelf verbannt zu werden. Doch passend zum Einstieg ins internationale Geschäft zeichnet sich auch hier Besserung ab. Schon in den Playoff-Duellen gegen Prag konnte man eine weitestgehend stabil stehende Mannschaft beobachten. Und dies gegen einen nicht zu unterschätzenden Gegner, der letztes Jahr in der Euro League ein paar große Ausrufezeichen setzen konnte.
Alexandru Paun (24) ist seit der Jugend beim CFR Cluj. Als linker Flügelspieler ist er der ganz große Gewinner unter der neuen Ausrichtung Petrescus. Wie schon oben ausgeführt, kommt den Flügelspielern bei Cluj viel mehr Verantwortung zu, als nur die Außenbahn zu beackern. Und genau für diese zusätzliche Verantwortung scheint Paun wie gemacht. Mit hohem Tempo dringt der Offensivmann immer wieder über links in die gefährlichen Zonen vor dem Tor ein. Sein gutes Raumgefühl ist dabei extrem hilfreich, sodass er oft in guten Situationen anspielbereit ist. Sechs Tore und vier Vorlagen bei sieben Einsätzen sprechen eine deutliche Sprache. Paun hat das Selbstbewusstsein, um auch in der Europa League auf sich aufmerksam zu machen.
Cluj ist der klassische Außenseiter in einer Gruppe mit Lazio, Celtic Glasgow und Stade Rennes. Die Kaderqualität und Ansprüche aller anderen Gruppenmitglieder sind höher. So realistisch es erscheint, eine Schande wäre ein Aus in der Gruppenphase für den rumänischen Meister also sicherlich nicht. Aber Cluj bringt einiges mit, um zumindest für ein paar Ausrufezeichen zu sorgen. Trotz Underdog-Prognose also ein kleiner Tipp zum Abschluss. Merkt euch doch schon mal vorsorglich den Namen CFR Cluj.
(Main Photo by Marco Rosi/Getty Images)
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