Miasanrot
·12. November 2024
Miasanrot
·12. November 2024
Die Frauen des FC Bayern München befinden sich in der Krise. Aber warum? Außerdem: Der FCB will mit Dayot Upamecano verlängern, Alphonso Davies lässt Länderspiele aus und vieles mehr.
Wo ist Presse, wo ist Rummel, wo wird immer diskutiert? Beim Stern des Südens natürlich. In unserem Round-Up-Format wollen wir euch jeden Morgen um 6 Uhr* über das Wichtigste zum FC Bayern München informieren – und geben dem Ganzen mit unserer eigenen Art einen individuellen Touch.
Die Frauen des FC Bayern München haben das von uns als Knackpunktspiel ausgerufene Duell mit dem SC Freiburg am vergangenen Freitag gefühlt verloren. Ein 2:2 stand am Ende auf der Anzeigetafel. Ein glückliches Remis angesichts einer erschreckend energielosen Leistung.
Doch wie viel Energie ist von diesem Team überhaupt noch zu erwarten? Wie viel kann sie noch drauflegen, bis sich vor allem die Personalsituation wieder entspannt? Tainara (unbekannt), Lena Oberdorf, Katharina Naschenweng und Franziska Kett sind die Langzeitausfälle. Hinzu kommen aktuell Sydney Lohmann, Jovana Damnjanović und Lea Schüller.
Das sind sieben Spielerinnen, die normalerweise unter den ersten 15 des Kaders anzusiedeln wären. Im 24-köpfigen Feldspielerinnenkader bedeutet das, dass derzeit fast ein Drittel aller Optionen ausfallen und dann eben auch noch ausschließlich Optionen mit hoher Qualität. Eine Situation, die wohl kein Team der Welt schadfrei überstehen würde.
Und doch gibt es eben berechtigte Fragen, die sich entweder die Kaderplaner, Alexander Straus oder beide Seiten gefallen lassen müssen: Warum kommen Weronika Zawistowska, Julia Zigiotti Olme, Alara Sehitler und Samantha Kerr bisher zusammen auf nur 628 Minuten? Warum kamen Ana María Guzmán und Magou Doucouré gar nicht zum Einsatz?
Diese Spielerinnen bilden immerhin ein Viertel des Feldspielerinnenkaders. Wenn das Argument ist, dass sie die Qualität (noch) nicht haben, dann muss man sich über die wenigen Einsätze nicht wundern – aber eben auch nicht über die Verletzungen, die aus hoher Belastung resultieren. Denn seit Wochen spielen im Großen und Ganzen immer die gleichen Spielerinnen.
Auch beim Blick auf die letzten Jahre wird deutlich, dass viele Spielerinnen, die ursprünglich für die zweite Reihe geholt wurden, nicht wirklich Fuß fassen konnten. In der vergangenen Saison waren das Samantha Kerr, Jill Baijings und Inès Belloumou. Davor Emilie Bragstad, Karólína Lea Vilhjálmsdóttir und Emilyne Laurent.
Die Gründe dafür, dass sich die Spielerinnen nicht durchsetzen konnten, sind individuell ganz unterschiedlich. Von außen lässt sich kaum seriös beurteilen, warum es nicht geklappt hat. Es lässt sich für den Moment aber sehr wohl sportlich beurteilen, dass es einen Ersatz für Georgia Stanway bräuchte und man im Mittelfeld große Probleme hat. Im Spiel nach vorn ist man zu behäbig, zu unkreativ und zu fehleranfällig. Die Engländerin muss zu viel Verantwortung schultern.
Dass Lena Oberdorf den Großteil der Saison verpassen wird, war noch vor Ende des Transferfensters klar. Auch die Flügelpositionen sind offensiv sehr dünn besetzt. Eigentlich gibt es nur zwei gelernte Außenstürmerinnen: Klara Bühl und Giulia Gwinn. Beide spielen immer, Letztere als Rechtsverteidigerin. Offensiv bleibt so sehr viel an Bühl hängen. Zu viel Verantwortung, zu viel Druck, was ihren Leistungen auch anzumerken ist.
Nun steht Straus für einen Fußball, der den Fokus eher auf die Halbräume legt. Doch gerade in den vergangenen Wochen ist es nicht mehr gelungen, das Zentrum zu kontrollieren und zu dominieren. Ein Wechsel auf eine Spielweise, die etwas mehr die Breite sucht, wäre möglich, aber auch zielführend? Linda Dallmann wirkt auf dem Flügel etwas verschenkt, andere Alternativen gibt es nicht.
Es ist ein Teufelskreis für die Bayern: Einerseits ist die Saison maximal unglücklich verlaufen. Entwicklungen, die sich nur schwer beeinflussen lassen, weil die Belastung eben enorm geworden ist. Aber auch Entwicklungen, die dazu führen müssen, dass man die Kaderplanung in Zukunft vielleicht doch anders gestaltet.
Zwar mag es ein schwieriger Balanceakt sein, exakt die richtige Menge an starken Profispielerinnen mit großen Ansprüchen zu finden. Doch im Moment wären die Probleme des Kaders ja auch dann schon gegeben, wenn nur zwei statt sieben Spielerinnen ausfallen würden. Da reicht nur ein Blick auf die Innenverteidigung, in der Glódis Perla Viggósdóttir die einzige Konstante ist. Magdalena Eriksson ist nach ihrer Rückkehr noch nicht zurück auf ihrem Level, Linda Sembrant ist eine gute Rotationsspielerin und dann gibt es bereits keine gelernte Innenverteidigerin mehr.
Man wusste intern um die Situation von Tainara, man wusste, dass Sembrant und Eriksson bereits über 30 sind. Vielleicht sind die zwölf Gegentore in 13 Spielen der größte Unterschied zur vergangenen Saison. Stabilität ist ohne Rhythmus kaum möglich. Bleibt die Frage, ob man diesen Planungsfehler im Winter korrigieren kann.
Klar ist auch, dass die Situation rein sportlich betrachtet noch nicht dramatisch ist. Es war absehbar, dass der Weg nach oben nicht nur Höhen beinhalten wird. Man kann aus einem Club, der jahrelang die zweite Geige in Deutschland spielte, nicht innerhalb von zwei bis vier Jahren einen Club formen, der der nationalen Konkurrenz enteilt und international um Titel spielt.
Fehler und Rückschläge gehören dazu, müssen in den kommenden Transferperioden gegebenenfalls ausgebessert werden. Noch ist man in allen Wettbewerben in Schlagdistanz. Doch wenn es nicht möglich sein sollte, mehr zu zeigen als am vergangenen Freitag in Freiburg, dann kann diese Situation ganz schnell dramatisch werden.
Am heutigen Dienstagabend spielt man um 21.00 Uhr gegen Valarenga (DAZN). Ein dritter Sieg in der Champions League wäre elementar wichtig, um Ruhe in den Wettbewerb zu bekommen. Es folgen eine Pfichtaufgabe daheim gegen Carl Zeiss Jena, das vielleicht vorentscheidende Auswärtsspiel gegen Valarenga und ein weiteres Auswärtsspiel in Freiburg im DFB-Pokal. Dann ist Länderspielpause.
Es sind vier Spiele in zwei Wochen, die darüber entscheiden, wie unruhig es am Campus wird. Man befindet sich in einer Phase, die die gesamte Saison kippen kann.
Ich war am Montagabend übrigens im Rasenfunk zu Gast. Hier gibt es die Folge zum letzten Spieltag in der Bundesliga der Frauen. Wer mag, kann auch mein Round-Up zum Spieltag lesen.
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Dayot Upamecano hat auf der Pressekonferenz der französischen Nationalmannschaft über seinen Trainer beim FC Bayern München gesprochen. „Es läuft richtig gut mit meinem Trainer bei Bayern“, sagte der Innenverteidiger über Vincent Kompany: „Ich bin sehr glücklich, dass er da ist, weil er mir dabei geholfen hat, besser zu werden und ich bin ihm sehr dankbar.“
Der Franzose fühle, „dass ich große Schritte gemacht habe im Vergleich zur letzten Saison. Er macht viele Videoanalysen mit mir, was mir sehr hilft. Wir können das auf dem Platz sehen“. Unter Kompany macht Upamecano derzeit fast jedes Spiel von Anfang an und trägt mit guten Leistungen dazu bei, dass die Münchner nur wenige Gegentore kassieren.
Alphonso Davies wird nicht mit Kanada in der CONCACAF Nations League antreten. Wie der Verband mitteilte, bleibt der Linksverteidiger in München. Grund dafür sei eine Vorsichtsmaßnahme wegen physischer Ermüdung.
In der Vergangenheit gab es immer wieder Beschwerden der Spieler, dass die Belastung zu hoch sei. Auch Upamecano äußerte sich am Dienstag dazu. Angesprochen auf einen möglichen Streik erklärte der Verteidiger: „Warum nicht? Ich habe das bereits gesagt, dass es viele Spiele gibt. Es ist ein Thema, das wir unter uns diskutieren müssen. Ich hoffe, eines Tages verstehen sie es.“
Allen internen Widerständen zum Trotz hat sich Jan-Christian Dreesen letztlich durchgesetzt und seinen Vertrag als CEO bis zum Juni 2027 verlängert. Das beschloss der Aufsichtsrat am Montag. Zuvor gab es mehrere Medienberichte darüber, dass der 57-Jährige bei einigen Aufsichtsräten in der Kritik stand. Auch ein Vorkommnis mit einer Mitarbeiterin von vor Jahren wurde geleakt, was den internen Machtkampf verdeutlichte.
Miasanrot konnte diese Differenzen bestätigen. Vor allem sein Führungsstil wurde kritisch gesehen. Deshalb war von Beginn an unklar, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln würde. Nun aber herrscht Klarheit. Dass Dreesen verlängert hat, dürfte auch in der Fanszene Anklang finden, die immer einen guten Draht zu ihm hatte.
Nach Informationen des manager magazins muss Dreesen aber seinen Posten im DFL-Präsidium räumen. Mitte des kommenden Jahres wird ein neues Präsidium gewählt. Dann soll Michael Diederich seinen Platz übernehmen, heißt es.