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·14. Februar 2025
FC Bayern vor Bundesliga-Topspiel: Wer stoppt Grimaldo und Frimpong?
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·14. Februar 2025
Die letzten Duelle zwischen Bayer 04 Leverkusen und dem FC Bayern wurden von den Außenspielern der Werkself entscheidend geprägt. Ausgerechnet auf den defensiven Flügeln hat der FCB Probleme. Miasanrot analysiert die Situation und blickt auf die Startelfkandidaten.
Der FC Bayern konnte seit fünf Pflichtspielen nicht mehr gegen den amtierenden Meister aus Leverkusen gewinnen. Die Serie begann mit der 2:1-Niederlage im März 2023, die Julian Nagelsmann den Job kostete. Seitdem ist so viel passiert, dass die beiden Palacios-Elfmeter bereits eine Ewigkeit her scheinen.
Viel präsenter dürften den Bayern-Fans die beiden anderen Niederlagen sein, die es neben zwei Unentschieden in der Zeit danach gab. Das 0:3 in Leverkusen vor ziemlich genau einem Jahr, weil es so deutlich ausfiel und eine Art Vorentscheidung im Kampf um die Meisterschaft bedeutete. Und die 0:1-Pokalniederlage Anfang Dezember letzten Jahres.
Ein wiedererstarkter Rekordmeister wollte die Verhältnisse im deutschen Fußball zurechtrücken und prallte am Titelverteidiger ab wie Jeremie Frimpong an Manuel Neuer. Die Kompany-Elf zeigte eine gute Leistung und dominierte sogar in Unterzahl nach dem Platzverweis für ihren Kapitän, aber es reichte nicht für den Sieg.
Entscheidenden Anteil daran hatten, wie schon beim 0:3, die Leverkusener Schienenspieler Frimpong und Alejandro Grimaldo. Sie agierten zwar vor einer sehr defensiv ausgerichteten Viererkette, konnten aber auch dort ihre Stärken einbringen. Ein tiefer Ball auf den schnellen Frimpong führte zur Roten Karte und Grimaldo bereitete mit einer gefühlvollen Halbfeldflanke den Treffer von Tella vor.
Beim Kantersieg letzten Februar trafen die beiden Außenspieler sogar selbst. Den dritten Treffer erzielte die Münchner Leihgabe Josip Stanišić, der für Frimpong als Rechtsverteidiger starten durfte. Vincent Kompany sollte es daher ein besonderes Anliegen sein, die Kreise der beiden einzuschränken. Doch gerade auf den defensiven Außenbahnen gibt es Probleme: Alphonso Davies fällt aus, Raphaël Guerreiro befindet sich im Formtief, Stanišić und Sacha Boey kommen aus langwierigen Verletzungen, Hiroki Itō feiert just am Mittwoch in Glasgow sein Comeback und lediglich Aushilfsverteidiger Konrad Laimer präsentiert sich in guter Form.
Xabi Alonso geht Partien gegen große Gegner und vor allem gegen die Bayern gerne sehr defensiv an. Es ist also nicht besonders abwegig, dass Frimpong und Grimaldo wieder im Mittelfeld vor einer Viererkette agieren und somit die direkten Gegenspieler der bayerischen Außenverteidiger sind. Auch bei einer defensiven Positionierung der Schlüsselspieler gilt es, diese nicht zur Entfaltung kommen zu lassen.
Die beiden kleingewachsenen Spieler sind so prägend wie unterschiedlich. Während der Niederländer Frimpong enorm von seiner extremen Schnelligkeit lebt, definiert sich Grimaldo über seine Spielstärke und rückt gerne ein, um sich in den Aufbau einzubringen.
Auf der linken Defensivseite der Bayern braucht es also einen schnellen Spieler, der in den Laufduellen an der Außenlinie zumindest mithalten kann und Frimpong aus dem Strafraum fernhält. Flanken zählen nämlich nicht zu Frimpongs Stärken, er versucht deutlich häufiger mit einem Dribbling in die Box zu kommen und dort einen Mitspieler oder den Abschluss zu finden.
Es wäre naheliegend, auf einen defensiv geprägten Spieler zu setzen. Die Fähigkeiten auf Linksverteidiger so offensiv zu pressen und so viele Angriffe bereits im Ansatz wegzusaugen wie Davies es üblicherweise tut und gleichzeitig gegen Frimpong die Tiefe zu verteidigen, besitzt im Bayern-Kader eben nur Davies. Wahrscheinlich gibt es im Weltfußball kaum jemanden, der das so spielen kann wie der Kanadier.
Ein ganz anderes Profil ist auf der Gegenseite gefragt. Hier gilt es, Grimaldo früh und hoch anzulaufen, um ihn am Aufbauspiel zu hindern und ihm den Platz für seine präzisen Flanken und Seitenwechsel zu nehmen. Außerdem gilt es, ihn mit seinem starken linken Fuß vom Tor fernzuhalten und Freistöße zu vermeiden.
Diese bestraft der La-Masia-Schüler nur allzu gern, wie beim 2:2 in München in der vergangenen Saison, als Grimaldo in letzter Sekunde den Ausgleich erzielte.
Davies wird voraussichtlich verletzt fehlen, Adam Aznou ist nach Valladolid verliehen und Itō dürfte nach seinem Comeback noch nicht bereit für 90 Minuten sein: Guerreiros Chancen stehen gut, im Spitzenspiel zu beginnen. Der Portugiese ist der einzige verbliebene Linksverteidiger im Bayern-Kader und Kompany vertraut ihm. Während Davies in der Hinserie gesetzt war, sammelte Guerreiro im Mittelfeld und vor allem auf der ungewohnten Rechtsverteidigerposition fleißig Minuten.
Der Ex-Dortmunder überzeugte als polyvalenter Kaderspieler und rutschte nach Davies‘ Verletzung sofort wieder auf seine angestammte Position. Das Problem: Die gute Form aus 2024 ist dahin. Nach seiner Einwechslung für Platzhirsch Davies hatte Guerreiro mit einem unnötigen Elfmeterfoul und einem Stellungsfehler großen Anteil an der 0:3-Niederlage in Rotterdam.
Guerreiro agiert zögerlich im Zweikampf, wie beim Gegentor von Bratislava in der Champions League und verpasst es durchzudecken, wie in Freiburg, als in der Endphase Stürmer Lucas Höler häufiger auf seine Seite auswich. Auch gegen Celtic war er als Davies-Vertreter nicht immer auf der Höhe. Sein viel zu kurzer Rückpass auf Neuer leitete die Druckphase der Glasgower ein.
Die defensive Seite des Spiels war noch nie Guerreiros liebste. Allerdings ist er auch im Angriffsspiel nicht mehr so aktiv. Er kreiert weiterhin Chance und bereitet auch Tore vor wie gegen Kiel. Der starke Techniker kommt, auf 90 Minuten gesehen, jedoch auf ungefähr 20 Ballkontakte weniger als in der Hinrunde auf Rechtsverteidiger. Ein Abfall, den auch der Eye-Test bestätigt.
Das Münchner Eigengewächs ging als Stammspieler in die Saison. Er hatte die Position rechts in der Vierkette genau ein Spiel lang inne. Das Pokalspiel in Ulm bestritt Stanisic über 90 Minuten, danach verletzte er sich und bis jetzt kamen nur noch 134 Minuten dazu. 49 in Freiburg, 1 gegen Bremen und 84 in der Champions League gegen Bratislava.
Stanišićs Leistungsstand ist daher schwer einzuschätzen. In Freiburg ersetzte er den verletzten Leon Goretzka und spielte als rechter Verteidiger. Er machte seine Sache ordentlich, verlor nur zweimal den einlaufenden Merlin Röhl aus den Augen. Gegen Bratislava spielte er links in einer Dreierkette und hatte einige Male Probleme mit dem schnellen Tigran Barseghyan.
Sein Einsatz könnte ein Risiko darstellen, auch weil ihm ein wenig die Schnelligkeit fehlt. Auf der anderen Seite ist Stanišić der defensiv stärkste aller Kandidaten. Seine Qualität liegt im Verteidigen, das kann er im Notfall auf beiden Außenpositionen und im Abwehrzentrum. Gegen Kylian Mbappé hat der Kroate bereits gezeigt, dass er auch gegen einen deutlich schnelleren Spieler bestehen kann. Er könnte also auch eine Option für die linke Verteidigerposition sein.
Wie Stanišić kann auch Sacha Boey auf beiden Flügeln verteidigen. Der Franzose fühlt sich auf der rechten Seite am wohlsten und dürfte die linke Seite in Leverkusen in schlechter Erinnerung haben. Bei seinem zweiten Einsatz für die Bayern brachte ihn Thomas Tuchel gegen die Werkself als linken Schienenspieler. Boey reihte sich in die schwachen Leistungen beim 0:3 ein, verletzte sich und verpasste den Rest der vergangenen Rückserie.
Das Verletzungspech blieb Boey auch diese Saison hold. Der 24-Jährige erlitt bereits zwei längerfristige Verletzungen und spielte 2025 nur gegen Bremen und Bratislava. Beide Male agierte der Rechtsfuß unauffällig und konnte nicht überzeugen. Vor allem in der Offensive machte sich die fehlende Spielpraxis bemerkbar, das Spielverständnis und die Chemie mit den Vorderleuten fehlten völlig.
Dennoch würde Boeys Profil gut zu Frimpong passen. Er ist ebenfalls schnell und könnte mit seiner Robustheit und seinem guten Stellungsspiel ein Gegengewicht zum Niederländer bilden.
Der Österreicher ist eigentlich Mittelfeldspieler, aber war zuletzt gesetzt auf der Rechtsverteidigerposition. Bereits letzte Saison kam der Ex-Leipziger als Kaderspieler auf viele Einsätze, diese holt sich Laimer auch unter Kompany. Zu Saisonbeginn nur Joker, verdrängte er im Laufe der Saison Guerreiro aus der Viererkette.
Laimers Aggressivität und Geschick in der Balleroberung stechen hervor. Er sucht auch sehr konsequent den Weg nach vorne und in den Strafraum. Es ist nicht immer die feine Klinge, aber mit seiner Entschlossenheit erzeugte Laimer schon einige Möglichkeiten und traf bereits zweimal.
Die Aggressivität und Entschlossenheit hat jedoch nicht nur positive Seiten. Laimer greift manchmal zu überhastet an, begeht zu viele Fouls und lässt ein wenig die taktische Disziplin vermissen. Seine nicht überbordende Schnelligkeit gleicht er meist durch seine extrem starke Zweikampfführung aus.
In seiner kurzen Zeit beim FC Bayern machte Kompany personell keine verrückten Sachen. Der Belgier lässt mutigen und sehr ansehnlichen Fußball spielen, setzt dabei aber hauptsächlich auf bereits etablierte Kräfte. Als durch Verletzungen die rechte defensive Seite vakant war, bot Kompany lieber Laimer und Guerreiro positionsfremd auf, statt Aznou eine Chance zu geben.
Der junge Marokkaner fühlt sich zwar auf der linken Seite wohler, zeigte aber in Testspielen und bei den Amateuren, dass er ebenfalls rechts spielen kann. Auch nach der Verletzung von Davies kam er nicht zum Zug und wurde ausgeliehen. Ähnlich erging es Mathys Tel im Sturm, der ebenfalls das Weite suchte.
Stanišić und Boey sind etwas älter und etablierter als die zwei Winterabgänge, jedoch noch nicht so angekommen wie ihre Konkurrenten Laimer und Guerreiro. Letztere haben den Vorteil, dass sie in der Hinrunde regelmäßig Spielpraxis in einer funktionierenden Mannschaft sammeln konnten.
Hinzu kommt, dass die Herausforderer nach ihren Verletzungen noch nicht in Bestform sind. Daher wird Kompany wohl wie in Glasgow auf eine österreichisch-portugiesische Außenverteidigung setzen.
Laimer wäre eine durchaus nachvollziehbare Entscheidung. Der Allrounder passt mit seiner aktiv-aggressiven Spielweise gut zu Grimaldo und wäre als formstärkster Akteur unter den Kandidaten auch eine gute Lösung, sollte er es nicht mit dem Spanier zu tun bekommen.
Guerreiro hingegen könnte ein Risiko sein. Der Europameister von 2016 bringt Bayern spielerisch sicherlich am meisten, aber ist in der Verteidigung verwundbar. Egal ob Frimpong, Nathan Tella, Arthur oder Nordi Mukiele Leverkusens rechte Seite beackern, Guerreiro wird gegen Geschwindigkeit antreten müssen und in Mukieles Fall auch noch Körperlichkeit. Das könnte Probleme geben.
Setzt Alonso hinten auf Dreierkette und vorne auf drei Offensivspieler, dann kommt üblicherweise auch noch der überragende Dribbler Florian Wirtz über die halbrechte Seite. Es wird sicherlich viel zu tun geben für den Münchner Linksverteidiger. Es hätte ein Spiel für Itō werden können, der als Innenverteidiger auch nach außen rücken kann. Doch der Japaner dürfte nach seiner Verletzung noch nicht so weit sein, von Beginn an zu spielen. Es wäre ein großes Risiko, Itōs Startelfdebüt für die Bayern ausgerechnet in Leverkusen zu erzwingen, nachdem der Abwehrspieler fast 200 Tage verletzungsbedingt gefehlt hat.
Stanišić ist zwar im Gegensatz zu Itō kein Linksfuß, bringt aber ein ähnliches Profil mit. Vielleicht sollte Kompany ihn in Betracht ziehen. Es ist jedoch davon auszugehen, dass der Bayern-Trainer seiner eingespielten Mannschaft vertraut und wir Samstagabend Guerreiro in der Startelf sehen.