
Miasanrot
·5. März 2025
FC Bayern vor Spitzenspiel in der Champions League: Wie knackt Vincent Kompany den Angstgegner?

Miasanrot
·5. März 2025
Vor dem großen Champions-League-Duell zwischen dem FC Bayern und Bayer Leverkusen wirft Miasanrot einen Blick darauf, wie Xabi Alonso und Vincent Kompany ihre Teams ins Rennen schicken könnten.
Vor 887 Tagen schossen Leroy Sané, Jamal Musiala, Sadio Mané und Thomas Müller den FC Bayern zum letzten Sieg gegen Bayer Leverkusen. Am 30. September 2022 kassierte die Werkself in München eine deutliche Niederlage – nichts Ungewöhnliches in den dominanten Phasen der Bayern. Doch seitdem haben sich die Kräfteverhältnisse verschoben.
Unter der Regie von Xabi Alonso und Florian Wirtz hat sich Leverkusen zu einem echten Bayern-Schreck entwickelt. Ob in der Bundesliga oder im Pokal – Bayern blieb in sechs Spielen sieglos gegen den amtierenden Doublesieger. Mal dominierte man, mal wurde man dominiert, wie noch im Februar, aber am Ende reicht es nie zu einem Sieg.
Sollte der deutsche Rekordmeister auch in der Champions League an Bayer Leverkusen scheitern, wäre selbst der Gewinn der Meisterschaft kein Trost. Es würde bedeuten, dass die Bayern auf nationaler Ebene wieder von einem Rivalen überholt werden – wie zu Beginn der 2010er Jahre, als Jürgen Klopps Borussia Dortmund aufbegehrte.
Miasanrot wirft einen Blick darauf, wie Vincent Kompanys Bayern auf dieses Duell vorbereitet sind und welche Strategie Xabi Alonso für sein Team wählen könnte.
Die Herangehensweise beider Mannschaften dürfte stark von den Erfahrungen des letzten Aufeinandertreffens geprägt sein. Damals setzte Xabi Alonso auf eine auf dem Papier defensive Aufstellung, doch trotz der vielen Defensivspieler dominierte Leverkusen das Spiel durch ein sehr hohes Pressing. Die Bayern hatten großes Glück, dass sie überhaupt mit einem 0:0 davonkamen. Alonsos Plan ging grundsätzlich auf, aber leicht anpassen dürfte er ihn trotzdem.
Auch diesmal ist mit einer defensiv ausgerichteten Leverkusener Mannschaft zu rechnen, allerdings nicht ganz mit dem aggressiven Pressing des letzten Spiels. Damals hatte Leverkusen die Linksverteidigung der Bayern mit Hiroki Itō als Schwachstelle ausgemacht und gezielt attackiert. Diesmal ist Alphonso Davies wieder fit und wird auf dieser Position den Unterschied ausmachen.
Seine Dribblings können den hohen Druck auflösen, und wenn er mit Tempo in den offenen Raum hinter der Pressinglinie eindringt, wird es für Leverkusen gefährlich. Alonso könnte also mindestens in Phasen des Spiels etwas abwartender angreifen lassen, aber trotzdem ist damit zu rechnen, dass es Momente des hohen Pressings geben wird.
Der FC Bayern steht nach der schwachen Leistung im letzten Duell unter Zugzwang. Man hat sich damals in eine ungewohnte Passivität zwingen lassen, die diesmal zwingend vermieden werden soll. Statt sich wieder in die eigene Hälfte drängen zu lassen, wird der Rekordmeister mehr Wert auf einen strukturierten Aufbau legen. Es geht darum, Sicherheit zu gewinnen, sich ins Spiel zu arbeiten und nach und nach die Kontrolle zu übernehmen – kein wilder Angriffsfussball, sondern kontrollierte Dominanz. Entsprechend wird diese Partie auch zum Zeugnis für das Trainerteam, ob man aus dem Spiel in Leverkusen die richtigen Schlüsse ziehen kann.
Davies kommt dabei eine Schlüsselrolle zu – nicht nur mit, sondern auch gegen den Ball. Der Kanadier kann viele Bälle hinter der ersten Pressinglinie erobern und so den Offensivdruck der Bayern erhöhen. Es ist daher zu erwarten, dass die Münchner im eigenen Pressing wieder mehr wagen und an die beiden überlegen geführten Duelle aus der Hinserie anknüpfen.
Edmond Tapsoba hat seine Oberschenkelprobleme überwunden und könnte zusammen mit Jonathan Tah wieder das Zentrum einer Viererkette bilden. Flankiert würden sie dabei von Nordi Mukiele und Piero Hincapié, die vor der Abwehr von Granit Xhaka und Exequiel Palacios Unterstüzung bekämen. Die Defensive der Leverkusener ist in guter Form und hat in den letzten vier Bundesligaspielen nur ein Gegentor zugelassen.
Allerdings gibt es auch Schwächen, die die Bayern attackieren können. Mukiele hat sich zwar gut ins Team integriert, leistete sich aber immer wieder Unkonzentriertheiten – wie zuletzt einen zu kurzen Rückpass, der zum Gegentor in Frankfurt führte. Die gesamte Abwehr hat ihre Stärken in der Physis, tut sich aber gegen Spieler schwer, die dribbelstark und wendig sind. Vor allem über die Außen könnten die Bayern Druck aufbauen. Hincapié ist zwar sicherer, neigt aber zu harten Fouls, wenn er überspielt wird.
Trotz des insgesamt stabilen Ballbesitzspiels ist Leverkusens Aufbau auch nicht komplett unanfällig für Fehler. Das hohe Kompany-Pressing könnte sich dahingehend bezahlt machen. Unklar ist noch, wer im Tor stehen wird. In der Champions League setzte Alonso zuletzt auf Matej Kovar, doch in wichtigen Spielen erhält meist Kapitän Lukáš Hrádecký das Vertrauen. Egal wer spielt – beide sind nicht immer sattelfest, weshalb Distanzschüsse und hohe Bälle ein Mittel sein könnten – und sei es, indem man auf Abpraller lauert.
Auch beim FC Bayern sind keine großen Veränderungen zu erwarten. Laimer, Upamecano, Kim und Davies dürften die Viererkette vor Manuel Neuer bilden. Davor agieren vermutlich Rückkehrer Joshua Kimmich und Leon Goretzka, der den erkrankten Pavlović ersetzen wird. Gerade Pavlović könnte mit seiner Spielstärke im Aufbau fehlen, aber auch er hatte in Leverkusen Probleme, sich aus dem hohen Pressing zu befreien.
Um diesem Druck standzuhalten, könnte sich Jamal Musiala häufiger zurückfallen lassen, ähnlich wie in der zweiten Halbzeit in Stuttgart. Dort tat es ihm Harry Kane gerne gleich, beide werden eigentlich weiter vorne gebraucht, aber ein spielstarkes Zentrum mit den beiden und tiefe Bälle auf die Flügel könnten Torgefahr bringen.
Beim FC Bayern sind in der Offensive kaum Überraschungen zu erwarten. Musiala und Kane sind gesetzt – beide zeigten zuletzt ansteigende Form, wobei es für Kane wichtig wäre, seine Torflaute zu beenden. Der Engländer traf zuletzt vor fünf Spielen im Achtelfinal-Hinspiel gegen Celtic Glasgow. Michael Olise ist auf der rechten Seite mittlerweile fast ebenso unersetzlich und war in Stuttgart sowohl als Torschütze als auch als Vorbereiter überragend.
Die einzige offene Frage ist die der linken Offensivposition, wo sich Leroy Sané und Kingsley Coman um den Startplatz duellieren. Sané könnte den Vorzug erhalten, da er zuletzt einen Aufwärtstrend erkennen ließ. Zwar unterliefen ihm immer wieder Unachtsamkeiten und Ungenauigkeiten, doch seine Dynamik und Torgefahr machen ihn weiterhin wertvoll. Für Coman spräche, dass er etwas stabiler in seinen Aktionen agiert. Dafür spielt er in seinen Leistungsspitzen weniger torgefährlich und spektakulär.
Bei Bayer Leverkusen gibt es mehr Variationsmöglichkeiten. Klar ist, dass Florian Wirtz von Beginn an spielen wird und Grimaldo sowie Frimpong ins Mittelfeld aufrücken. Die große Frage ist, ob Xabi Alonso mit einer echten Sturmspitze agiert oder – wie zuletzt gegen Bayern – auf einen nominellen Stürmer verzichtet. Eine mögliche Variante wäre Wirtz auf der Zehn, mit Grimaldo und Frimpong auf den Flügeln und einem schnellen Spieler wie Amine Adli oder Nathan Tella als vorderste Spitze.
Alternativ könnte Alonso eine noch defensivere Herangehensweise wählen. Dabei würde Wirtz als Stürmer fungieren, während Granit Xhaka als offensivster Spieler einer Dreier-Mittelfeldzentrale mit Exequiel Palacios und Aleix García auflaufen könnte. In Frankfurt rückte der Schweizer bereits auffällig weit nach vorne, was auf eine flexiblere Rolle hindeuten könnte.
Die beiden Champions-League-Duelle zwischen Bayern und Leverkusen könnten die Höhepunkte der neu aufgeflammten Rivalität sein. Beide Mannschaften präsentieren sich in guter Form, so dass einseitige Spiele wie in den bisherigen Begegnungen dieser Saison nicht zu erwarten sind. Leverkusen hat fast wieder die Verfassung des Vorjahres erreicht, während die Bayern deutlich stabiler wirken als beim letzten torlosen Unentschieden.
Ein entscheidender Faktor könnten die drohenden Gelbsperren sein. Während bei Bayern mit Sané und Gnabry zwei nicht unersetzliche Offensivspieler bedroht sind, stehen bei Leverkusen mit Wirtz, Xhaka, Frimpong und Garcia gleich mehrere Schlüsselspieler unter Druck. Eine Sperre im Rückspiel könnte das Kräfteverhältnis deutlich verändern.
Beide Mannschaften sind bereit für ein großes Duell – die Bühne für ein europäisches Spitzenspiel ist bereitet.
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