90min
·12. April 2024
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·12. April 2024
Im Winter verließ Lina Magull ihren Herzensverein, den FC Bayern München. Die 29-Jährige wagte bei Inter Mailand ein neues Abenteuer in der italienischen Liga. In dem Sky-Format "Meine Geschichte mit Riccardo Basile" spricht Magull über den Abschied vom FC Bayern, ihre neuen Herausforderungen und ihre Rolle bei der deutschen Nationalmannschaft.
Innerhalb von zwei bis drei Tagen musste sich Lina Magull von ihrem Umfeld beim FC Bayern München verabschieden - rückblickend sei diese Trennung zu schnell verlaufen. Das Einfinden in ein neues Leben war "am Anfang etwas holprig", wie die Mittelfeldspielerin zugab. Dennoch habe sie die ersten Wochen positiv aufgesaugt. "Es ist natürlich immer noch eine große Herausforderung, sich in einem fremden Land zurechtzufinden", erklärte Magull.Den Traum, im Ausland zu spielen, hatte sich die gebürtige Dortmunderin schon immer in den Kopf gesetzt: "Mit 29 habe ich dann endlich den Mut gefasst." Sie freue sich darüber, eine neue Welt auf und neben dem Platz kennenzulernen.
Die Idee hinter dem Transfer war, wieder eine Führungsrolle in einem Verein übernehmen zu können. Alles in allem hat sich der Wechsel für Magull ausgezahlt: "Jetzt bin ich in einem Verein, der mir die Möglichkeit gibt, befreiter aufzuspielen, aufzublühen und Tore zu schießen." Sie habe sich schnell integriert und kann "ein Zugpferd" sein. Doch auch für Inter Mailand zahlte sich der Wechsel mehr als aus: In neun Einsätzen konnte Magull sechs Tore und zwei Vorlagen beisteuern.
Vor allem in Sachen fußballerisches Niveau brauche sich laut Magull Italien nicht vor Deutschland zu verstecken: "Das Niveau hier ist dem der Bundesliga ebenbürtig und die Qualität ist ähnlich." Dennoch sei es schwierig, einen Vergleich zu ziehen. "Es ist eine Liga, in der jeder gegen jeden gewinnen kann", bilanziert Magull nach ihren ersten Monaten in Italien. Das Spiel sei sehr physisch und es würden sich viele Torchancen ergeben. Der Frauenfußball habe in Italien nicht den Stellenwert, "den er verdient hätte". Zuschauerzahlen und die mediale Öffentlichkeit ist geringer als in Deutschland. "Hier herrscht eine gewisse Aufbruchstimmung. Man möchte den Frauenfußball pushen", erläuterte Magull.
In ihren letzten Monaten beim FC Bayern habe die 29-Jährige nicht mehr die Rolle gehabt, die sie sich selber zuschreiben wollte. Bereits nach dem Höhenflug bei der Europameisterschaft 2022 fühlte sich Magull aufgebraucht: "Ich war voller Tatendrang für die kommende Saison, aber auch ausgelaugt. Ich bin von diesem Hoch gefühlsmäßig runtergefallen. Man hat auf das nächste Highlight gewartet, aber das ist nicht so wirklich gekommen." Dieses Gefühl wurde durch die Niederlage bei der Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr verstärkt. Das gipfelte in der Entscheidung Magulls, ihr Kapitänsamt in München niederzulegen. Ihr sei bewusst geworden, dass sie die Rolle in der Form nicht mehr ausüben kann, da ihr "die Energie gefehlt" habe.
"Mir wurde der Glaube von denen nicht mehr gegeben, von welchen ich es gebraucht hätte. Ich war in einer Phase, in der ich nicht mehr richtig wusste, wem ich glauben oder vertrauen soll."- Lina Magull
Die 76- fache Nationalspielerin beschreibt das letzte halbe Jahr als die schwierigste Phase ihrer Karriere. Sie habe den Glauben an sich selbst verloren. "Mir wurde aber auch der Glaube nicht mehr gegeben, von denen ich es gebraucht hätte. Ich war in einer Phase, in der ich nicht mehr richtig wussten, wem ich glauben, vertrauen oder hören soll", resümierte Magull. Dies habe sich auch an der Spielzeit gezeigt. In Mailand habe sie wieder gelernt, eine gesunde Balance zu finden und sich Feedback einzuholen.
"Ich hätte mir vorstellen können, für immer beim FC Bayern zu bleiben - das wäre der perfekte Verlauf gewesen", so Magull weiter. Aufgrund der veränderten Stellung innerhalb des Teams habe sie angefangen, "mit dieser Entschlossenheit zu hadern". Sie habe eine Veränderung gebraucht - raus aus der Komfortzone - und diese in Mailand gefunden.
Horst Hrubesch verzichtete beim Lehrgang für die Olympia-Qualifikation noch auf Magull, für den Kader der vergangenen Abstellperiode wurde die Mittelfeld-Allrounderin dann wieder nominiert."Ich habe mich unheimlich gefreut, dass ich weiter relevant für die Nationalmannschaft bin", stellt Magull fest. Die Nationalmannschaft habe eine "riesen Bedeutung" für sie: "Ein Teil der deutschen Nationalmannschaft zu sein ist für mich weiterhin das Größte, das ich in meiner Karriere erreichen kann."
Gegen Island brachte Hrubesch die langjährige Leistungsträgerin in der 77. Minute für Elisa Senß. Die Konkurrenz im Mittelfeld des DFB ist groß. Lina Magull wird sich strecken müssen, um ihr großes Ziel, einen Platz im Kader für die Olympischen Spiele in Paris, zu erreichen.