90min
·19. Mai 2025
Frauen-Bundesliga 2024/25: Die 5 besten Torhüterinnen

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·19. Mai 2025
Die Torhüterinnen standen diese Saison in der Frauen-Bundesliga ganz besonders im Fokus. Wegen ihrer Paraden, klar, aber auch wegen eines irrsinnig schnellen Transferkarussells: Merle Frohms verlässt den VfL Wolfsburg, deren Nachfolgerin wird Frankfurts Stina Johannes, auf die wiederum Sophia Winkler von der SGS Essen folgt...
Die Klubs konnten sich aber glücklich schätzen, denn das Niveau auf der Torhüterinnenposition ist in den letzten Jahren stark gestiegen - und so das Rennen um die Top 5 der besten Goalies in der Frauen-Bundesliga durchaus kompetitiv. Diese fünf Spielerinnen sind im 90min-Ranking vorne.
Guter Transfer für Jena: Die Österreicherin Mariella El Sherif / Jasmin Walter/GettyImages
Wer mit nur sieben eigenen Toren die Klasse hält, muss andere Stärken haben. So war es diese Saison bei Carl Zeiss Jena: Offensiv waren die Thüringerinnen oft harmlos, aber an der Defensive bissen sich selbst Topteams oft die Zähne aus. Gut organisiertes Pressing, engagiertes Zweikampfverhalten - und auch gute Torhüterinnenleistungen waren dafür die Garanten. Jena trat in der Liga mit einem jungen Duo an: Mariella El Sherif und Jasmin Janning, 20 respektive 19 Jahre jung, kamen beide zwischen den Pfosten zum Einsatz. Die Österreicherin El Sherif überzeugte dabei oft, rettete für Jena in einigen wichtigen Spielen (etwa gegen Köln: 13 Paraden!) die Null oder minimierte zumindest den Schaden. El Sherif war im Sommer von Sturm Graz nach Jena gekommen - Jena wird sich im Nachhinein sicher zu diesem Transfer beglückwünscht haben. Gegenüber Köln hatte Jena vor allem bei dieser Position die Nase vorne - die Saison des Effzeh zeigte dagegen gut, wie schwierig es werden kann, wenn im Tor der starke Rückhalt nicht gegeben ist. Auch wenn El Sherif die für ihr Alter normalen Schwankungen zeigte und auch mal wackelte, überwog bei ihr eindeutig das Licht, und El Sherif hielt deutlich besser als der Bundesliga-Durchschnitt: 5,1 Post-Shot Expected Goals minus zugelassene Tore kann sie laut Fbref aufweisen - sie hielt also deutlich mehr, als es von der Position der Schüsse zu erwarten gewesen wäre.
Torhüterin Livia Peng von Werder Bremen / Christof Koepsel/GettyImages
Livia Peng aus einem Ranking der besten Torhüterinnen herauszulassen, ist einfach keine Option. Die Statistiken der Werder-Keeperin sind freilich nicht die besten der Liga - aber Peng ist so anders als die meisten Torhüterinnen, dass sie einen Platz in der Liste einfach verdient hat. Die Schweizerin schwankt oft zwischen Genie und Wahnsinn. Peng will nicht nur Bälle halten, sondern mitspielen, und das tut sie auch viel und meist gut - nur leider oft etwas zu riskant und weit vor dem eigenen Tor. So manchem Bremer Fan dürfte bei einem Dribbling im eigenen Strafraum schon der Angstschweiß ausgebrochen sein. Aber Peng kann auch ihre Kernkompetenz, das Schüssehalten, oft ziemlich gut: Bei einigen Spielen dieser Saison, vor allem aber gegen Hoffenheim, als sie für den 1:0-Sieg quasi alleine verantwortlich war.
Verlässt den SC Freiburg im Sommer: Rafaela Borggräfe / Daniela Porcelli/GettyImages
Von der Problemzone zu einer der am besten besetzten Positionen: Im Kasten hat sich beim SC Freiburg in den letzten Jahren einiges getan. Dafür ist vor allem die starke Entwicklung von Rafaela Borggräfe verantwortlich. Die 25-Jährige hat eine sehr gute Saison hingelegt, wurde zum ersten Mal für das A-Nationalteam nominiert und hat Chancen, bei der EM mitzufahren.In den letzten zwei Saisons hatte sich Borggräfe noch einige Patzer geleistet - auch in dieser Spielzeit blieb der ein oder andere Wackler nicht aus, aber insgesamt ist Borggräfe deutlich solider geworden. Während sie in der vorigen Saison noch 4,2 Tore mehr zuließ als vom statistischen Modell erwartet, musste sie diese Spielzeit im Gegenteil fünf Mal weniger hinter sich greifen, als die statistisch normale Torhüterin. Borggräfe hatte damit einen entscheidenden Anteil am Freiburger Erfolg diese Saison, zeigte einige spektakuläre Paraden. Ihr größtes Problem sind aktuell Schnitzer im Aufbauspiel. Die will sie bei ihrer nächsten Station ausmerzen: Das Freiburger Eigengewächs verlässt den Verein nach zwölf Jahren. Wo es Borggräfe hinzieht, ist noch nicht bekannt.
Ena Mahmutovic von Bayern München in Aktion / Catherine Ivill - AMA/GettyImages
Ena Mahmutovic wird schon seit einigen Jahren als großes Torwarttalent gehandelt: Starke Reflexe und Beidfüßigkeit - die Fußballgötter haben ihr gute Anlagen mitgegeben. Diese Saison ist sie nun sozusagen auf dem Olymp angekommen, hat Mahmutovic doch den Stammplatz beim FC Bayern München errungen. Die 21-Jährige rechtfertigte das mit starken Leistungen, hielt 87,5% aller Schüsse, die in der Liga auf ihren Kasten flogen. Ihre Leistungen hatten einen ordentlichen Anteil daran, dass Bayern sich in der Rückrunde souverän von der Konkurrenz absetzen konnte und verdient den dritten Titel in Folge holte. Mahmutovic hat vielleicht die besten Reflexe der Liga, und ist am Ball meist sehr souverän - in der Luft kann sie dagegen noch etwas zulegen. Ihr Patzer bei ihrem DFB-Debüt zeigt, dass Mahmutovic trotz bester Anlagen noch eine junge Spielerin ist. Aber geht ihre Entwicklung so steil weiter wie in den letzten Jahren, dann haben die Bayern-Fans Grund zum Optimismus.
Bei Flanken sehr sicher: Sophia Winkler von der SGS Essen / Christof Koepsel/GettyImages
Sophia Winkler konnte in dieser Bundesliga-Saison nur zwölf Spiele bestreiten, bis ein Kreuzbandriss sie ausbremste. Dennoch, mehr als die Hälfte aller Partien machte sie - und da sie in diesen zwölf Spielen so sehr überzeugte, hat sie sich Platz 1 in unserem Ranking verdient. Bis zu ihrer Verletzung war es einfach die Saison der Sophia Winkler. Bei der SGS Essen war sie ein sicherer Rückhalt. Seit ihrem Debüt 2021 steigerte sich Winkler Schritt für Schritt und zahlte das Vertrauen, das ihr früh geschenkt wurde, zurück. Die 21-Jährige wirkt reif wie eine Torhüterin in der Blüte ihrer Karriere. 2024/25 war ihr endgültiger Durchbruch, Winkler debütierte auch beim Nationalteam mit Erfolg. In der Frauen-Bundesliga hat sie exzellente Statistiken vorzuweisen: Hätte sie gehalten wie eine durchschnittliche Torhüterin, dann hätte Essen in zwölf Spielen sieben Tore mehr kassiert. Aber Winkler ist eben keine durchschnittliche Torhüterin - im Schnitt ersparte sie ihrem Team so pro Spiel ein halbes Gegentor, ein sehr starker Wert. Trainer Markus Högner schätzt Winkler ebenfalls sehr: "Sie ist für mich besonders bei hohen Bällen vielleicht die beste Torhüterin in Deutschland", so der SGS-Coach. Winkler hat starke Reflexe und viel Sicherheit in der Luft - nur mit dem Ball an dem Fuß ist noch Luft nach oben. Daran will sie nach ihrem Comeback bei ihrer nächsten Station arbeiten: Im Sommer wechselt Winkler zu Eintracht Frankfurt und soll dort Stina Johannes als Stammtorhüterin ersetzen.
Ein Name, der hier vielleicht etwas überraschend fehlt: Stina Johannes. Ja, die Frankfurterin hatte keine schlechte Saison. Aber Johannes zeigte etwas weniger starke Paraden und hatte einige Wackler, besonders bei hohen Bällen. Potenzial hat sie natürlich trotzdem einiges, und ihre Entwicklung in Wolfsburg wird spannend zu beobachten.
Mala Grohs verpasste einen Teil der Saison durch einen Tumor, aber konnte zwischen die Bayern-Pfosten zurückkehren - darüber geraten alle Fußballstatistiken in den Hintergrund. Grohs machte es vor ihrer Erkrankung aber solide - nächste Saison könnte es einen interessanten Konkurrenzkampf zwischen ihr und Mahmutovic geben.
Bei ihrem zukünftigen Klub, dem VfL, ging es ebenfalls hoch her auf der Torhüterinnenposition - Merle Frohms wurde zum Winter von Anneke Borbe abgelöst, viele Diskussionen inklusive. Frohms zeigte kaum grobe Schnitzer, aber konnte auch nicht an ihr Topniveau anknüpfen - und Borbe war solide, aber auch nicht viel mehr als das.
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