90min
·21. Dezember 2024
90min
·21. Dezember 2024
Die Hinrunde in der Bundesliga der Frauen ist gespielt, und wir blicken mit unseren 90min-Positionsrankings zurück: Welche Spielerinnen konnten auf den verschiedenen Positionen besonders überzeugen? Das waren die fünf besten defensiven Mitteldspielerinnen in der Hinrunde 2024/45.
Sarah Zadrazil könnte bald Namensgeberin für ein Paradox in der Mathematik sein - für einen Teil einer Formel, der für sich genommen nicht spektakulär wirkt, aber ohne den alles zusammenbricht. Bayern-Fans ist das Zadrazil-Paradox schon lange bekannt.
Die Österreicherin glänzt selten mit Hackentricks oder Dribblings, ihre Technik ist weniger fein als die einer Klara Bühl oder Pernille Harder. Zadrazil ist selten die Spielerin, die alle Augen auf sich zieht, aber spielt die 31-Jährige mal nicht, wird sie schmerzlich vermisst. Zadrazil räumt hinten viel auf, ist immer eine verlässliche Anspielstation.
Das Bayern-Mittelfeld tat sich diese Saison generell deutlich schwerer als in der letzten Spielzeit, stand vor allem bei hohem Pressing vor Herausforderungen. Daraus resultierten zur Unzufriedenheit von Trainer Alexander Straus viele Ballverluste.
Zadrazil war im Münchner Mittelfeld aber die konstanteste Spielerin, gewann auch diese Saison viele Duelle (59,5% Zweikampfquote). Auch eine Zadrazil bei 90% ihrer Leistung gehört zu den Topspielerinnen der Liga - aber ganz an ihr Leistungsmaximum ist sie diese Saison noch nicht herangekommen.
"Ich hätte nicht gedacht, dass es so schnell geht", sagte Lisanne Gräwe im November im 90min-Gespräch. Bezogen war das auf ihre erste Nominierung für das A-Nationalteam: Gräwe gab gegen Australien ihr Debüt, und wurde auch zum nächsten Lehrgang eingeladen. "Es ist ja jetzt auch die U23 eingeführt worden und ich habe damit gerechnet, dass ich dann eher dafür eingeladen werde", verriet die 21-Jährige.
Aber ihr Zitat hätte sich auch auf ihre gesamte Entwicklung beziehen können: Gräwe avancierte diese Saison, ein Jahr nach ihrem Wechsel von Leverkusen zu Eintracht Frankfurt, zur unangefochtenen Stammspielerin. Das lag auch an der Verletzung von Tanja Pawollek, aber mit sehr starken Leistungen zeigte Gräwe, dass sie völlig zurecht auf dem Platz stand.
Gräwe zeigte eine gerade für ihr Alter beeindruckende Konsistenz, erlaubte sich kaum Patzer und hatte kein Spiel, in dem sie neben sich stand. Stattdessen machte Gräwe ihren Job souverän, verteilte die Bälle und stach mit ihrer Übersicht und Zweikampfstärke hervor. 69,6% ihrer Zweikämpfe hat Gräwe laut Fotmob gewonnen, ein Topwert.
Gräwe, ausgebildet bei Wolfsburg, ist eine sehr komplette Spielerin. Der nächste Schritt sei es für sie, noch mutiger zu werden, sagte Gräwe im 90min-Gespräch - tatsächlich könnte sie teils noch abgeklärter werden. Auf einem sehr guten Weg ist sie allemal.
Katharina Piljić ist Stammgast in diesem Ranking: Schon in der Hinrunde 2024/25 war sie unter den besten Spielerinnen im defensiven Mittelfeld. Damals lief sie noch für die SGS Essen auf, inzwischen trägt Piljić die Farben von Bayer Leverkusen. Der konsequente nächste Schritt für die 21-Jährige, die wesentlichen Anteil an der starken Hinrunde von Bayer hat.
Leverkusen steht mit 29 Punkten auf Platz drei, punktgleich mit Frankfurt und München und sogar vor Wolfsburg - damit hätte vor der Saison wohl selbst der größte Leverkusen-Fan kaum gerechnet. Die Verpflichtung von Piljić war für die Rheinländerinnen ein Goldgriff, denn durch sie hat das Spiel eine ganz neue Stabilität bekommen.
Piljić kann das Spiel lesen wie ein offenes Buch und fängt viele Bälle ab. Damit ist sie für die Leverkusener Defensive eine ganz wichtige Absicherung - und das jüngste Erfolgsbeispiel für die herausragende Ausbildung in Essen, wo sie von 2018 bis 2024 spielte.
Die letzten Monate waren nicht leicht für Lena Lattwein: Die Wolfsburgerin musste letzte Saison mehrere Monate wegen einer Knieverletzung pausieren, kam danach nicht ganz in Topform zurück. Auch davor hatte sie es zunächst nicht ins Nationalteam geschafft. Horst Hrubesch sagte damals, Lattwein - eigentlich eine seiner Lieblingsspielerinnen - spiele aktuell unter ihren Möglichkeiten.
Auch unter Hrubeschs Nachfolger Christian Wück wurde Lattwein noch nicht wieder nominiert, ist inzwischen aber sicher wieder eine ernsthafte Kandidatin. Die 24-Jährige spielte eine sehr solide Hinrunde mit dem VfL, fand auch ohne ihre frühere Mittelfeldpartnerin Lena Oberdorf zurück zu alter Stärke.
Lattwein machte etwa beim 2:0 gegen Bayern ein sehr gutes Spiel, zeigte sich auch sonst präzise (Passgenauigkeit 81,7%) und defensiv sehr sicher. Lattwein war damit eine wichtige Stütze, gerade auch weil die Wolfsburger Innenverteidigung nicht immer überzeugen konnte.
Die gestiegene Belastung ist im Frauenfußball ein großes Thema, und tatsächlich war auch dem FC Bayern in dieser Hinrunde 2024/25 in so manchem Spiel anzusehen, dass der Kopf schon im nächsten Spiel war, das Bein noch im letzten und der Arm irgendwo dazwischen.
Einige Leistungsträgerinnen wirkten müde, auch Georgia Stanway: Die Engländerin konnte diese Saison nicht ganz ihre hervorragenden Leistungen in München seit ihrem Wechsel von Manchester City anknüpfen.
Stanway ist eine energetische, physische Spielerin, die aber auch bei der Kreativität im Spiel nach vorne im letzten Jahr Fortschritte gemacht hatte. Diese Seite war von ihr diese Hinrunde weniger zu sehen, aber ihre Physis und Ruhe dennoch. Stanway nahm nicht ganz so viel Einfluss auf das Münchner Spiel, aber war weiterhin eine zentrale Anspielstation, die viel abräumte.
Die Saison der TSG Hoffenheim war wahrlich bisher nicht zufriedenstellend, aber Hoffenheim hat weiterhin einige starke Talente im Kader - etwa Mittelfeldspielerin Vanessa Diehm, 20, die einige Male ihre gute Übersicht bewies.
Auch die SGS Essen ist für ihre Ausbildung bekannt, kann aber auch gute Transfers tätigen: Vanessa Fürst kam im Sommer aus Duisburg und fügte sich seitdem sehr gut ein, mit Zweikampfstärke und Passgenauigkeit.
Elisa Senß war in den letzten Jahren stets in diesem Ranking vertreten - zurecht, wegen ihrer Kreativität und technischen Fähigkeiten -, nahm bei Frankfurt aber etwas weniger Einfluss auf das Spiel als noch in Leverkusen.
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