90min
·23. Juli 2024
90min
·23. Juli 2024
Tennis, Fußball, Fechten oder Bogenschießen: Bei den Olympischen Spielen ist für ein volles Programm gesorgt - Langeweile ausgeschlossen. Welche Spiele muss man aber unbedingt gesehen haben?
Beim Frauenfußball-Turnier der Olympischen Spiele 2024 sind zwölf Teams vertreten. Die besten Teams der Welt treten an, die stärksten Spielerinnen sind am Start. Sie spielen zunächst in drei Gruppen à vier Teams. So sehen die drei Gruppen aus:
Wegen der geringen Anzahl an Teams ist Spannung garantiert: Alle Teams können sich Chancen auf das Viertelfinale ausrechnen, schon in der Gruppenphase werden Ausrutscher bestraft. Einige Highlight-Spiele in der Gruppenphase stehen schon fest (den ganzen Spielplan findet ihr hier.)
Für die DFB-Frauen soll es besser laufen als bei der letzten WM / SOPA Images/GettyImages
Es ist der Klassiker schlichthin im Frauenfußball. Die USA und Deutschland teilten lange Zeit das Reich des Frauenfußballs untereinander auf. Die DFB-Frauen dominierten in Europa, bei der Weltmeisterschaft hatten die Amerikanerinnen doch noch öfter die Nase vorne - aber es war immer ein enges Rennen. Wenn die USA und Deutschland am 28. Juli um 21 Uhr in Marseille aufeinandertreffen, dann wird von beiden Seiten auch ein bisschen Nostalgie mitschwingen. Die guten alten Zeiten! Inzwischen haben sich die Verhältnisse geändert, die USA wagen mit Emma Hayes einen Neuanfang - ohne Alex Morgan - und die DFB-Frauen verarbeiten immer noch das peinliche WM-Aus 2023. Aber aus der Krise kann auch eine Chance entstehen: Beide können frei aufspielen und bei Olympia zeigen, dass sie früher wieder da sind, als die Welt es gedacht hätte.
Bei der WM 2023 musste sich Spanien nur Japan in der Gruppenphase geschlagen geben / SOPA Images/GettyImages
Spanien gegen Japan, das war bei der letzten WM das Spiel der Gruppenphase, das man gesehen haben musste. Japan war das einzige Team, das den ansonsten so beflügelt kombinierenden Spanierinnen das Wasser reichen konnte. Mehr noch, die Nadeshiko schafften es, ein Gegengift zum intelligenten Spiel der Spanierinnen herzustellen. Trainer Futoshi Ikeda mixte aus Konterstärke, technischer Beschlagenheit und einer brutalen Effizienz im Abschluss ein tödliches Gebräu für die Furia Roja. 4:0 hieß es nach 90 Minuten für Japan. Spanien war konsterniert, Japan mindestens zum Geheimfavoriten des Turniers aufgestiegen. Der Rest der Geschichte ist bekannt: Das junge japanische Team scheiterte an Schweden, die mit ihrem Verteidigungs-Bollwerk eine ganz andere Herausforderung darstellten, während Spanien den Siegeszug der letzten Jahre mit dem WM-Titel krönte. Zwölf Monate später hat immer noch niemand einen besseren Matchplan gegen Spanien präsentiert als Ikeda. Kann das Team um Manchester Citys Yui Hasegawa Spanien nochmal kalt erwischen?
Jubel bei den Matildas / Darrian Traynor/GettyImages
Australien war in den letzten Jahren im Frauenfußball selten das beste Team. Aber die Matildas brachten die Unterhaltung, die guten Vibes. Australien gefällt sich in der Rolle des sympathischen Underdogs und konnte darin bereits einige Erfolge feiern. Bei den letzten Olympischen Spielen besiegten sie England hochdramatisch in der Verlängerung und schrammten nur knapp an einer Medaille vorbei, bei der Heim-WM 2023 gewann die Elf von Tony Gustavsson viele Sympathien, aber nach dem Ausscheiden im Halbfinale erneut kein Edelmetall. Mit diesen starken Ergebnissen bei den letzten Turnieren und internationalen Stars wie Caitlin Foord und Steph Catley (Arsenal), Mary Fowler (Manchester City) oder Ellie Carpenter (Olympique Lyon) dürfte Australien eigentlich kein echter Underdog mehr sein. Allerdings fehlt die alles überstrahlende Sam Kerr, und die Ergebnisse zwischen WM und Olympia waren eher ernüchternd (0:5 mit einem B-Team gegen Kanada, 1:1 gegen China). Australien ist eine Wundertüte und defensiv teils anfällig - einige Gemeinsamkeiten mit den DFB-Frauen also. Das Gruppenspiel gegen Deutschland wird beide sehr wichtig, um nicht schon nach dem ersten Spieltag mit dem Rücken zur Wand zu stehen.
Kanada 2021: Große Freude nach dem entscheidenden Elfmeter im Finale / Naomi Baker/GettyImages
Gastgeber gegen Titelverteidiger: Eine Konstellation, die hohe Fußballqualität verspricht. Da kommen die zwei größten Titelanwärter, könnte man meinen. Bei Frankreich gegen Kanada ist das nicht wirklich der Fall, beide haben mit ihren Problemchen zu kämpfen.Gastgeber Frankreich leidet unter einem chronischen Keine-Leistung-unter-Stress-Syndrom, brilliert zwar streckenweise in Qualifikationsspielen oder in der Gruppenphase, aber kann bei Turnieren sein Potenzial nicht richtig abrufen. Das letzte Heimturnier, die WM 2019, verlief miserabel - die Gespenster dieser Erfahrung muss Trainer Hervé Renard seiner hochtalentierten Truppe um Abwehr-Leuchtturm Wendie Renard und Kapitänin Grace Geyoro austreiben. Renard hätten viele im Team gerne noch länger als Coach gesehen, nach Olympia kehrt er aber zurück in den Männerfußball. Und der Titelverteidiger? Der ist nach ein paar mittelmäßigen Jahren, die auf den Erfolg in Tokio 2021 folgten, wieder in Form gekommen. Kanada ist es gelungen, die Offensivprobleme, die selbst beim Gewinn der Goldmedaille offensichtlich waren, zu lindern. Die Ahornblätter verloren 2024 zweimal nur knapp im Elfmeterschießen gegen den Erzrivalen USA und dürften auf Rache sinnen - dafür müssen sie aber erstmal die Gruppenphase und das Spiel gegen Frankreich überstehen.
Für Brasilien um Marta soll es mit einem neuen Trainer besser laufen / Koki Nagahama/GettyImages
O jogo bonito, das schöne Spiel, und futebol-arte, die Kunst des Fußballspielens, sind Grundprinzipien des brasilianischen Fußballs. Nicht nur erfolgreich soll das Sporteln sein, sondern auch nett anzusehen - beim Fußball Englands bei der Männer-EM in diesem Sommer bekommen die brasilianischen Legenden wohl physische Schmerzen. In den letzten Jahren war der Fußball des Frauen-Nationalteams leider weder sehr bonito noch sehr erfolgreich. Funken des jogo bonito sprühten immer wieder auf - etwa bei der letzten WM, als Brasilien gegen Panama wunderschön kombinierte und Ary Borges ein Tor wunderschön per Hacke auflegte. In klarer Überzahl waren aber die Momente der Ratlosigkeit, es war mehr Heldinnenfußball als durchdachtes Konzept. Unter dem neuen Trainer Arthur Elias sollte das anders werden - beim letzten Turnier mit Legende Marta. Beim Gold Cup und SheBelieves Cup schlugen sich die Brasilianerinnen gut, besiegten Japan mit 4:1 und verloren nur knapp gegen die USA und Kanada. Aber der Härtetest für Elias folgt jetzt erst bei Olympia - vor allem in den Spiel gegen die übermächtig wirkenden Spanierinnen.