Günters Geheimnis: Als Netzer fast zum FC Bayern wechselte | OneFootball

Günters Geheimnis: Als Netzer fast zum FC Bayern wechselte | OneFootball

Icon: FC Bayern München

FC Bayern München

·17. Februar 2025

Günters Geheimnis: Als Netzer fast zum FC Bayern wechselte

Artikelbild:Günters Geheimnis: Als Netzer fast zum FC Bayern wechselte

Günter Netzer beim FC Bayern – undenkbar, oder? Doch tatsächlich stand der legendäre Spielmacher einem Wechsel einst näher, als je bekannt war. Zum 125. Jubiläum des Rekordmeisters erzählt er im Mitgliedermagazin 51 erstmals die ganze Geschichte und verrät, was ihn am FCB bis heute fasziniert.

Bevor ich zum Thema „125 Jahre FC Bayern“ komme, möchte ich zum Jubiläum eine Anekdote erzählen, die bisher nicht bekannt ist: Als ich 1973 von Mönchengladbach zu Real Madrid gewechselt war, rief mich der Bayern-Manager Robert Schwan an: Er sei in Madrid, ob wir uns treffen wollen. Ich fuhr ins Hotel Ritz, bis heute eines der besten Hotels in Madrid, es war Sommer, 40 Grad, ich trug saloppe Klamotten – da haben sie mich in der Lobby gleich wieder rausgeschmissen: Einlass nur mit Jackett, besser noch mit Krawatte. Schwan organisierte mir entsprechende Kleidung, dann kam er bald zur Sache: „Wir wollen dich verpflichten!“ Ich kippte fast vom Stuhl: „Seid ihr noch ganz dicht? Ihr hattet zehn Jahre Zeit, mich aus Gladbach zu holen. Ich möchte dich erinnern: Ich bin jetzt seit vier Wochen bei Real – ich kann nicht gleich wieder abhauen.“ Am Ende sprach auch der ehrwürdige Patron Santiago Ber­nabéu ein Machtwort: „Eher sitzt der Netzer die drei Jahre seines Vertrags neben mir und schaut sich so unsere Spiele an.“


OneFootball Videos


Ich bedauere nichts – aber mal im Bayern-Trikot zu spielen, wäre natürlich ein Traum gewesen. In Gladbach hatte ich mein kleines Reich, ich war bestens aufgehoben, unser aller Bewunderung galt dennoch auch dem FC Bayern. Ob das mit mir in München funktioniert hätte, steht auf einem anderen Blatt: Ich habe mal gehört, der damalige Präsident Wilhelm Neudecker mochte meine langen Haare nicht. Auch in Gladbach haben sie ja oft gesagt, ich sei zu extrem – Gott sei Dank habe ich den Ball vernünftig getroffen, sonst hätten sie mich bei meinen Eskapaden zum Teufel gejagt.

Artikelbild:Günters Geheimnis: Als Netzer fast zum FC Bayern wechselte

Traumpaar bei der Nationalmannschaft, das beinahe auch gemeinsam beim FC Bayern für Furore gesorgt hätte: Günter Netzer und Franz Beckenbauer.

Der FC Bayern hat in diesen 125 Jahren eine Entwicklung genommen, die im Weltfußball ihresgleichen sucht. Zweifellos gehört er zu den drei größten Clubs der Fußballhistorie. Die Erfolgsgeschichte dauert seit Generationen an und ist bis heute geprägt von Per­sönlichkeiten wie Franz Beckenbauer, Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge. Konstanz ist das Geheimnis. Der FC Bayern ist seit Jahrzehnten der bestgeführte Verein in Deutschland, im gesamten Weltfußball gibt es kaum Vergleichbares. Dazu ist diesem Verein der Anspruch, immer das Beste zu wollen, zu keinem Zeitpunkt verloren gegangen.

Artikelbild:Günters Geheimnis: Als Netzer fast zum FC Bayern wechselte

Der ehemalige FC Bayern-Manager Robert Schwan wollte Günter Netzer einst von einem Wechsel zum FCB überzeugen.

„Mia san mia“ ist ein Statement, das Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein ausdrückt. Und, noch wichtiger: Es ist kein beliebiger Slogan, keine leere Phrase – nein, die Bayern leben es. Kluge Sprüche kann jeder raushauen, entscheidend ist, sie umzusetzen. Sonst ist alles nichtssagendes Geplauder, Schall und Rauch. Ich finde es grandios, dass es dem FC Bayern gelungen ist, sein „Mia san mia“ über so einen langen Zeitraum zu verinnerlichen. Der Charakter des FC Bayern ist: „Mia san mia“. Ohne Wenn und Aber.

Der FC Bayern hat Grundlagen für die folgenden Generationen geschaffen, an denen man sich immer orientieren kann und muss. Niemand vermag die Zukunft vorauszusagen, schon gar nicht im schnelllebigen Fußball. Aber wenn der FC Bayern weiter lebt und umsetzt, was ihn seit Jahrzehnten auszeichnet, bleibt er immer eine Macht. Der Geist, der an der Säbener Straße herrscht, der diesen Verein groß werden ließ, ist bis heute zu spüren, und ich sehe nichts, was mich glauben macht, dass er sich verflüchtigt. Ich wünsche dem deutschen Fußball, dass er weiter auf sein Flaggschiff FC Bayern stolz sein kann. Dieser Verein ist ein Geschenk für die Bundesliga und für alle Fußballfans, Rivalität hin oder her. Dem FC Bayern wünsche ich, dass er so bleibt, wie er ist. Es gibt keinen Grund, etwas auf den Kopf zu stellen. Der FC Bayern war und ist immer auf der Höhe der Zeit. Auch 125 Jahre nach seiner Gründung. Kompliment und Glückwunsch!

Der Text erschien im Mitgliedermagazin 51.

Impressum des Publishers ansehen