
Löwenmagazin
·14. April 2025
Hasan Ismaik bei Blickpunkt Sport – Einordnung des Auftrittes

Löwenmagazin
·14. April 2025
Hasan Ismaik zeigt wohl gegenüber dem Bayerischen Fernsehen eine Verkaufsbereitschaft im Hinblick auf seine Anteile beim TSV 1860 München. Daraus resultieren Artikel mit Begriffen wie „Paukenschlag“, „Investor-Beben“ oder „Löwen-Hammer“. Wir möchten dies ein wenig einordnen und kritisch hinterfragen.
Das Bayerische Fernsehen wird am 21. Oktober 2025 eine Doku-Serie unter dem Titel „Rise&Fall“ beginnen. Dabei ist in der ersten Folge am Starttag der TSV 1860 München im Fokus. Teil des Teams beim BR sind auch junge Journalisten, die sehr investigativ zu arbeiten scheinen. Es bleibt jedoch abzuwarten, was am Ende rauskommt und ob sich die junge Journalisten-Generation durchsetzen kann. Der BR zeigte sich in den vergangenen Jahren sehr verstaubt, wenn es um den TSV 1860 München geht. Und am Ende werden es wohl auch bei diesem Projekt die altgedienten Journalisten sein, die in der Doku vorne dran stehen. Bleibt abzuwarten, ob inhaltlich auch tatsächlich objektiv an die Sache herangegangen wird.
Im Rahmen dieser Dokumentation war man vorletzte Woche auch in Abu Dhabi zu Besuch bei Hasan Ismaik. Welche Erkenntnisse die Journalisten insgesamt gewonnen haben und wie dieser Besuch im Rahmen der Dokumentation eingeordnet wird, bleibt abzuwarten. Dennoch gibt der BR in einem Artikel erste Einblicke. Ismaik soll im Gespräch mit den Autoren Robert Grantner und Christoph Nahr bereits von Verkaufsabsichten gesprochen haben. „Ich möchte den Klub verkaufen und einfach nur noch Fan sein. Ich will nur noch Fan von 1860 sein“, soll er gesagt haben. „Ich denke, 1860 braucht jemand Neues – sie brauchen Hasan nicht. Wenn ich bleibe, wird dieser Klub so bleiben, wie er ist.“ Man muss das erst einmal so stehenlassen, da es keine öffentlichen Live-Aufnahmen gibt. Ob es sinnvoll ist nun ganze sechs Monate vor der Veröffentlichung des tatsächlichen Interviews diesen Ausschnitt zu veröffentlichen, muss man hinterfragen. Bezeichnend wäre die Aussage, er wolle nur noch Fan von 1860 sein, jedoch durchaus. Wir werden das gegebenenfalls noch mal in einem anderen Artikel thematisieren.
Interessant ist, dass Hasan Ismaik am gestrigen Sonntag bei Blickpunkt Sport zugeschaltet wurde. Und dieser Auftritt Hauptgast dieser Sendung und damit Hauptgast ist übrigens Uli Hoeneß gewesen. Der erklärt, dass er damals zu 1860 gehen wollte, sich dann aber für den FC Bayern entschied. „Make 1860 great again“, das würde dem FC Bayern gefallen, meint der Moderator zu Hoeneß. „Den Fans überhaupt nicht“, erklärt Hoeneß. „… aber wenn 1860 aufsteigen würde, hätte ich kein Problem. Aber ich glaube nicht, dass wir bis auf Weiteres dieses Derby sehen werden“. Und an diesem Punkt wird Hasan Ismaik zugeschaltet. Man muss das durchaus als journalistisch unglücklich bewerten. Uli Hoeneß hatte in einem Podcast der Süddeutschen Zeitung klargemacht, er habe Ismaik dem TSV 1860 vermittelt. Im Blickpunkt Sport wirkt es jedoch ganz anders. Beide Seiten bekräftigen, sie hätten sich noch nie kennengelernt. Hier fehlt dann die Einordnung seitens der Journalisten. Ob man beim Wechsel des Themas vom FCB auf 1860 tatsächlich Hoeneß sitzen lassen sollte, ist mehr als fraglich.
„Ist das Projekt 1860 und Hasan Ismaik gescheitert?“, fragt der Moderator den zugeschalteten Jordanier. Das „Projekt Hasan Ismaik und 1860 München“ habe ihm 14 Jahre lang Freude gemacht, heißt es beim BR übersetzt aus einer Live-Schaltung mit dem Gesellschafter des TSV 1860 München. Dennoch möchte er nun verkaufen, meint der BR-Moderator. Hier stellen wir uns die Frage, ob Ismaik tatsächlich geäußert hat, dass er momentan verkaufen will oder nur über die Bedingungen spricht, die für einen Verkauf notwendig wären. Das ist durchaus relevant. „Es gibt keinen Preis, den ich mir vorstelle“, wird weiter übersetzt. „Es gibt viele Angebote, die hier reinkommen. Aber ich habe noch keine Entscheidung getroffen. Ich nehme niemanden ernst (I don’t take anyone serious).“ Über ernsthafte Angebote würde er jedoch in jedem Fall nachdenken. Wir gehen davon aus, dass Ismaik meint, er könne bisherige Angebote nicht ernst nehmen.
Dann wird es etwas kurios. Der Moderator fragt, wohin das Geld eines potentiellen Käufers ginge. Hasan Ismaik erkärt erst, er würde die Frage nicht verstehen. Dann jedoch meint er, übersetzt durch den BR: „Es geht alles an den Klub. Es geht alles an den Verein. Nicht nur 18 Millionen. Es ist nur der erste Scheck. Danach fünfzehn, zehn. Alles, die ganzen Schulden.“ So die Übersetzung. Die Problematik allerdings ist, dass man nicht wissen kann, ob Ismaik die Frage richtig verstanden hat und er das Geld aus einem potentiellen Verkauf oder die bisherigen Zahlungen versucht zu erklären. In der Übersetzung klingt es in jedem Fall so, als würde es um die Zahlungen gehen, die der neue Investor für 1860 hinlegen soll. Die würden dann an den TSV gehen. Das ist aber mehr als unwahrscheinlich.
Man redet von einem dreistelligen Millionenbetrag, meint der Moderator. Er scheint sich wohl auf Inhalte aus dem Interview in Abu Dhabi zu berufen. Dort soll, so geht es zumindest aus dem Artikel hervor, von 200 bis 300 Millionen Euro die Rede gewesen sein. „Jeder, der glaubt, die Fähigkeit zu haben, 1860 zu kaufen. Meine Tür steht offen. Aber wenn er nicht 200 bis 300 Millionen hat, wird es für ihn nicht funktionieren“, heißt es im Text. Die tatsächliche Summe will Ismaik dann bei Blickpunkt Sport nicht nennen. Der TSV 1860 sei ein sehr starker und toller Verein, ein sehr traditionsreicher Verein. „In der besten Stadt der Welt“, meint Ismaik. „Im besten Land der Welt. Wenn irgendjemand diesen Verein kaufen will, dann müssen sie mir ein faires Angebot machen.“
Außerdem wolle er das Ziel des neuen Investors sehen. „Was ist der Plan? Wenn er keinen Plan hat, wenn er nur die Anteile halten will und 1860 nur so halten will, dann bin ich nicht bereit zu verkaufen. Dann bleibe ich gerne drin.“ Aber wenn er jemand findet, der das profitabel machen kann und auch eine Lösung mit der aktuellen Situation findet (Pro 1860, Ultras) und auch eine Lösung für den Stadionbau findet, so dass „wir in die zweite Liga und dann in die erste Liga kommen, dann werde ich das unterstützen.“ Und es kommt darauf an, wer es kaufen wird. „Firmen, Investoren, Fonds, es kommt drauf an.“
Im Grunde gewinnt man keinerlei neue Erkenntnisse aus dem Auftritt von Hasan Ismaik. Wir wissen nun jedoch, dass er aktuell kein adäquates Angebot vorliegen und auch in der Vergangenheit kein für ihn angemessenes Angebot bekommen hat. Der Aufrtritt von Ismaik sorgt für mächtig Schlagzeilen, mehr aber auch nicht. Die Löwen bringt es in jedem Fall nicht weiter.