DFB
·19. Januar 2022
DFB
·19. Januar 2022
Wohl in jedem Fanblock der beiden Bundesligen wurde der Schlachtruf "Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin" schon einmal angestimmt. Die Hauptstadt ist nicht nur sprichwörtlich seit jeher eine Reise wert, sie ist auch der Sehnsuchtsort für Fußballer, seitdem 1985 dort das Finale im DFB-Pokal stattfindet. Die Fans von Hertha BSC sind während der Saison - wenn keine Pandemie das verhindert - alle zwei Wochen im Olympiastadion und müssen das Liedchen schon deshalb nicht singen. Aber auch sie würden gern mal ein Pokalfinale sehen, möglichst mit Beteiligung der eigenen Mannschaft. Doch die Geschichte zeigt, dass Herthas Weg nach Berlin voller Steine und Hürden ist.
Die Vergabe des Pokalfinals in ihre Heimatstadt hat zwar vom ersten Tag an Träume von einem Finale im eigenen Wohnzimmer geweckt, aber bisher nur Enttäuschungen ergeben. Es ist zwar nicht so, dass Hertha in Berlin noch kein Finale gespielt hätte. Aber selbst in ihrer Glanzzeit vor dem Krieg, als die meisten Meisterschafts- und Pokalendspiele im Olympiastadion oder dem Grunewaldstadion ausgetragen wurden, war Hertha meist Zuschauer. Mit Ausnahme des Jahres 1927, als sie dem 1. FC Nürnberg im Meisterschaftsfinale 0:2 unterlag.
Das DFB-Pokalfinale in Berlin hat eine Profimannschaft von Hertha BSC aber nie erreicht. 1977 und 1979 kam sie zwar so weit, aber da wurde in Düsseldorf und Hannover gespielt. Die Fakten: Seit der Saison 1984/1985 trat Hertha 36-mal in der Pokalendrunde an (nur 1988/1989 nicht). Achtmal kam das Aus schon in der ersten Runde, am häufigsten in der zweiten (16-mal), viermal in der dritten Runde, viermal im Achtelfinale, dreimal im Viertelfinale und einmal im Halbfinale.
So manche Blamage war dabei, es gab Niederlagen in Jülich (1991), Stendal (1995), Kiel (2002), Wuppertal (2007), Koblenz (2010) oder Worms (2012). Die Spötter in den Hauptstadtmedien hatten ihre Freude an Herthas kontinuierlichem Scheitern, das durch den sensationellen Finaleinzug der Hertha-Bubis - also der zweiten Mannschaft - ins Pokalfinale 1993 (0:1 gegen Leverkusen) eine besonders merkwürdige Note erhielt. Die Talente besser als die Profis? Jedenfalls war der Coup des Teams von Trainer Jochem Ziegert ein weiterer Beleg für die ganz eigenen Pokalgesetze.
22 Trainer versuchten es bei den Profis bisher vergeblich, die Hertha-Profis ins Berliner Endspiel zu bringen, so sehr diese es sich auch selbst wünschten. Im August 2015 sagte Pal Dardai, damals in seiner ersten Amtszeit: "Ich wohne am Olympiastadion in Berlin-Westend und spaziere jedes Jahr mit meiner Frau, meinen drei Söhnen und meinem Vater zum Finale. Wir haben dort schöne Sitzplätze, aber es wäre schön, mal unten dabei zu sein. Das wäre für unsere Fans in der eigenen Stadt eine Riesensache. Das müssen die Spieler als Motivation verstehen und mitnehmen."
Beinahe hätte es in jener Saison geklappt, Dardais Worte schienen gefruchtet zu haben. Am Dienstag, 18. April 2016, empfing die Hertha im Halbfinale Borussia Dortmund - der Vierte gegen den Zweiten der Bundesliga. Das Stadion platzte aus allen Nähten (76.233 Zuschauer), die Fans begrüßten ihre Idole mit einer Choreographie und Dardai sagte: "Die ganze Stadt spielt verrückt. Wir müssen die positive Energie mitnehmen."
Doch der Druck war zu groß, die Dortmunder gewannen souverän mit 3:0 und der kicker titelte: "Last statt Lust: Dardais Traum geplatzt". So nah kam die Hertha ihrem Traum seither nicht mehr, nun bietet sich im Berliner Derby gegen den 1. FC Union heute Abend (ab 20.45 Uhr, live in der ARD und bei Sky) die nächste Chance. Dessen Fans sind übrigens schon mal "nach Berlin" gefahren: 2001 kamen die Eisernen noch als Drittligist ins Finale gegen Schalke 04 - verloren aber 0:2.
6. Mai 1967: FC Bayern München – TSV 1860 München 3:1
9. Dezember 1972: Fortuna Köln – 1. FC Köln 2:1
20. Dezember 1972: 1. FC Köln – Fortuna Köln 4:0 n.V.
8. Februar 1975: Schwarz-Weiß Essen – Rot-Weiß Essen 1:2
11. Juni 1983: 1. FC Köln – Fortuna Köln 1:0 (Pokalfinale in Köln)
18. November 1986: Hamburger SV – FC St. Pauli 6:0
28. Oktober 1998: Tennis Borussia Berlin – Hertha BSC 2:3 n.V.
13. Oktober 1999: Hertha BSC – Tennis Borussia Berlin 2:4
1. November 2000: SpVgg Unterhaching – TSV 1860 München 1:2 n.V.
27. Februar 2008: FC Bayern München – TSV 1860 München 1:0 n.V.
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