FCBinside.de
·13. Januar 2025
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Wie wurde Bayern zum reichsten Klub Deutschlands? Hinter dem Erfolg stehen clevere Strategien, ein Managergenie und kontroverse Entscheidungen, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung im Rahmen einer neuen Mini-Doku aufzeigt.
1979 übernahm der damals 27-jährige Uli Hoeneß das Management des FC Bayern München – eine Zeit, in der der Klub wirtschaftlich und sportlich in der Krise steckte. Hoeneß erkannte schnell, dass neue Einnahmequellen nötig waren, und blickte dabei über den Tellerrand des deutschen Fußballs hinaus. Inspiriert durch seine Reise in die USA und das dortige Modell der Vermarktung von Sportvereinen, führte er ein eigenes Merchandising-System ein. Bayern begann, Fanartikel selbst zu produzieren und zu verkaufen, anstatt sie über externe Anbieter zu vertreiben. Mit dieser innovativen Idee schuf Hoeneß eine Einnahmequelle, die den Klub finanziell stabilisierte und langfristig wachsen ließ.
Auch in anderen Bereichen war Hoeneß ein Vorreiter: Er setzte gezielt auf kreative Maßnahmen, um die Zuschauerzahlen zu erhöhen und neue Fans zu gewinnen. Er schloss Verträge mit Busunternehmen, um Fans zu Heimspielen zu bringen, und baute eine enge Bindung zur Anhängerschaft auf. Die Kombination aus wirtschaftlichem Instinkt und Risikobereitschaft machte den FC Bayern zum Vorreiter in Europa, was die professionelle Vermarktung eines Fußballklubs betrifft.
Neben dem Merchandising spielte die TV-Vermarktung eine Schlüsselrolle beim wirtschaftlichen Aufstieg der Bayern. Mit der wachsenden Bedeutung des Fernsehens als Einnahmequelle wurden in den 1990er-Jahren auch die Verteilung der Gelder neu verhandelt. Bis dahin galt in der Bundesliga das Solidaritätsprinzip: Alle Vereine erhielten die gleichen Anteile aus den TV-Einnahmen, unabhängig von ihrer sportlichen Leistung. Doch unter maßgeblichem Einfluss von Uli Hoeneß wurde dieses Prinzip durch das sogenannte Leistungsprinzip ersetzt. Dieses neue System sicherte den erfolgreicheren Klubs – allen voran dem FC Bayern – größere Einnahmen und verstärkte deren Dominanz.
Ein besonderer Streitpunkt war ein geheimer Vertrag zwischen Bayern und dem Medienunternehmer Leo Kirch. Laut Berichten des Manager Magazins erhielt der Verein jährlich 20 Millionen Mark, um der zentralen Vermarktung der Bundesliga-TV-Rechte zuzustimmen. Diese Abmachung untergrub das Solidaritätsprinzip der Liga und wurde als klare Wettbewerbsverzerrung zugunsten der Bayern wahrgenommen.
Die Enthüllung sorgte für massive Kritik, auch seitens der DFL, die die Zahlungen als „moralisch fragwürdig“ bezeichnete. Bayern musste schließlich eine Strafe von drei Millionen Euro zahlen, durfte die erhaltenen Gelder jedoch behalten. Der Wechsel zum Leistungsprinzip bei der TV-Geldverteilung, der von Uli Hoeneß vorangetrieben wurde, verschaffte Bayern damit nicht nur einen kurzfristigen Vorteil, sondern vergrößerte auch langfristig die finanzielle Kluft zwischen den Vereinen.
Foto: IMAGO
Heute ist der FC Bayern einer der umsatzstärksten Vereine weltweit, mit Einnahmen von über einer Milliarde Euro. Anders als früher, als die Erlöse hauptsächlich aus Ticketverkäufen stammten, spielen heute Sponsoring und Merchandising die zentrale Rolle. Globale Marken wie Adidas, Audi und Allianz sind feste Partner des Klubs, und die regelmäßige Teilnahme an der Champions League sichert weitere hohe Einnahmen. Mit der Allianz Arena hat Bayern zudem ein Stadion, das sowohl finanziell als auch sportlich optimale Bedingungen bietet.
Allerdings hat sich das internationale Umfeld verändert: Vereine wie Paris Saint-Germain und Manchester City, die von staatlich unterstützten Investoren finanziert werden, setzen neue Maßstäbe. Bayern setzt dagegen auf eine nachhaltige Finanzstrategie, bei der wirtschaftliche Vernunft und sportlicher Erfolg Hand in Hand gehen. Die Frage, ob dieses Modell im globalen Wettbewerb bestehen kann, bleibt offen.
Uli Hoeneß hat den FC Bayern mit seinen visionären Ideen und seinem wirtschaftlichen Geschick in eine neue Ära geführt. Doch seine Methoden waren nicht immer unumstritten. Der Bruch mit dem Solidaritätsprinzip und die Einführung des Leistungsprinzips trugen maßgeblich zur heutigen finanziellen Stärke des Vereins bei, zogen aber auch Kritik nach sich. Die Geschichten von geheimen Verträgen und den damit verbundenen Vorteilen werfen auch heute noch Schatten auf das Vermächtnis eines Mannes, der den Verein geprägt hat wie kein anderer. Klar ist: Ohne Uli Hoeneß wäre der FC Bayern nicht der Gigant, der er heute ist.