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Selina Eckstein·5. April 2024
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Selina Eckstein·5. April 2024
Viele träumen davon Fußball-Profi zu werden. In der ersten Liga zu spielen, vor ausverkauftem Haus. Die Menge jubelt einem zu. Doch der Traum kann auch zusammenfallen wie ein Kartenhaus. Denn nicht jeder junge Spieler kann Rückschläge gut wegstecken.
Max Finkgräfe hingegen schon. Im Abstiegskampf ist er einer der größten Hoffnungen der Geißböcke, doch beinahe hätte er seine Fußballschuhe an den Nagel gehangen, bevor die Karriere richtig gestartet wäre. Der Rivale aus Gladbach hängt damit zusammen. Ein Szenario, das sich in Köln niemand ausmalen möchte.
Denn Finkgräfe wurde nicht nur in Gladbach geboren, sondern spielte auch in der Jugend für die Fohlen. Doch seine Zeit bei der Borussia war von Rückschlägen geprägt. Zwei Verletzungen ließen den Verteidiger an seiner Karriere als Fußballprofi zweifeln. "Nach der zweiten hatte ich nicht mehr so viel Lust, mich noch mal zurückzukämpfen, und habe auch nicht mehr wirklich daran geglaubt", sagte er im Gespräch mit 'Radio Köln'.
Sein Freistoß-Tor ins rechte untere Eck zum Debüt für die Kölner im Februar in Hoffenheim hätte es so nie gegeben. Zahlreiche Abwehraktionen, die Gegentore verhinderten, ebenfalls nicht. Amateur-Schiri Tobias Krull vom MTV Gifthorn hätte nie von seinem Bundesliga-Einsatz berichten können, zu dem es nur kam, weil Finkgräfe versehentlich den Vierten Offiziellen mit dem Ball traf.
Es ist diese eine Entscheidung einfach für den eigenen Traum weiterzukämpfen, die manchmal alles ändern kann. Bei Finkgräfe waren es die Menschen um ihn herum, die ihm die nötige Kraft gaben: "Ich hatte ein unglaubliches Umfeld, das mir immer wieder den Mut gegeben hat." So verließ er die Gladbacher 2020 mitten in der Corona-Pandemie. Als der Ball ruhte. Keine guten Vorzeichen, um von einem Bundesligisten entdeckt zu werden.
Die Profi-Karriere hatte er zu diesem Zeitpunkt trotzdem nicht abgeschrieben. "Ich habe schon noch daran geglaubt, weil sonst hätte ich von Gladbach aus einfach zu meinem Heimatverein gehen und mit meinen Jungs zocken können", blickte der 20-Jährige im Interview mit den vereinseigenen Medien der Kölner zurück. Er habe unbedingt nochmal U17-Bundesliga spielen wollen "und Gladbach auch beweisen, dass ich es packen kann."
Mit der SG Unterrath, Partnerverein der Kölner, wählte er die richtige Station. Er konnte wieder zu alter Stärke finden und Kontakte zum 1. FC Köln knüpfen. Über seinen jetzigen Berater erhielt Finkgräfe ein Probetraining bei den Geißböcken. Kölns U19-Trainer Stefan Ruthenbeck erkannte das Talent, nur ein Jahr später unterschrieb der Verteidiger seinen Vertrag in Köln. Nun könnte er sogar still und heimlich bis 2026 verlängert haben, eine Klausel machte es möglich, berichtete der 'Kölner Stadtanzeiger'. Nach einer zweistelligen Anzahl von Bundesliga-Einsätzen verlängerte sich der Vertrag wohl automatisch.
Also läuft nun alles rund? Nicht zu hundert Prozent. Unter Timo Schultz hat er sich zwar zum Stammspieler entwickelt, blieb aber nicht von Rückschlägen verschont. Das Trainingslager in Spanien in der Länderspielpause musste er verletzt abbrechen. Erst zwei Tage vor dem Spiel in Augsburg stieg er wieder ins Mannschaftstraining ein.
Aus diesem Grund wurde er am Ostersonntag erst zur zweiten Hälfte eingewechselt. "Max war zehn Tage raus, hat nur zwei Einheiten mitgemacht. Dementsprechend kam er nicht über 90 Minuten infrage", sagte Schultz nach Abpfiff. Wahrscheinlich wäre der Linksverteidiger sonst seine erste Wahl gewesen.
Unter Baumgart war Neuzugang Leart Paqarada noch gesetzt, das änderte sich unter Schultz. Finkgräfe spielte direkt von Beginn an und wurde in zehn Partien nur zweimal kurz vor Schluss ausgewechselt. Für die Geißböcke hat er sich zum Hoffnungsträger im Abstiegskampf entwickelt, umso wichtiger dürfte es sein, dass er gegen Bochum wieder in der Startelf steht.
Denn bei einer Pleite rückt ein direkter Nichtabstiegsplatz in weite Ferne. Auch die Relegation droht in Gefahr zu geraten, sollten die Mainzer, die am Samstag zeitgleich spielen, zuhause gegen Darmstadt 98 gewinnen. Dann wären es schon vier Punkte auf Platz 16 und zehn auf den 15. VfL Bochum.
Ein Rückschlag im Abstiegskampf sollte also vermieden werden, um den Gang in die 2. Bundesliga zu verhindern. Ein Glück aus Kölner Sicht, dass es Max Finkgräfe gibt. Er kennt sich schließlich mit Rückschlägen aus und weiß, wie man sich zurück kämpft.