90PLUS
·29. Dezember 2024
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·29. Dezember 2024
Das Fußballjahr 2024 liegt weitgehend hinter uns, der Jahreswechsel steht unmittelbar bevor. Im Kalenderjahr gab es einige Spiele, die die Zuschauer so richtig mitrissen. Im Rahmen unserer Jahresawards soll dabei das Spiel des Jahres gekürt werden.
Dabei spielen einige Komponenten eine Rolle. Wie mitreißend war die Partie, wie oft hat sich das Blatt gewendet oder einfach: Wie hoch war die Qualität? All das war bei der Vorauswahl zu beachten, all das floss in die Auswahl mit ein. Und selten war es so schwer, sich auf nur drei Spiele zu einigen.
Zum Prozedere: In der 90PLUS-Redaktion wurden entsprechende Spiele gesammelt, anschließend fand eine anonyme Abstimmung statt, aus der sich pro Kategorie drei Nominierungen ergeben haben. Diese drei Nominierungen für das Spiel des Jahres stellen wir euch nun vor!
Was macht einen guten Spielfilm aus? Braucht es zwingend ein Happy End, um von einer guten Geschichte sprechen zu können? Blickt man auf das beste Fußballspiel dieses Kalenderjahres, so lautet die Antwort ganz klar: Nein! Viel mehr braucht jede gute Geschichte einen Bösewicht. Einen Antagonisten, der die Zuschauer auch Monate später noch zur Weißglut treibt.
Im Falle des EM-Viertelfinals 2024 heißt dieser Antagonist eindeutig Marc Cucurella. Eigentlich sollte er viel eher Anthony Taylor heißen, doch an das Gesicht des englischen Unparteiischen aus Manchester werden sich heute nur noch die hartgesottensten aller Fans erinnern können. Viel eher ist der spanische Lockenkopf in Diensten des FC Chelsea zum Gesicht des deutschen Ausscheidens geworden.
Und trotz des vorzeitigen Aus war die Bundesrepublik stolz auf ihre Nationalmannschaft. Weil sie der zweifelsohne besten Mannschaft des Turniers im viel zitierten „vorgezogenen Finale“ einen Fight auf absoluter Augenhöhe bot. Vielleicht war sie dem Sieg sogar etwas näher als der spätere Europameister.
Viel Schiedsrichterpech und ein niederschmetternder K.o. in der 119. Minute führten jedoch dazu, dass das deutsche Sommermärchen 2.0 ein jähes Ende fand. Nichtsdestotrotz hat kein Fußballspiel in den vergangenen zwölf Monaten ein besseres Drehbuch geliefert. Kein Spiel hat in seinen Zuschauern mehr ausgelöst als eben jenes am 5. Juli in Stuttgart. Und gerade deswegen gab es 2024 keine bessere Partie.
Das Viertelfinal-Rückspiel in der Champions League zwischen Borussia Dortmund und Atlético Madrid hatte aus Sicht des BVB nach einem 1:2 in Madrid schwierige Vorzeichen zu bieten. Was dann an diesem Abend im Westfalenstadion passierte, war nicht nur für Anhänger von Borussia Dortmund, sondern für viele Fußballfans ein an Dramatik kaum zu überbietendes Spiel.
Die ersten Minuten gaben mit verpassten Großchancen durch Marcel Sabitzer und Alvaro Morata einen Vorgeschmack darauf, was folgen sollte. Vor der Halbzeit schien dann für den BVB alles nach Plan zu laufen: Ein Doppelschlag binnen fünf Minuten durch Julian Brandt und Ian Maatsen, die 2:0-Führung zur Pause. Borussia Dortmund auf Halbfinalkurs!
(Photo by Leon Kuegeler/Getty Images)
Doch diese Partie hatte noch einiges in petto. Zunächst sorgte Mats Hummels mit einem Eigentor kurz nach der Pause für das 1:2, welches zu diesem Zeitpunkt das Weiterkommen für Atlético bedeutete. Es folgte eine Druckphase der Madrilenen, die Angel Correa mit dem 2:2 belohnte.
Der BVB steckte trotz der nun dürftigen Aussichten auf das Erreichen des Halbfinales nicht auf. Nach 71 Minuten war es Niclas Füllkrug, der die Mannschaft von Edin Terzic per wuchtigem Kopfball wieder in Führung und die Hoffnung zurückbrachte. Ein Tor fehlte noch für das Weiterkommen. Nur drei Minuten dauerte es, bis der überragend aufspielende Marcel Sabitzer dieses Tor erzielte. Schon bevor der Ball bei ihm ankommt, hallt ein lautes „Schieeeeeß!“ durch das Stadion, ehe bei dem Einschlag des Schusses im Netz 81.000 Menschen in völlige Ekstase versetzt wurden.
Das 4:2 im Viertelfinale gegen Atlético Madrid besiegelte den ersten Halbfinaleinzug des BVB seit 2013.
„Ich glaube, die beiden besten Mannschaften der Liga haben gegeneinander gespielt.“ Mit dieser Aussage sorgte Deniz Undav im Anschluss des Pokalspiels seiner Stuttgarter gegen Bayer 04 Leverkusen für reichlich Diskussionen, war der VfB zu dem Zeitpunkt bereits zehn Punkte hinter dem FC Bayern auf Platz drei.
Auf dem Rasen legten die Schwaben dann aber los wie die Feuerwehr: Nach bereits elf Minuten köpfte Kapitän Waldemar Anton, nach einer Ecke, die Gäste in Führung. Leverkusen brauchte etwas, um richtig ins Spiel zu kommen und hatte dann gegen Ende des ersten Dunrchgangs einige gute Möglichkeiten den Ausgleich zu erzielen. In der zweiten Halbzeit dauerte es dann gerade einmal fünf Minuten, ehe Robert Andrich mit einem traumhaften Schlenzer das 1:1 erzielte.
Jetzt ging es Schlag auf Schlag. Gerade einmal acht Minuten später brachte Chris Führich den VfB erneut in Führung. Es entwickelte sich zu einem packenden „Pokalfight“ in der BayArena. Amine Adli gelang in Minute 80 der Treffer zum 2:2. Als alles auf eine Verlängerung hindeutete, schlugen die „Last-Minute-Experten“ wieder zu: Eine Halbfeldflanke von Florian Wirtz köpfte Jonathan Tah in der 90. Minute ins Glück.
Am Ende zog Leverkusen ins Halbfinale ein und holten das erste Double der Vereinsgeschichte. Ein kleiner Trost für die Stuttgarter: Undav hatte Recht: Es war das mitreißendste von insgesamt drei Duellen der beiden besten Mannschaften der Liga. Am Ende wurde Stuttgart, hinter Leverkusen, Vizemeister.
Wir sagen: „Sorry Deniz!“
(Photo by Alex Livesey/Getty Images)