90min
·10. September 2022
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·10. September 2022
In der vergangenen Saison sah es lange danach aus, als würde sich Selina Cerci die Torjägerkanone sichern. Die heute 22-Jährige hatte nach 15 Spielen 13 Tore auf dem Konto, ehe sie von einem Kreuzbandriss jäh gestoppt wurde. Trotz der langwierigen Verletzung sicherte sich der 1. FC Köln im Sommer die Dienste der schnellen Angreiferin, deren Vertrag bei Turbine Potsdam ausgelaufen war. In der Rückrunde, erklärt Cerci nun, wolle sie wieder auf dem Platz stehen.
"Ich bin jetzt fast sechs Monate in der Reha, hatte fast keinen einzigen Tag frei, weil ich es mir nicht leisten wollte", schildert Cerci dem Kicker, wie hart sie an ihrem Comeback arbeite. "Nicht jeder Tag läuft perfekt, nicht immer bin ich vom Kopf her komplett da. Aber ich versuche, mich durch diese Zeit zu schlagen."
Als "Zielmarke" für ihr Comeback habe sich die gebürtige Kielerin "in erster Linie den Rückrundenstart [Anfang Februar, Anm. d. Red.] gesetzt." Da der genaue Heilungs- und Rehaverlauf schwer zu prognostizieren sei, schaue sie aber "von Woche zu Woche", so Cerci weiter.
Ihr ehemaliger Trainer bei Turbine Potsdam, der inzwischen entlassene Sofian Chahed, sieht in der 22-Jährigen großes Potenzial. "Sie kann im Nationalteam mit den Jahren auf jeden Fall eine feste Größe in der Sturmmitte werden", erklärt der Ex-Bundesliga-Profi, ebenfalls gegenüber dem Kicker.
Bislang hat Cerci zwei Einsätze im DFB-Team vorzuweisen. Im vergangenen Februar wurde sie von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg in den Kader für den Arnold Clark Cup berufen, wo sie zwei Mal eingewechselt wurde. Allerdings durfte sie gegen Spanien und England nicht auf ihrer Paradeposition im Sturmzentrum ran, sondern musste sich mit einem Platz auf der rechten Außenbahn begnügen.
Ein Fehler, wie Chahed findet: "Für mich ist sie eine klare Nummer Neun, eine Verwerterin." Der Ex-Coach attestiert der Stürmerin "das Gespür, eine sehr gute Schnelligkeit und den Abschluss", den eine zuverlässige Torjägerin braucht. Verbesserungspotenzial sieht er in puncto Antizipation sowie der Pass- und Flankentechnik.
In Zukunft wird sich Köln-Trainer Sascha Glass darum kümmern, dass sein Königstransfer dieses Potenzial auch ausschöpft. Der 49-Jährige kennt Cerci bereits aus der Jugend des VfL Wolfsburg."Sie ist als 15-jähriges Mädchen bei mir in Wolfsburg im Training gewesen. Ich habe danach ihren Weg bei Bayern, Bremen und Potsdam weiterhin verfolgt - und sie hat sich immer weiterentwickelt", wird der FC-Coach vom Kicker zitiert. "Letzte Saison hat sie ihre Qualitäten eindrucksvoll bewiesen."
Cercis Stärken beschreibt er wie folgt: "Torgefährlich, variabel, sie sucht den Abschluss mit links, rechts und dem Kopf, hat ein sehr gutes Tempo und bringt viel Dynamik ins Spiel." In der Reha sieht Glass die Angreiferin "auf einem sehr guten Weg", will jedoch auf keinen Fall Druck auf die junge Fußballerin ausüben. "Wir geben ihr alle Zeit der Welt, gesund zu werden. Sie macht bereits Krafteinheiten mit der Mannschaft und man merkt, dass sie sich richtig darauf freut, wieder voll dabei zu sein, auch wenn das noch eine Zeit lang dauert."