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Selina Eckstein·9. August 2024
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Selina Eckstein·9. August 2024
Der Abschlag des Torwarts wird immer länger, landet schließlich beim Mitspieler und wird von diesem gefühlvoll ins Tor geschlenzt. Traumstart nach neun Minuten: Schalke 04 setzte am ersten Spieltag der neuen Zweitliga-Saison direkt ein Ausrufezeichen. Mit einem Spieler, der eigentlich verkauft werden soll und mit einem Tor, das genauso geplant war.
Schon in der Vorbereitung hatte es dieses Tor gegeben: Pass von Justin Heekeren auf Tobias Mohr und drin. Von einem „puren Glücksgefühl“ sprach der Torschütze deshalb nach dem 5:1-Sieg im ersten Pflichtspiel gegen Braunschweig. „Hier im Stadion zu treffen, mit so einem Tor, für einen Fußballer gibt es nichts Größeres“, erklärte er gegenüber ‚Ruhr24‘.
Sein nächster Satz ist dann aber eine 180-Grad-Wende. Als er auf mögliche Angebote angesprochen wird, sagt er nur knapp: „Wenn ich die gehabt hätte, wäre ich ja schon weg.“ Alle Schalker hätten dann auf dieses wunderschön herausgespielte Tor verzichten müssen.
Denn eigentlich zählt Mohr zu den Verkaufskandidaten, sollte in diesem Sommer gehen. Noch ist das Transferfenster geöffnet, deshalb wolle der 28-Jährige nicht ausschließen, dass er S04 noch verlässt. „Andere Vereine werden verfolgt haben, was ich gegen Braunschweig abgeliefert habe“, sagte er selbstbewusst.
Doch warum will er nach seinem Startelf-Einsatz trotzdem wechseln? Es könnte an den ständigen Aufs und Abs der vergangenen Monate liegen. Für Mohr war die Zeit auf Schalke bisher die reinste Achterbahnfahrt. Ein Looping folgte gefühlt auf den nächsten: Wechsel zu S04, Abstieg aus der Bundesliga, im Abstiegskampf der 2. Liga nicht gesetzt und nun die Startelf.
Dafür sollte man schwindelfrei sein und keinen empfindlichen Magen haben.
Seitdem er aus Heidenheim gekommen ist, konnte der Mittelfeldspieler seine Qualitäten nicht so richtig zeigen. In der vergangenen Rückrunde als die Königsblauen gegen den Abstieg kämpften, vertraute Trainer Karel Geraerts kaum auf ihn. Deshalb wurde Mohr im Sommer auf die Verkaufsliste gesetzt. Von den Bosse erhielt er jedoch die Ansage, dass er weiter mittrainieren und sich beweisen dürfe.
Diese Chance hat er ganz offensichtlich genutzt. Er trainierte viel und bekam vor allem viele Minuten in den Testspielen. Schalkes Coach scheint seine Meinung geändert zu haben. Eine erste Wende in der Mohr-Achterbahn, nachdem es bislang eher kopfüber bergab ging. Laut einem Bericht von ‚Ruhr24‘ sei ihm vorgeworfen worden, dass er mit dem Druck auf Schalke nicht umgehen könne.
Scheinbar unbeeindruckt von alledem, setzte Mohr sich auch gegen die Konkurrenz auf der offensiven linken Außenbahn durch. Anton Donkor kam aus Braunschweig, wurde gegen seinen Ex-Klub aber nur eingewechselt. Ansonsten drängt sich auf dieser Position niemand auf.
In Schalker Fan-Kreisen gibt es dennoch unterschiedliche Meinungen zu Mohr. Während die einen ihn und sein Tor in Fan-Foren und auf ‚X‘ feiern, wollen andere User ihn dennoch los werden. Er würde selten ins Eins-gegen-Eins gehen, lautet die Kritik. Außerdem würden seine Flanken nicht gefährlich in den Strafraum fliegen.
Andere wiederum sahen viele gute Laufwege und einen starken Einsatz gegen den Ball. Wenn er so weiter machen würde, würden ihm die Fans auch verunglückte Flanken und technische Mängel verzeihen, ist sich ein anderer User sicher.
Mohr ist und bleibt ein viel diskutierter Spieler auf Schalke und ein Verkauf ist immer noch möglich. Doch er betonte auch, dass er sich bei S04 aktuell sehr wohl fühle. Das zeigte sich auch nach seinem Tor als er mit den Spielern und Verantwortlichen auf der Auswechselbank feierte.
Hinterher verriet Mohr, dass Donkor und einer der Physios das Tor vorausgesagt hätten: „Sie meinten: ‚Wir haben echt das Gefühl, du machst heute ein Tor und dann kommst du zu uns.'“
Mohr will es nun aber nehmen, wie es kommt. Das habe er in den letzten sechs Wochen auch schon so gemacht. Auf den nächsten Looping auf seiner Karriere-Achterbahn ist er also vorbereitet.