90PLUS
·4. Oktober 2024
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Manchester United ergatterte am Donnerstagabend nach turbulentem Spielverlauf ein Remis beim FC Porto. Trainer Erik ten Hag dürfte sowohl Leistung als auch Resultat nur bedingt gefallen haben. Anschließend sprach er über die weiter anhaltenden Defensivprobleme und warb um Zeit.
Nach 20 Minuten sprach viel für einen angenehmen Abend aus Sicht von Manchester United. Zu diesem Zeitpunkt lagen die Red Devils im Europa-League-Gastspiel beim FC Porto bereits mit 2:0 vorne. Keine 14 Minuten später war die Führung aber bereits verspielt. Am Ende konnte der englische Rekordmeister gar froh sein, noch einen Punkt mitzunehmen. Der eingewechselte Harry Maguire (31) köpfte in Unterzahl kurz vor Schluss zum 3:3-Endstand ein.
Anschließend wurde wieder einmal die mangelhafte Defensivarbeit zum Thema, auf die Trainer Erik ten Hag (54) eine ganz eigene Antwort hatte. Er nahm nämlich zur Halbzeit Marcus Rashford (26) vom Feld, obwohl dieser das 1:0 mit einer feinen Einzelleistung selbst erzielte und das 2:0 vorbereitete. „Wir haben heute Abend definitiv nicht gut verteidigt. Marcus hat auch eine Rolle dabei gespielt“, so der Coach, der die Auswechslung für Alejandro Garnacho (20) jedoch mit Rotation im Hinblick auf das schwierige Auswärtsspiel bei Aston Villa erklärte.
Seine Maßnahme fruchtete jedenfalls nicht. Denn nur fünf Minuten nach dem Seitenwechsel gelang dem wuchtigen Samu (20) das 3:2 für Porto. „Wir sprechen es in der Halbzeit an, und dann kassierst du direkt das dritte Tor“, haderte ten Hag. Verteidigen habe aus seiner Sicht auch etwas mit dem Willen zu tun. Dieser ist den Akteuren von Manchester United nicht abzusprechen, doch es mangelt bei zu vielen an der Form. Exemplarisch dafür steht Neuzugang Matthijs de Ligt (25). Er gab erneut eine unglückliche Figur ab und musste nach 79 Minuten für Jonathan Evans (35) weichen.
Ohnehin wäre es zu leicht, die ständigen Gegentore an Einzelspielern festzumachen. Es scheint etwas Grundsätzliches nicht zu stimmen. So kassierten die Red Devils seit Beginn der Saison 2023/2024 in sagenhaften 31 von 62 Pflichtspielen – also der Hälfte – zwei oder mehr Gegentreffer. Auf europäischer Ebene führte dies dazu, dass trotz zwölf geschossener Tore in den letzten vier Partien keine gewonnen wurde.
Daher dürfte sich die Freude über das späte 3:3 durch Maguire in Grenzen halten, auch wenn ten Hag feststellte: „Nach so einem Moment muss ich die Jungs loben: wie sie ins Spiel zurückkommen, wie sie kämpfen und wie wir einen Weg finden, den Ausgleich zu erzielen.“ Der Trainer erhielt in den vergangenen Wochen viel Gegenwind, der sich am Sonntag noch erhöhen könnte. Dann wartet nämlich das schwierige Auswärtsspiel bei Aston Villa. Eine Mannschaft, die nahezu jede sich anbietende Lücke zu bespielen weiß und nur ein Minimum an Torchancen benötigt.
Der Auftritt im Villa Park, der noch am Mittwoch einen 1:0-Sieg über den FC Bayern bejubelte, kommt sportlich also zu einem extrem unpassenden Termin. Bei einer Niederlage dürfte angesichts der anstehenden Länderspielpause wieder einmal über die Position von ten Hag diskutiert werden. Der seit Sommer 2022 angestellte Niederländer denkt dagegen langfristig: „Beurteilen Sie uns nicht in diesem Moment. Ich beurteile uns am Ende der Saison. Wir sind im Prozess.“
Der von ihm beschriebene „Prozess“ schreitet jedoch nur sehr langsam voran, gerade bei Betrachtung der Ansprüche eines Klubs der Güteklasse von Manchester United und des neuen Eigentümers Ineos um Milliardär Jim Ratcliffe (71). Platz zwölf in der Premier League sowie lediglich zwei Remis in der Europa League, deren Gewinn noch realistischer scheint als die direkte Champions-League-Qualifikation über die Liga, stellen keinen Verantwortlichen annähernd zufrieden. Die Hoffnung auf schnelle Besserung hält sich zumindest im Umfeld in Grenzen. Wenn die Führung ähnlich auf die Situation schaut, könnte es schon in absehbarer Zeit personelle Veränderungen an der Seitenlinie geben.
(Photo by Octavio Passos/Getty Images)