90min
·12. Oktober 2024
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·12. Oktober 2024
Karim Benzema, Robert Lewandowski, Luis Suarez, Zlatan Ibrahimovic, Harry Kane, Samuel Eto'o, Didier Drogba, Gonzalo Higuain, Wayne Rooney, Sergio Agüero - Werden Fußballfans nach den besten Stürmern des 21. Jahrhunderts befragt, fallen diese Namen wohl am häufigsten, und das auch völlig zurecht. Kaum bis gar nicht genannt wird dagegen Alvaro Morata - obwohl er seinen Kontrahenten auf dem Papier nur wenig nachsteht.
Zweimal spanischer Meister, zweimal italienischer Meister, zweimal Champions-League-Sieger, einmal Europa-League-Sieger, zahlreiche Pokalsiege und zuletzt die Europameisterschaft als spanischer Kapitän. So lautet die beeindruckende Vita des 31-jährigen Madrilenen, der in seiner Karriere bereits für Weltklubs wie Juventus Turin, AC Mailand, FC Chelsea, Atletico und natürlich Real Madrid spielte.
Und doch: Speziell in seiner spanischen Heimat hatte Morata stets einen schweren Stand, bekam nie das Ansehen, welches ein Stürmer seiner Kategorie wohl verdient hätte. Selbst während der zurückliegenden Europameisterschaft, welche Spanien später gewinnen sollte, wurde der 31-Jährige von der Zeitung El Confidencial noch als Kapitän bezeichnet, der einer Nation wie Spanien "peinlich" sein sollte.
Dass diese heftige - und teils unbegründete - Kritik nicht spurlos an ihm vorbeiging, offenbarte Morata nun in einem Interview bei Herrea en COPE. "Mir ging es sehr schlecht, ich bin explodiert, und irgendwann konnte ich meine Schuhe nicht mehr anziehen, und dann bin ich nach Hause gelaufen, weil mir die Kehle zugeschnürt ist und ich angefangen habe, verschwommen zu sehen", ließ der Stürmer der AC Milan ungewohnt tief blicken.
Trotz 21 Toren in 48 Pflichtspielen für Atletico Madrid in der abgelaufenen Saison wurde ständig öffentlich auf Morata herumgehackt. Eine Teilnahme an der EURO 2024 rückte für ihn persönlich deshalb zwischenzeitlich in weite Ferne, selbst ein Karriereende wurde zum Thema. "Es ist ein Moment, in dem man das, was man am meisten mag, am meisten hasst", beschreibt der Spanier rückblickend seine Gefühlslage.
Morata erkannte, dass er unter Depressionen litt und suchte sich daraufhin Hilfe bei einem Psychiater. Er bekam Medikamente verschrieben und erhielt speziell von Atletico Trainer Diego Simeone, Mitspieler Koke und Klubchef Miguel Angel Gil großen Zuspruch, aber auch die Mannschaftskollegen bei der Seleccion halfen unbewusst. "Die beste Behandlung war, mit meinen Mannschaftskameraden zusammen zu sein, sie haben mich glücklich gemacht", sagt Morata.
Dass es dem 31-Jährigen nun wieder deutlich besser geht, liegt aber auch am großen Erfolg bei der Europameisterschaft, bei der Morata in allen sieben Spielen auf dem Platz stand. "Ich möchte nicht daran denken, was passiert wäre, wenn die Euro nicht so verlaufen wäre, wie sie verlaufen ist", meint der Milan-Stürmer und weiß: "Die Europameisterschaft hat mein Leben verändert, weil man mich jetzt mehr respektiert. Es ist ein Schwert, das ich in mir trage. Ich mag meine Karriere mit mehr oder weniger Toren beenden, aber das Foto der Champions wird immer da sein."