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Felix Thielemann·14. Januar 2025
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Felix Thielemann·14. Januar 2025
Der heutige Welttag der Logik ist sicherlich einer der kurioseren "Feiertage", bietet aber einen guten Anlass, um das aktuelle Gerücht einer Bayern-Verpflichtung von Chelseas Christopher Nkunku unter die Lupe zu nehmen. Einen Transfer, der eigentlich jeglicher Logik entbehren würde und gleichzeitig auch total logisch ist. Aber der Reihe nach.
Scheinbar aus dem Nichts kamen gestern Abend zahlreiche Meldungen über einen möglichen Transfer von Nkunku zum FC Bayern auf. Laut 'Sky' sollen sich der Franzose und der Rekordmeister sogar schon einig sein.
Auf einer heutigen Pressekonferenz dementierte Bayern-Sportvorstand Freund die Gerüchte (besonders in Hinsicht eines möglichen Tauschgeschäftes mit Mathys Tel) zwar ein Stück weit, Transferexperten wie Florian Plettenberg berichten dennoch weiter von einer Einigung.
📸 Bryn Lennon - 2024 Getty Images
Das größte Fragezeichen hinter einer Verpflichtung des Ex-Leipzigers ist wohl seine Verletzungsanfälligkeit. Ganze 48 Spiele verpasste Nkunku seit seinem Wechsel nach London im Sommer 2023. Eine Anzahl, die sogar seine Menge an tatsächlichen Einsätzen (42) übersteigt.
Und selbst wenn Nkunku mal auf den Platz durfte, dann meist nicht besonders lange. In der Premier League kommt der Rechtsfuß seit 2023 auf eine Gesamteinsatzzeit von 829 Minuten, also umgerechnet etwa neun volle Partien. Spielpraxis sieht anders aus.
Doch auch von der Position her wirft der Transfer Fragen auf. In der besten Phase seiner Karriere bei RB Leipzig ist Nkunku vor allem durch seine Variabilität aufgefallen und zwischen den Rollen als 10er und Mittelstürmer bzw. hängende Spitze rotiert. Beide Rollen sind bei Bayern durch Kane und Musiala aber bereits bestens gefüllt.
📸 Alex Grimm - 2023 Getty Images
Auch das Profil von einem Ersatz für beispielsweise Kane erfüllt Nkunku kaum. So gelingt es Kane, auch in Spielen, in denen er nicht als Torschütze in Erscheinung tritt, massiv zum Erfolg beizutragen. Gerade durch sein tiefes Fallen ins Mittelfeld, seine physische Präsenz und seine Klasse als Wandspieler und Anspielstation zeichnet er sich immer wieder aus.
Einige dieser Qualitäten (besonders die Rolle als Ballverteiler) bringt Nkunku zwar durchaus mit sich, er kann aber nicht zeitgleich variabel als klassischer Stoßstürmer auftreten, wie Kane es eben tut. Gerade der Verlust von Kanes Präsenz im Strafraum samt einer Kopfballstärke wäre ein massiver Verlust, den Nkunku mit seinen 1,77 Metern Körpergröße niemals auffangen könnte. Auch dieser Umstand ist wohl einer der Gründe, wieso es ihm bei Chelsea nicht gelang, Stürmer Nicolas Jackson zu verdrängen.
Zudem ist Nkunku nicht nur bereits schon 27 Jahre alt, sondern hat bei Chelsea (60 Millionen Ablöse) auch noch einen Vertrag bis 2029. Eine Verpflichtung würde nicht nur viel Geld kosten, sondern auch wohl ein erhebliches Gehalt mit sich bringen. Besonders wahnwitzig, wenn man bedenkt, dass Bayern mit Coman, Sané und Gnabry bereits drei gut verdienende und verletzungsanfällige Offensivspieler sein Eigen nennt.
Doch mal ganz ehrlich, selbst wenn man all diese Aspekte beachtet, wen würde dieser Transfer wirklich überraschen? Schließlich agiert der Rekordmeister auf dem Transfermarkt schon seit jeher mit dem Motto "Lieber haben als brauchen". Und gerade wenn einer der drei eben genannten Spieler oder eben ein Tel den FC Bayern alsbald verlässt, könnte Nkunku umso interessanter werden. Erst Recht, wenn Chelsea bereit ist, ihn ggf. unter Marktwert abzugeben. Opportunismus in Reinform eben.
Zudem kennt ein Max Eberl den Franzosen aus der gemeinsamen Zeit in Leipzig noch bestens. Und dort war Nkunku schließlich einer der besten Offensivakteure der gesamten Liga (22/23: 25 Scorer, 21/22: 35 Scorer). Vielleicht ist ein Transfer also eher ein Appell an ein altes Versprechen, dass Nkunku damals auf dem Platz gegeben hat und laut welchem er ein absoluter Weltklasse-Spieler sein kann.
Genau das dürfte man sich bei den Bayern erhoffen: Den Nkunku aus Leipzig-Zeiten, der eine ganze Liga das Fürchten lehrte. Und wenn dieser Nkunku direkt in seinem ersten Spiel mit einem Dreierpack loslegt, dann sind all die obigen Bedenken hier sowieso egal. Weil der Fußball - und der FC Bayern vielleicht ganz besonders - eben seine eigene Logik hat, könnte aus einem auf den ersten Blick unlogisch daherkommenden Wechsel auch der größte Coup des Winters werden.
📸 Michael Steele - 2024 Getty Images