Pape Matar Sarr: Tottenhams Mittelfeldmotor und Sonnenschein auf der Jagd nach dem zweiten Afrika-Cup | OneFootball

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·15. Januar 2024

Pape Matar Sarr: Tottenhams Mittelfeldmotor und Sonnenschein auf der Jagd nach dem zweiten Afrika-Cup

Artikelbild:Pape Matar Sarr: Tottenhams Mittelfeldmotor und Sonnenschein auf der Jagd nach dem zweiten Afrika-Cup

Einen Titel beim Afrika-Cup hat er schon, ein weiterer soll folgen. Seit diesem Jahr sorgt er auch in der Premier League für Aufmerksamkeit: Pape Matar Sarr gehört zu den aufregendsten jungen Spielern des AFCON. Ein Portrait.

Pape Matar Sarr: Geboren, um Fußball zu spielen

Dass Pape Matar Sarrs (21) Zukunft einmal im Profifußball liegen würde, ist bei genauerem Hinschauen nicht wirklich verwunderlich. Der Vater des Tottenham-Profis und senegalesischen Nationalspielers, Sidate, ist Fußballtrainer und gehörte einst zum Trainerstab der Nationalmannschaft seines Heimatlandes, den Löwen der Teranga. Sarrs älterer Bruder Sambou ist Profi, genauso wie zwei seiner Cousins. Der aus einer Fußballerfamilie stammende Sarr, der schon als kleines Kind für seine außergewöhnlich gute Schusstechnik den Spitznamen „Roberto Carlos“ bekam, besuchte eine von Senegals besten Fußball-Talentschmieden.


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Génération Foot in der senegalesischen Hauptstadt Dakar bildet die vielversprechendsten Talente des Landes aus. Finanziert wird die Fußballschule unter anderem durch den französischen Erstligisten FC Metz, der Sarr dann auch mit dem ersten Profivertrag ausstattete. Einen Tag nach seinem 18. Geburtstag, am 15.09.2020, machte sich Sarr gen Metz auf. Einen Weg, den schon viele vor ihm eingeschlagen haben – unter anderem Sadio Mané, Papiss Cissé oder Ismaila Sarr.

Von Dakar nach Metz: In den Fußstapfen von Sadio Mané und Co.

So gut wie Pape Matar Sarr hat allerdings keiner der drei heutigen Stars bei Metz eingeschlagen. Der damals erst 18-jährige Sarr spielte sich nach dem ersten Saisondrittel in der Startelf der Grenats fest und steuerte darüber hinaus noch wettbewerbsübergreifend vier Tore bei. Metz, eine chronische Fahrstuhlmannschaft, belegte zum Saisonende auch dank Sarr ungefährdet Rang Zehn der Ligue 1 – und die Augen der europäischen Scouts waren auf die Stadt im Nordosten Frankreichs gerichtet.

Artikelbild:Pape Matar Sarr: Tottenhams Mittelfeldmotor und Sonnenschein auf der Jagd nach dem zweiten Afrika-Cup

Pape Matar Sarr im Trikot des FC Metz. Dort begann seine Profikarriere. (Photo by SYLVAIN THOMAS/AFP via Getty Images)

Am Ende machte Tottenham das Rennen. Die Spurs überwiesen im Sommer 2021 knapp 17 Millionen Euro für den zu dem Zeitpunkt immer noch 18-jährigen Sarr – eine gewagte Investition in die Zukunft. „Pape ist eines der größten Talente Europas“, so der damalige Sportdirektor der Spurs, Fabio Paratici. Die darauffolgende Saison verbrachte Sarr auf Leihbasis erneut bei Metz – diesmal jedoch mit weniger Erfolg. In einer neuen, leicht offensiveren Rolle, konnte Sarr nicht ganz an die Leistungen der Vorsaison anknüpfen – genau wie seine Mannschaftskameraden um ihn herum. Metz stieg am Ende der Saison ab. Für Sarr, der im Januar des selben Jahres als Ergänzungsspieler mit dem Senegal den Afrika-Cup gewonnen hatte, stand im Sommer 2022 statt Abstieg in die Ligue 2 jedoch der Umzug nach London bevor.

Contes Tottenham und der „große Bruder“ Bissouma

Sarr, der von sich selbst sagt, dass er als Sechser, Achter oder Zehner spielen kann, erlebte ein schwieriges erstes Jahr im Norden Londons. In der verkorksten Saison 2022/2023 der Spurs, geplagt von Verletzungen, frühen Gegentoren, individuellen Fehlern, unansehnlichem Conte-Defensivfußball und Trainerwechseln, spielte Sarr bestenfalls eine Nebenrolle. Auf sein Spurs-Debüt musste der zu dem Zeitpunkt 20-Jährige bis ins Jahr 2023 warten: Am Neujahrstag wurde er zehn Minuten vor Schluss bei der Heimniederlage gegen Aston Villa eingewechselt.

Als Sarr dann seine wenigen Chancen bekam, so zum Beispiel in der Startelf beim North London Derby im Januar 2023 oder im Champions-League-Achtelfinale gegen die AC Milan, war der junge Senegalese einer der wenigen Lichtblicke in der sonst dunklen Spurs-Saison. Dass sich Sarr, der Interviews nach wie vor lieber auf Französisch als auf Englisch gibt, in London gut einleben konnte, hat er unter anderem auch seinem Teamkollegen Yves Bissouma zu verdanken. Der sechs Jahre ältere Mittelfeldspieler aus Mali, der genau wie Sarr 2022 zu den Spurs kam aber zuvor bereits in der Premier League gespielt hatte, lud den oft einsamen Sarr zu sich nach Hause ein. „Er ist wie mein großer Bruder“, so Sarr über Bissouma.

Durchbruch unter Ange Postecoglou

Als die Spurs im Sommer 2023 Ange Postecoglou für den Trainerposten holten, zeigte sich der Australier sofort begeistert von Sarr – auch, weil der junge Senegalese in der Kabine als Sonnenschein gilt und in der Regel ein Lächeln auf den Lippen hat. „Was will man mehr von einem Fußballer?“, so Postecoglou damals. Seit dem Sommer hat Sarr noch viel mehr Grund zum Lächeln, schließlich konnte sich der Mittelfeldspieler im System des neuen Trainers in dieser Saison fest etablieren, zählt seit dem 2. Spieltag gegen Manchester United, an dem Sarr auch sein erstes Tor für die Spurs erzielte, zum Stammpersonal. Die Konsequenz: Zum neuen Jahr erhielt Sarr einen neuen Vertrag, der nicht nur sein Gehalt verbessert, sondern den Senegalesen auch bis 2030 an Tottenham bindet. Wenn er nicht gerade Fußball spielt interessiert sich Sarr für Basketball oder Formel 1. Aber der junge Mittelfeldspieler will auch Informatik studieren, wie er The Athletic verriet. Für die Zeit nach dem Fußball.

Im 4-3-3 von Ange Postecoglou hat Sarr seine Rolle als Bindeglied und Box-to-Box-Spieler gefunden. In der Hinrunde lief der 21-Jährige in der Regel an der Seite des defensiver orientierten Yves Bissouma und dem offensiveren James Maddison auf. Dabei brillierte der mit vielen Freiheiten ausgestatte Sarr in Umschaltsituationen als Balleroberer und als Ballträger, und im kontrollierten Spielaufbau der Spurs als unberechenbare Variable, um das Pressing des Gegners zu überspielen. Vor allem zu Saisonbeginn pressten gegnerische Mannschaften die Spurs in der Regel im 4-4-2, was die Mannschaft von Postecoglou durch Überzahlsituationen im Mittelfeld dank der inversen Außenverteidiger für sich zu nutzen wusste. Der variable Mann im Mittelfeld, der als erste Anspielstation fungiert? Pape Matar Sarr.

Dabei profitiert der noch jugendlich wirkende Sarr von erstaunlicher fußballerischer und körperlicher Reife. Der eher große und schlaksige Mittelfeldspieler verfügt über eine beachtliche Athletik und weiß, seinen Körper richtig zu positionieren und einzusetzen: „Cristian Stellini [Tottenhams ehemaliger Co-Trainer] hat viel mit mir daran gearbeitet, wie ich meinen Körper positioniere, weil das auch meine Ballannahme- und kontrolle beeinflusst.“

In Strafraumsituationen der Spurs lauert der Senegalese oft im Rückraum – oder startet späte Läufe in den Fünfmeterraum, wie bei seinem Premierentreffer gegen die Red Devils. Der Blick auf die Statistik bestätigt Sarrs Rolle als „glue guy“: Das Bindeglied, dass das Mittelfeld der Spurs zusammenhält. In nahezu allen relevanten Zahlen bewegt sich der erst 21-Jährige im grünen Bereich, sein Spielerprofil weist erstaunliche Ähnlichkeiten mit Manchester Citys Rodri auf.

Artikelbild:Pape Matar Sarr: Tottenhams Mittelfeldmotor und Sonnenschein auf der Jagd nach dem zweiten Afrika-Cup

Ein Blick auf die Statistik bestätigt Pape Matar Sarrs Versatilität. Sein statistisches Profil ist ähnlich dem von Manchester Citys Rodri (Daten via Fbref).

Titelverteidigung mit dem Senegal?

Die starke Hinrunde bei Tottenham hat auch Sarrs Position im Kader der Löwen der Teranga verändert. Während der 21-Jährige beim letzten Afrika-Cup nicht über die Rolle als Ergänzungsspieler hinauskam und im gesamten Turnierverlauf nur in einer einzigen Partie auf dem Platz stand, dürfte Sarr bei dieser Ausgabe eine deutlich größere Rolle im Team von Aliou Cissé spielen. Am Montagnachmittag startet der Senegal in das Turnier. In der Gruppe mit Kamerun, Guinea und Gambia ist Weiterkommen Pflicht, die Ambitionen sind klar: Titelverteidigung.

Bei Tottenham wird man den jungen Mittelfeldmotor derweil schmerzlich vermissen. Weil gleichzeitig noch Yves Bissouma aufgrund des Afrika-Cups ausfällt, James Maddison gerade erst wieder fit wird und Giovani Lo Celso inzwischen auch verletzt ist, wird es im Mittelfeld der Spurs derzeit dünn. Fünf Punkte Rückstand hat das Team von Ange Postecoglou auf Tabellenführer Liverpool, drei Punkte auf die Zweitplatzierten Cityzens. Ambitionen für die zweite Saisonhälfte hat das Team also allemal. Dabei wird auch Pape Sarr, dank seiner kürzlichen Vertragsverlängerung langfristig an die Spurs gebunden, nach seiner Rückkehr eine große Rolle spielen.

(Photo by Justin Setterfield/Getty Images)

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