DFB
·17. September 2024
DFB
·17. September 2024
Bitterer hätte das Ausscheiden der deutschen U 20-Frauen-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Kolumbien nicht sein können: In der Nachspielzeit gab das Team von Cheftrainerin Kathrin Peter eine 2:0-Führung aus der Hand und verlor das Viertelfinale im Elfmeterschießen mit 1:3 (0:0, 2:2, 2:2) gegen die USA. Kurz vor der Abreise aus Kolumbien sprach Kathrin Peter im DFB.de-Interview über das Drama gegen die USA, das Turnier und den Stolz auf ihr Team.
DFB.de: Frau Peter, gestern stand Ihr Team nach dem Ausscheiden in einer Schockstarre. Wie geht es Ihnen und den Spielerinnen einen Tag nach der Niederlage gegen die USA?
Kathrin Peter: Es ist irgendwie immer noch etwas surreal. Wir haben ein richtig gutes Spiel gemacht und doch am Ende verloren. So richtig verarbeitet haben wir das auch heute noch nicht.
DFB.de: Ihr Team hatte mit der 2:0-Führung den Halbfinaleinzug eigentlich schon klargemacht. Was ist am Ende der Nachspielzeit aus Ihrer Sicht passiert?
Peter: Wir haben einen sicher geglaubten Sieg aus der Hand gegeben. Was genau in diesen zwei Minuten passiert ist, ist nicht wirklich erklärbar – einfach nur bitter.
DFB.de: Was können Ihre Spielerinnen aus dieser Niederlage lernen?
Peter: Im Leben hat man immer wieder mit Rückschlägen zu kämpfen. Die Kunst besteht darin, wieder aufzustehen, daraus zu lernen und zu reifen. Unsere Spielerinnen waren noch nicht oft in solchen Drucksituationen und mussten in Spielen auf so hohem Niveau Verantwortung übernehmen, sowohl in der Ergebnisverwaltung als auch im Elfmeterschießen. So etwas möchten wir alle nicht noch einmal erleben, in einer ähnlichen Situation wird ihnen diese Erfahrung aber helfen, bessere Entscheidungen zu treffen.
DFB.de: Wie schätzen Sie die Leistung Ihrer Mannschaft während des gesamten Turniers ein?
Peter: Wir haben eine Mannschaft erlebt, die immer mit sehr viel Freude und als Team auf den Platz gegangen ist. Sie hat mit Leichtigkeit und Kreativität Fußball gespielt und versucht, dem Gegner ihr Spiel aufzudrängen. Das ist ihr über weite Strecken auch sehr gut gelungen. Wir haben viele schöne Kombinationen, kreative Spielzüge und tolle Tore gesehen. Acht verschiedene Torschützinnen zeigen auch, dass wir sehr variabel spielen. Gegen unterschiedlichste Gegner hat die Mannschaft ihr Potenzial gezeigt, mit der Weltspitze hat sie mitgehalten. Leider haben wir es aber auch nicht geschafft, ein Spiel ohne Gegentor zu bestreiten – zu viele unnötige Gegentore, durch die wir uns das Leben schwer machen. Insgesamt bin ich aber stolz auf die Art und Weise, wie wir Fußball gespielt haben und wie die Mädels sich über die Zeit entwickelt haben. Jede Einzelne hat sich im Turnier und auch schon in der Vorbereitung auf die WM individuell enorm weiterentwickelt.
DFB.de: Wie haben sich Ihre Spielerinnen während des Turnierverlaufs konkret weiterentwickelt?
Peter: Schon in der Vorbereitung, den Testspielen und Lehrgängen vor der WM, haben sich die Spielerinnen gegenseitig gepusht, den Konkurrenzkampf untereinander haben alle positiv angenommen. So haben sie sich nicht nur individuell weiterentwickelt, sondern auch unser Spiel variabler und mutiger gestaltet. Bei der WM ging es nun darum, unter Ergebnisdruck zu performen, Verantwortung zu übernehmen und trotzdem die Leichtigkeit, die sie auszeichnet, zu behalten.
DFB.de: Was machte Ihre Mannschaft so besonders?
Peter: Diese Mannschaft ist wirklich etwas Besonderes. In ihr steckt ein besonderer Teamgeist und Zusammenhalt. Daraus haben die Spielerinnen viel Kraft gezogen, sie haben sich wohl gefühlt und entfalten können. Diese Mannschaft ist ein Team aus vielen Talenten mit unterschiedlichen Stärken, die miteinander harmoniert haben.
DFB.de: Wie geht es jetzt für die Spielerinnen weiter?
Peter: Sie werden jetzt erst einmal ein paar Tage brauchen, um sich wieder zu akklimatisieren, den Jetlag und die Klimaveränderung zu überwinden und das Turnier mental zu verarbeiten. Dann werden sie in ihre Vereine zurückkehren und schnell wieder in den Ligabetrieb einsteigen. Durch die Einführung der U 23-Frauen-Nationalmannschaft ist die Karriere in der U-Nationalmannschaft erfreulicherweise noch nicht vorbei. Hier erwarten die Spielerinnen neue Herausforderungen in einem neuen Umfeld.
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