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Nina Probst·22. März 2025

Rekordspiel im DFB-Pokal: Warum das Nordderby überraschen könnte

Artikelbild:Rekordspiel im DFB-Pokal: Warum das Nordderby überraschen könnte

Schon zwei Wochen, bevor das Pokal-Halbfinale gegen den SV Werder Bremen überhaupt angepfiffen wurde, haben die Fußballerinnen des Hamburger SV Geschichte geschrieben. Für die morgige Partie der beiden Nordklubs im Volksparkstadion  (15.30 Uhr/Sky und ZDF-Livestream) wurden 57.000 Tickets verkauft. So eine große Kulisse gab es bislang bei noch keinem Vereins-Fußballspiel von Frauen in Deutschland.

Hamburg mit Sieg zum Pokalderby

Ob den Hamburgerinnen dann auch am kommenden Sonntag ein historischer Sieg gelingt, das wird sich zeigen. Nach zwei Remis in der 2. Bundesliga – einen 1:1 gegen den SC Sand und ein 0:0 gegen Bayern München II – konnte der HSV am vergangenen Wochenende mit einem Sieg gegen Aufstiegs-Konkurrenten VfL Bochum wieder wichtige drei Punkte einholen. Und sich damit für den Pokalkracher zuhause eine Portion Selbstbewusstsein.


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Während der SV Werder Bremen zum ersten Mal in einem Pokal-Halbfinale steht, weiß der HSV schon, wie sich das anfühlt. 2002 marschierten die Hamburgerinnen, die damals auch Bundesliga spielten, aber schon als Absteiger feststanden, sogar bis ins Finale. Dort scheiterten sie am 1. FFC Frankfurt. Und auch sonst war Hamburg schon einige Male für eine Überraschung gut. 2001 warf Hamburg – damals noch in der Regionalliga – den amtierenden deutschen Meister FCR Duisburg aus dem Wettbewerb. Und 2002/03 musste sich Turbine Potsdam als amtierender Vizemeister den Hamburgerinnen geschlagen geben. Ob auch gegen Bremen eine Überraschung gelingt? Das Potenzial in Hamburg ist in dieser Saison da.

Ex-Bremerin Christin Meyer mit extra Motivation

Top-Scorerin in Hamburg – auch mit einem Treffer zuletzt gegen Bochum – ist Christin Meyer. Und für die dürfte das Pokal-Halbfinale ein ganz besonderes sein. Denn erst im vergangenen Sommer wechselte die 24-jährige Stürmerin von Bremen zurück nach Hamburg, wo sie schon in der Jugend gespielt hatte. Nach den drei Jahren bei Werder hat sie den Verein gut kennengelernt und sich selbst enorm weiterentwickelt – das macht sie am Sonntag zu einer harten Konkurrenz für die Gäste. Mit sieben Toren ist sie in der 2. Bundesliga unter den Top 10 und im DFB-Pokal hat sie für Hamburg schon dreimal getroffen, lässt aber noch zu oft Chancen liegen. Mit der extra Motivation gegen den Ex-Club könnte sich das am Sonntag aber ändern.

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Ob die Offensivkräfte aus Hamburg gegen Werder zum Zug kommen, entscheidet wohl auch, wie sich die Torhüterinnen-Situation bei Bremen entwickelt. Im Bundesliga-Spiel gegen die TSG Hoffenheim verletzte sich Stammtorhüterin Livia Peng am Kopf und fiel zuletzt mit einer Gehirnerschütterung aus. Ob sie bis zum Pokal-Spiel wieder fit sein wird, ist noch unklar. Ihre Ersatzfrau ist die Lettin Sofja Nesterova, die erst im Winter nach Bremen gewechselt war. Sollte Peng bis Sonntag nicht wieder fit sein, dürfte das für Hamburg ein Pluspunkt sein.

Rollenwechsel: Vom Favorit zum Außenseiter

Aber auch wenn sich Hamburg in dieser Saison schon oft in der Favoritenrolle wiedergefunden hat, geht das Team um Kapitänin Pauline Machtens diesmal als Außenseiter ins Rennen. „Wir spielen immer gut, wenn wir die Favoritenrolle abgeben können. Wir haben nichts zu verlieren und können eigentlich nur gewinnen. Wir haben Spaß daran, den vermeintlich größeren Gegner zu ärgern, und das werden wir auch am Sonntag wieder machen“, sagte die 22-Jährige gegenüber dem SID selbstbewusst.

Ob sich die Werder-Frauen ärgern lassen, wird auch davon abhängen, ob das Team die letzte Niederlage schon verdaut hat. Gegen Bayer Leverkusen hatte Bremen beim 0:6 keine Chance und sah in der Defensive oft nicht gut aus. Doch dieses Spiel wollen die Spielerinnen abhaken und am Sonntag ganz neu auftreten. Und in der Favoritenrolle fühlen sie sich auch wohl. „Wir gucken nur auf uns. Viele aus unserer Mannschaft haben auch schon vor mehreren Leuten gespielt und haben die nötige Erfahrung“, sagte dazu Werder-Stürmerin Larissa Mühlhaus.

Emotionen pur für gebürtige Hamburgerin Larissa Mühlhaus

Ähnlich wie Christin Meyer für Hamburg geht auch sie mit einer Extra-Portion Motivation ins Spiel: Mühlhaus war im vergangenen Sommer vom HSV nach Bremen gewechselt und verbindet als gebürtige Hamburgerin viele Emotionen mit dem Spiel im Volksparkstadion. „Es bedeutet mir ungemein viel, es war schon immer mein Traum im Volkspark zu spielen. Als kleines Kind bin ich dort mit meiner Familie hingegangen.“ Die 22-Jährige stand in allen 17 Bundesliga-Spielen für Werder in der Startelf und hat mit sechs Toren zu einer bislang guten Spielzeit beigetragen.

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Blickt man auf bisherige Begegnungen beider Nord-Teams ist klar, warum Mühlhaus und Co. in der Favoritenrolle sind. Alle Testspiele in den vergangenen Jahren gingen an Werder Bremen – wenn auch nicht immer ganz klar. Nach einem 5:0-Sieg für Bremen im August 2022, verloren die Hamburgerinnen im Jahr darauf knapp mit 1:2 und wieder ein Jahr später mit 3:1. Auch hier traf Mühlhaus bereits gegen den Ex-Club. Doch wenn am Sonntag um 15.30 Uhr vor 57.000 Fans im Volksparkstadion angestoßen wird, ist all das Geschichte und Hamburg kann gegen Werder ein ganz neues Kapitel schreiben.


📸 Selim Sudheimer - 2025 Getty Images