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Nina Probst·7. Juni 2021
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Nina Probst·7. Juni 2021
Eine lange, anstrengende, aber natürlich auch spannende und unterhaltsame Saison in der Frauenbundesliga geht zu Ende. Zeit für einen kurzen Rückblick und die finalen Awards.
Es ist der einzige Schönheitsfehler in der Statistik der neuen Deutschen Meisterinnen: Lediglich im Spiel gegen die TSG Hoffenheim am 17. Spieltag holten die FC Bayern Frauen keinen Punkt. Stand es zur Halbzeit noch 2:0 für die Münchnerinnen, drehte die TSG die Partie innerhalb von zehn Minuten mit drei gut platzierten Treffern.
Plötzlich war es der FCB, der einem Rückstand hinterherlaufen musste. Zwar traf Lina Magull noch zum Ausgleich – doch das Tor zählte nicht. So blicken die Titelträgerinnen nach einer langen Saison auf 20 Siege, ein Unentschieden gegen Wolfsburg und eine Niederlage gegen die „Meisterinnen-Besiegerinnen“ der TSG Hoffenheim.
Es sah gar nicht gut aus auf dem Konto des SC Sand, die Abstiegsfrage kam schon während der Saison immer wieder auf. Kein Wunder, bei 14 Niederlagen in 18 Spielen. Doch als dann Alexander Fischinger Mitte April Nora Häuptle auf der Trainerbank ablöste, entfachte er einen regelrechten „Sandsturm“.
Schon am 19. Spieltag setzte es für Werder Bremen ein 6:1 aus Sander Sicht. Und damit nicht genug. Mit einem Unentschieden gegen die TSG Hoffenheim und einem 2:0-Sieg über Klassenerhalt-Konkurrent SV Meppen wurden die Weichen gegen den Abstieg gestellt. Der letzte Spieltag sollte alles entscheiden. Gegen Leverkusen setzte sich Sand schließlich mit einem 1:0 durch und blieb tatsächlich erstklassig.
Das ist man von ihr ja gewohnt: VfL-Torfrau Almuth Schult hält sich mit ihrer Meinung nicht zurück. Die Mutter von Zwillingen macht sich schon seit vielen Jahren für den Frauenfußball und mehr Gleichberechtigung stark.
Nach ihrer Rückkehr auf den Rasen in dieser Saison hat sie mit acht weiteren prominenten Frauen aus dem Fußball ein Positionspapier veröffentlicht, indem sie für mehr Diversität und Gleichstellung in Führungsgremien beim DFB plädiert. Immerhin sitzt im DFB-Präsidium mit Hannelore Ratzeburg nur eine Frau und sämtliche Regional- und Landesverbände werden ausschließlich von Männern geführt. Schult sagt dazu:
Ich finde das peinlich. Wir haben in Deutschland eine Bundeskanzlerin, natürlich sind Frauen für Führungspositionen geeignet. Im Fußball aber ist eine Frau in einer leitenden Rolle eine Exotin.
Mit 23 Toren steht Nicole Billa von der TSG Hoffenheim ganz oben auf der Torjägerinnen-Liste in dieser Saison. Die 25-jährige Österreicherin hat einen zählbaren Beitrag dazu geleistet, dass die TSG als Drittplatzierte jetzt in der Champions League spielen darf. Treffsicher und knallhart hat Billa die Bälle regelrecht ins gegnerische Tor geballert. Als mehrfache Kickbox-Weltmeisterin weiß die TSG-Stürmerin schließlich, wie man sich durchboxt und den entscheidenden Kick muss sie auch nicht lange suchen.
Was war das für eine Saison? Die wichtigsten Entscheidungen um Abstieg und Meisterschaft waren alle auf den letzten Spieltag gelegt. Auch wenn es da dann ziemlich eindeutig ausging, war die Spannung bis zum Schluss kaum auszuhalten. Da soll noch einmal einer sagen, Frauenfußball sei langweilig. Denn das war die Saison 2020/21 sicherlich nicht.
An der Spitze lieferten sich der VfL Wolfsburg und der FC Bayern einen harten Kampf um die Meisterschale, dahinter ackerten die TSG Hoffenheim und Turbine Potsdam um den dritten Platz in der Champions League. Und im Abstiegskampf waren es der SC Sand und der SV Meppen, die bis zuletzt alle Fans zittern ließen.
Zuschauer in Zeiten der Pandemie? Zumindest vor Ort eine seltene Spezies. Doch immerhin zum Saisonfinale durfte etwa der FC Bayern München ein paar wenige Fans ins Stadion lassen und mit ihnen gemeinsam die Meisterschaft feiern. Der Rest guckte vom Sofa aus mit, wenn er oder sie denn über die entsprechenden TV-Kanäle verfügte. Denn: Das Saisonfinale der Münchnerinnen wurde nicht im Free-TV übertragen. Schade!
Dass es sich lohnen kann, Frauenfußball live und kostenfrei zu übertragen, haben das DFB-Pokalfinale und die Champions League gezeigt. Im Schnitt 580.000 Zuschauer waren live vom Sofa aus beim Halbfinale zwischen dem FC Chelsea und dem FC Bayern bei ‚Sport 1‘ dabei. Und das Pokalfinale zwischen Wolfsburg und Frankfurt sahen in der ‚ARD‘ ganze 1,45 Millionen.
Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit den OneFootball-Autorinnen Annika Becker und Katarina Schubert.