Schlotterbeck: "Als Einheit auftreten" | OneFootball

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FC Augsburg

·20. September 2024

Schlotterbeck: "Als Einheit auftreten"

Artikelbild:Schlotterbeck: "Als Einheit auftreten"

Keven Schlotterbeck heißt der neue Stammverteidiger des FC Augsburg. Der 26-Jährige konnte bereits einiges an Erfahrung sammeln und absolvierte 113 Spiele in der Bundesliga. Welches Andenken er aus einem Auswärtsspiel in Aserbaidschan mitnahm, wieso er seinen Weg in den Profifußball als „steinig“ beschreibt und welche besondere Rolle die Familie in seiner Karriere spielt, darüber sprach „Schlotti“ vor dem Spiel gegen den 1. FSV Mainz 05.

Keven, wir treffen uns im Textilmuseum. Hier läuft aktuell eine Sonderausstellung über die Kleidung in Augsburg zur Römerzeit. Der FCA hat in dieser Saison die römischen Wurzeln Augsburgs ebenfalls in die Trikotgestaltung miteinbezogen. Das Römertrikot ist bei den Fans sehr gut angekommen, bei dir auch? Ich sag‘ mal so: Wenn man mehr als 20 Nachfragen von Freunden und der Familie hat, ob man ihnen ein solches Trikot besorgen könnte, dann kann der Verein nicht allzu viel falsch gemacht haben (lacht). Ich finde, es sieht umwerfend aus und rein modisch mache ich mir beim FCA schon mal gar keine Sorgen. In Zukunft wird es sicherlich noch einige Trikots geben, die genauso gut aussehen.


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Du durftest in deiner Karriere bereits einige Trikots tragen. Gab es eines, dass dir besonders gut gefallen hat? Das Römertrikot dürfte schon das schönste in meiner bisherigen Laufbahn sein. Bei meinen Stationen in Freiburg, Berlin und Bochum gab es auch immer wieder einige Highlights. Ein Vergleich ist wegen den unterschiedlichen Vereinsfarben wahrscheinlich auch schwierig, aber mir persönlich gefällt das Römertrikot von allen bisher am besten.

Bist du jemand, der nach den Spielen mit dem Gegner gerne Trikots tauscht? Durchaus, in erster Linie allerdings mit den Jungs, die ich in den letzten Jahren kennenlernen durfte. Ich habe einige Trikots von Florian Müller und Marco Richter, mit denen ich gemeinsam 2021 zu den Olympischen Spielen nach Japan gefahren bin. Dort habe ich mir auch ein Trikot von der Elfenbeinküste gesichert, was vermutlich das Highlight meiner Sammlung ist. Immer dann, wenn es eine einzigartige Chance gibt, versuche ich ein Trikot des Gegners zu ergattern. So habe ich auch eines von Qarabağ Ağdam aus der Europa-League-Saison 2022/23. Auch als wir im Trainingslager in Südafrika waren, wollte ich die gegnerischen Trikots aus den Testspielen unbedingt haben.

Wie sieht es bei dir abseits von der Spielkleidung aus. Ich weiß von vielen deiner Kollegen, dass das Thema Mode bei Fußballern einen sehr hohen Stellenwert hat. Bist du jemand, der ständig über die neusten Trends auf dem Laufenden ist? Da bin ich eher das Gegenteil. Dass ich mit einer Jeans oder Chino aus dem Haus gehe, dafür braucht es schon einen besonderen Anlass. Wenn ich unter der Woche zum Training fahre, wird man mich nur in Jogginghose sehen. Das ist einfach bequemer.

Wie gefällt dir Augsburg bisher? Du hast einen Großteil deiner Karriere in Freiburg verbracht, gibt es für dich einige Parallelen zwischen den Städten? Es gibt sehr viele Ähnlichkeiten, allein schon, wenn man auf die Einwohnerzahl schaut. Beide haben dazu eine schöne Altstadt mit recht kurzen Wegen, beides sind Studentenstädte und durch beide fließen Flüsse, an denen man in einer ruhigen Minute mal ausspannen kann. Du siehst: Ich erkenne einiges wieder und fühle mich bisher pudelwohl.

Sprechen wir über deinen Werdegang. Man könnte sagen: Eigentlich ist es kein Wunder, dass du eine Fußballer-Laufbahn eingeschlagen hast, wenn ich mir das Talent in deiner Familie so anschaue. Dass wir eine echte Fußballer-Familie sind, ist inzwischen bekannt. Mein Bruder ist Profi, mein Onkel war Profi und mein Vater ist leider früh krank geworden, aber er hatte sicherlich auch das Kicken im Blut. Dennoch war der Weg für mich ein steiniger. Während Nico schon früh im Nachwuchsleitungszentrum war und irgendwann einen Berater hatte, habe ich in der Verbandsliga gespielt. Mein Vater hat dann immer wieder darauf aufmerksam gemacht, dass er auch einen älteren Sohn hat, der gut kicken kann. Ein Scout vom SC Freiburg, mit dem ich auch heute noch in Kontakt stehe, hat etwas in mir gesehen und so bin ich dann gemeinsam mit meinem Bruder zum Sportclub gekommen.

Dein Onkel Niels leitet seit 25 Jahren eine Fußballschule, in der du und dein Bruder früher auch immer wieder einige Lehrgänge absolviert habt. Welchen Teil hat er zu eurer Karriere beigetragen? Er konnte meinen Bruder und mich früh auf das Profigeschäft vorbereiten und aufzeigen, wie die Dinge dort ablaufen. Aber ich muss sagen, dass auch unsere Eltern einen großen Anteil an unserem Werdegang haben. Mein Vater und meine Mutter sind bei fast jedem Spiel im Stadion, fliegen selbst zu den internationalen Spielen und versuchen uns auf allen Wegen zu unterstützen.

Nicht selten spielen du und dein Bruder zur selben Zeit. Was wird dann gemacht? Dann wird logischerweise gesplittet. Entweder fährt mein Vater zu Nico und meine Mutter kommt zu meinem Spiel oder umgekehrt. Das wird direkt geplant, sobald die Partien terminiert werden. Am kommenden Spieltag läuft aber alles seinen gewohnten Gang. Am Freitag kommen meine Eltern gemeinsam nach Augsburg zu unserem Heimspiel gegen Mainz und am Sonntag geht es für sie dann nach Stuttgart, wo Nico mit dem BVB auswärts zu Gast ist.

In Freiburg waren du und dein Bruder sportlich immer Konkurrenten. Privat scheint ihr aber bis heute sehr gut miteinander klarzukommen. Auf jeden Fall. Wir mussten auch in Freiburg nicht dauerhaft um einen Stammplatz in der Mannschaft kämpfen. Das erste halbe Jahr bei den Profis habe ich beispielsweise allein verbracht, da hat Nico noch in der zweiten Mannschaft gespielt. Danach haben wir beide den Verein leihweise verlassen, um Spielpraxis zu sammeln. Richtige Konkurrenten waren wir also erst in der Saison 2021/22. Dort hat Nico überragend gespielt und ich musste mich hintenanstellen. Natürlich hat man als Profi immer den Ehrgeiz, dass man selbst auf dem Platz zu stehen will. Aber als Bruder habe ich mich sehr über seine Entwicklung und den späteren Wechsel zum BVB sehr gefreut. Privat unterstützen wir uns immer gegenseitig und können das Sportliche bei Seite schieben.

Wie häufig steht ihr beide miteinander in Kontakt? Täglich schreiben wir uns jetzt nicht. Aber immer dann, wenn Spiele anstehen, stehen wir miteinander im Austausch. Man möchte eben auf dem Laufenden bleiben, wie es dem anderen geht und wie gerade die Stimmung in der Mannschaft ist. Bei der EM im Sommer bin ich natürlich auch zu den Spielen gefahren, um Nico dort zu unterstützen.

Du hast deine Leihen zum VfL Bochum und Union Berlin bereits erwähnt. Beides sind Klubs, denen als Arbeiterverein ein ganz besonderes Umfeld nachgesagt wird. Kannst du das bestätigen? Als ich 2019 für ein Jahr zu Union Berlin gekommen bin, war das mit das Erste, was mir die Verantwortlichen erklärt haben. Die Fans dort gehen arbeiten, damit sie am Wochenende im Stadion stehen können. Als ich dann mein erstes Spiel an der Alten Försterei hatte und die vielen Stehtribünen gesehen habe, wusste ich, was sie gemeint hatten. In Bochum ist das ähnlich. Beide Stadien sind echte Hexenkessel, in denen man an einem guten Tag jeden schlagen kann. Der Fußball hat für die Zuschauer dort einen ganz besonderen Stellenwert.

Wie würdest du denn das Vereinsumfeld des FC Augsburg beschreiben? Arg lang bin ich noch nicht hier, aber mich hat es sehr gefreut, dass uns so viele Fans bei den ersten Spielen unterstützt haben. Ich denke, in Augsburg wird erwartet, ehrlich und hart zu arbeiten. Du musst deine Tugenden auf den Platz lassen und dem Gegner das Gefühl geben, dass er nicht gerne hierherkommt. Für die nächsten Wochen wird es wichtig, dass wir die Zuschauer weiter miteinbeziehen. Wenn Mannschaft und Stadion als Einheit auftreten und gemeinsam alles geben, dann können wir sicherlich einige Siege einfahren.

Vor ein paar Wochen konntest du bei der „Rot-Grün-Weißen Nacht“ auf dem Plärrer selbst mit einigen FCA-Anhängern ins Gespräch kommen. Für dich war es sicherlich nicht das erste Mal in Lederhosen. Nein, das nicht. Dadurch, dass ich aus der Nähe von Stuttgart komme, war ich früher häufig auf dem Cannstatter Wasen unterwegs. Damals habe ich das Bier auch noch besser vertragen als heute (lacht). Mich hat der Austausch mit den Fans jedenfalls sehr gefreut. Genau das sind die Gelegenheiten, um die von mir angesprochene Einheit aufzubauen.

Zusammen mit Jeff Gouweleeuw bildest du jetzt das neue Innenverteidiger-Duo beim FCA. Hilft es dir, einen so erfahrenen Mann neben dir zu haben, der den Verein seit Jahren in- und auswendig kennt? Es ist ganz wichtig, dass man sich mit den Spielern, die bereits länger im Klub sind, austauscht, um sich bestmöglich in der Mannschaft einzufinden. Jeff ist ein sehr erfahrener Mann. Nicht umsonst hat er von allen Niederländern, die derzeit in der Bundesliga aktiv sind, die meisten Spiele auf dem Buckel. Wir bilden gemeinsam die letzte Linie in der Verteidigung und müssen uns daher sehr gut aufeinander abstimmen.

Wie ich sehe, hast du anscheinend sehr viele Daten und Fakten auf dem Schirm. Ist das etwas, mit dem du dich abseits des Platzes beschäftigst? Ich denke, das kommt von meiner Begeisterung für den Fußball. Ich schaue bei jeder freien Minute Fußball – selbst die Spiele, die für den Außenstehenden vielleicht nicht so interessant sind. Ich könnte dir wahrscheinlich jeden Profifußballer aufzählen sagen, der aktuell in der 1. und 2. Bundesliga kickt.

Gibt‘s neben dem Fußball noch eine andere Leidenschaft, der du nachgehst? In den letzten Jahren ist bei mir Padel-Tennis hinzugekommen. Ich habe gehört, in Augsburg soll es einen Padel-Platz geben, den wollte ich zusammen mit Marius Wolf einmal in den nächsten Wochen aufsuchen. Marius soll ein ziemlich starker Spieler sein, ich habe früher selbst 13 Jahre lang Tennis gespielt, das könnte also recht spaßig werden.

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