90min
·4. August 2023
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·4. August 2023
32 Teams spielen bei der WM 2023 mit, so viele wie nie zuvor. Die Qualität litt darunter aber nicht, denn die Debütanten schlugen sich sehr gut. Obwohl nur eins der acht Teams die K.o.-Runde erreichen konnte, sorgten viele für Aufsehen. Bei einigen Ländern haben sich die Investitionen und Fortschritte der letzten Jahre nun ausgezahlt. Teil 2: Portugal, Vietnam, Panama und Marokko.
Zwischen Stolz und Trauer: Portugal schied nach einem starken Kampf gegen die USA aus / Phil Walter/GettyImages
Portugal sorgte bereits bei der EM 2022 für Aufsehen. Mit schönen Kombinationen und feiner Technik gewann die Selecao das Quinas viele Sympathien. Zum Weiterkommen reichte es trotzdem nicht, zu stark waren die Niederlande und Schweden und zu chaotisch das eigene Abwehrverhalten, vor allem bei Ecken.Bei der WM gab es ein Wiedertreffen mit den Niederlanden, dieses Mal kam ein defensiver eingestelltes Portugal aber kaum zu Chancen. Das änderte sich im zweiten Gruppenspiel gegen Vietnam, als Portugal zeigte, welchen Fußball sie auf den Rasen bringen konnten. Telma Encarnacão erzielte das vielbejubelte erste WM-Tor der Geschichte, die talentierte Kika Nazareth wirbelte die gegnerische Defensive schwindelig. Mit drei Punkten sah es für Portugal trotzdem schlecht aus, denn im letzten Gruppenspiel warteten die USA, der größtmögliche Gegner. Portugal brauchte einen Sieg zum Weiterkommen, die USA nur einen Punkt. Die Amerikanerinnen kamen trotz optischer Überlegenheit partout nicht dazu, ein Tor zu schießen, wirkten ideenlos. Portugal spielte den besseren und ideenreicheren Fußball, aber der letzte Pass kam nicht an.Bis zur zweiten Minute der Nachspielzeit. Da kam er einmal an, und Ana Capeta rannte alleine auf das verwaiste amerikanische Tor zu. Spielstand weiterhin 0:0, der Ball fliegt in Richtung Tor, der Traum des Achtelfinales ist so nah - und dann klatscht die Kugel an den Pfosten. Kurz danach ist Abpfiff, die Enttäuschung ist groß, nur Zentimeter haben zur Sensation gefehlt. Portugal konnte nach schwachem Beginn wieder begeistern - bis sie die Gruppenphase bei einem großen Turnier überstehen, kann es nicht mehr lange dauern.
Vietnam hatte gegen die Niederlande keine Chance und schied klar aus / Soccrates Images/GettyImages
Vietnam hatte von allen WM-Debütanten vermutlich die blassesten Auftritte. Neben Haiti waren sie der einzige Neuling, der kein Tor erzielen konnte, und sie waren auch nicht nah dran. Insgesamt brachte es Vietnam nur zu fünf Schüssen und zu keiner großen Chance.Dabei war das erste WM-Spiel nicht schlecht gelaufen. Vietnam unterlag den USA mit 0:3, schlug sich dabei aber respektabel. Die USA hatten allerdings auch in den anderen Gruppenspielen Probleme - die Frage ist, ob die Amerikanerinnen es einfach nicht gut gemacht haben oder Vietnam besonders stark war. Auszeichnen konnte sich jedenfalls die Torhüterin Tran Thi Kim Thanh, die mit mehreren Glanzparaden die amerikanische Offensive zur Verzweiflung brachte. Im Spiel gegen die Niederlande, das mit 0:7 zum Debakel geriet, konnte auch sie aber nichts mehr retten. Zumindest gegen Portugal hätte man von Vietnam etwas mehr Zug nach vorne erwarten können, so bleibt es ein eher enttäuschendes WM-Debüt.
Grenzenloser Jubel nach Panamas erstem WM-Tor / Fred Lee/GettyImages
"Go out with a bang!", dachte sich Panama im letzten Gruppenspiel. Da war der WM-Neuling schon ausgeschieden, hatte gegen Brasilien und Jamaika verloren. Gegen Brasilien waren sie klar unterlegen, die Selecao konnte sich mühelos in den Strafraum kombinieren und ihre Tricks zaubern. Im zweiten Spiel lief es defensiv besser, aber Panama schaffte es nicht, das Abwehrbollwerk von Jamaika zu knacken - das muss man ihnen aber nicht unbedingt zum Vorwurf machen, denn auch Brasilien und Frankreich gelang das nicht.Dann aber kam der große Moment: Wider aller Erwartungen ging Panama gegen Frankreich nach zwei Minuten in Führung, und das mit einem der schönsten WM-Tore bisher. Die Kapitänin Marta Cox zirkelte einen Freistoß aus 30 Metern perfekt in den Winkel, keine Chance für Pauline Peyraud-Magnin.Danach entwickelte sich das erwartete Spiel, Frankreich dominierte und schoss mit der überragenden Kadidiatou Diani ein Tor ums andere. In der Schlussphase konnte Panama aber doch noch zwei Tore schießen, und sorgte so für eins der unterhaltsamsten Spiele bisher. Auf den Endstand 6:3 hätte vorher wohl niemand gewettet.
Emotionaler erster WM-Sieg für Marokko / Sarah Reed/GettyImages
Marokko ist nicht zufällig als einziger Debütant in das Achtelfinale gekommen: Schon die WM-Qualifikation war das Resultat einer steilen Entwicklung, die nun mit dem Erreichen der K.o.-Phase ihren vorläufigen Höhepunkt fand. Nachdem sich jahrelang wenig getan hatte, investierte der Verband massiv, professionalisierte die ersten beiden Ligen und schuf einen guten Nährboden für den Erfolg.Der folgte bald: Beim Afrika Cup, im eigenen Land ausgetragen, schlug Marokko überraschend den Titelverteidiger Nigeria und zog ins Finale ein. Damit waren die Atlas-Löwinnen zum ersten Mal für eine Weltmeisterschaft qualifiziert.Mit der 0:6-Niederlage gegen Deutschland ging das Turnier alles andere als gut los. Dass die Defensive einiges an Lehrgeld zahlen würde, war bereits zu erwarten gewesen, mit zwei Eigentoren wurde das Spiel aber nochmal eine Spur bitterer. Umso wichtiger war der erste Sieg am nächsten Spieltag: Marokko verteidigte die frühe Führung durch Jraidi aufopferungsvoll und besiegte Südkorea mit 1:0. Auch wenn Südkorea recht ideenlos spielte, war es doch eine gute Leistung von Marokko, den Vize-Asienmeister zu schlagen. Im letzten Gruppenspiel setzten sie nochmal einen drauf, spielten gegen Kolumbien befreit auf. Dank toller Paraden der Torhüterin gelang Marokko ein knapper 1:0-Sieg. Nach dem Abpfiff mussten sie noch kurz zittern, dann war auch Deutschlands Spiel vorbei und der Einzug ins Achtelfinale besiegelt - schon jetzt einer der Momente der WM. Die Reise für Marokko ist noch nicht vorbei.
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