90PLUS
·29. Oktober 2024
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·29. Oktober 2024
Nach einem enttäuschenden zehnten Platz in der vergangenen Saison und einer der schwächsten Titelverteidigungen in der Geschichte hat wohl kaum jemand damit gerechnet, dass die SSC Neapel nach neun Spieltagen an der Spitze der Serie A stehen würde. Den entscheidenden Anteil daran hat der neue Trainer des Meisters von 2023, Antonio Conte, der seit diesem Sommer an der Seitenlinie steht. Mit Conte hat Neapel nicht nur die Defensive deutlich stabilisiert, sondern auch eine erfolgreiche und disziplinierte Spielweise implementiert.
In den letzten Spielen setzte Conte auf ein 4-3-3 als Grundformation. Zu Beginn der Saison bevorzugte er noch eine Fünferkette, wechselte jedoch zu einer Viererkette, um die Stärken der ihm zur Verfügung stehenden Spieler besser einsetzen zu können. Ein wesentlicher Faktor dieser Umstellung waren die Sommertransfers von Billy Gilmour und Scott McTominay, die als zentrale Mittelfeldakteure eine wichtige Rolle im neuen System übernommen haben und maßgeblich zur Stabilität des Teams beitragen.
Neapel setzt im Spiel gegen den Ball oft auf hohes Pressing, um den Gegner früh zu stören und zu Fehlern zu zwingen. Conte hat ein flexibles Pressingsystem etabliert, das anfangs auf Mannorientierung basiert. Sollte diese Taktik jedoch nicht greifen, kann sich Neapel sehr kompakt zurückziehen und in der eigenen Hälfte verteidigen. Gerade das Zentrum ist extrem schwer zu durchdringen, was zur stabilen Defensive beiträgt. Seit der enttäuschenden 0:3-Auftaktniederlage gegen Hellas Verona kassierte das Team nur noch zwei Gegentore – eines davon per Strafstoß und das andere durch einen Distanzschuss. Ein kleiner Schwachpunkt bleibt jedoch der Raum für Distanzschüsse, da die Zone vor dem Strafraum häufig nicht optimal abgedeckt wird.
Conte setzt in Neapels Angriffsspiel auf Schnelligkeit und Effizienz. Mit 16 Treffern stellt das Team aktuell den fünftbesten Angriff der Liga. Besonders nach Ballgewinnen im hohen Pressing geht Neapel schnell in den Gegenangriff über und nutzt dabei die Unordnung in der gegnerischen Verteidigung. Oft wird das Zentrum überladen, um dort Überzahlsituationen zu schaffen und Torabschlüsse zu erzwingen. Die direkte Spielweise spiegelt sich auch in einem durchschnittlichen Ballbesitzwert von 49,7 Prozent wider, wobei Neapel zunehmend in der Lage ist, den Ballbesitz zu halten und das Spiel zu kontrollieren – zuletzt gegen Lecce war er bei 65 Prozent.
Im Spielaufbau formiert sich Neapel häufig in einem 4-2-2-2, wobei die Außenverteidiger die Breite halten und den Gegner zu Entscheidungen auf den Flügeln zwingen. McTominay, der Neuzugang von Manchester United, schiebt sich oft als zusätzliche Anspielstation nach vorne, während die Flügelspieler ins Zentrum einrücken, um Überzahlsituationen zu schaffen. Diese Flexibilität ermöglicht eine schnelle Anpassung des Spiels an die jeweilige Spielsituation und maximiert die Effizienz im Angriffsdrittel.
Ein wesentlicher Faktor für Neapels Offensive ist die Rückkehr der beiden Top-Spieler Khvicha Kvaratskhelia und Romelu Lukaku zu ihrer Bestform. Kvaratskhelia hat bislang vier Tore und zwei Vorlagen beigesteuert und nutzt seine Stärke in 1-gegen-1-Duellen, um immer wieder gefährliche Situationen zu schaffen. Sein Erfolg zeigt, wie entscheidend er als Schlüsselfigur im Offensivspiel ist.
(Photo by TIZIANA FABI/AFP via Getty Images)
Lukaku beeindruckt vor allem als Vorbereiter, konnte neben vier Assists aber auch schon drei Tore selbst erzielen. Conte setzt ihn nicht als klassischen Mittelstürmer ein; stattdessen dient Lukaku als Anspielstation für lange Bälle und verteilt diese gekonnt an seine Mitspieler. Durch seine physische Präsenz bindet er die Verteidiger und schafft Raum für seine Teamkollegen, die in diese Lücken stoßen können. Seine Rolle als taktischer Fixpunkt gibt Lukakus Karriere neuen Auftrieb und macht ihn zum Herzstück der neapolitanischen Offensive.
Der Sommerneuzugang Alessandro Buongiorno hat sich als Schlüsselelement der Neapolitaner etabliert. Er übernimmt im Spielaufbau eine zentrale Rolle und leitet durch präzise Pässe Angriffe ein, indem er die erste Linie des Gegners überspielt. Sein Partner Amir Rrahmani fokussiert sich dagegen auf die klassische Verteidigungsarbeit, was dem Team eine Balance zwischen solider Defensive und kreativem Spielaufbau verleiht. Beide Innenverteidiger sind über 1,90 Meter groß und bilden eine luftstarke Absicherung gegen Flanken und Standardsituationen.
Ein weiterer Vorteil für Neapel könnte sein, dass man in dieser Saison nicht international vertreten ist. In den kommenden Wochen stehen wichtige Spiele gegen die AC Mailand, Atalanta, Inter, AS Rom und Lazio an. In diesen gilt es zu beweisen, wie stark man wirklich ist. Besonders gegen diese hochbelasteten Mannschaften könnte Neapels Frische ein entscheidender Vorteil sein und den Unterschied ausmachen.
Contes Handschrift zeigt sich deutlich in der Stabilität und dem Erfolg der Mannschaft. Die Umstellung auf ein 4-3-3 und seine Anpassungsfähigkeit an die Spielstärken seiner Spieler haben Neapel eine neue Stärke verliehen. Ob es für die erneute Meisterschaft reicht, wird sich in den nächsten Wochen gegen die Topteams der Liga zeigen.
(Photo by Francesco Pecoraro/Getty Images)
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