liga3-online.de
·28. November 2024
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Im Interview mit liga3-online.de spricht Daniel Stendel, U23-Trainer bei Hannover 96, über die bisherige Saison des Liganeulings, Ziele mit dem Nachwuchsteam des Zweitligisten, die Relevanz der U23 für die Entwicklung des Gesamtvereins und den Umzug ins kleinere Eilenriedestadion.
liga3-online: Die U23 von Hannover 96 rangiert nach dem 15. Spieltag mit vier Zählern Rückstand auf das rettende Ufer auf Abstiegsplatz 19. Wie bewerten Sie die bisherige Saison Ihres Teams, Herr Stendel?
Daniel Stendel: Natürlich hätten wir uns ein paar Punkte mehr gewünscht. Aber dieses erste Jahr in der 3. Liga ist eine große Herausforderung für uns als U23 einer Zweitliga-Mannschaft. Wir hatten einen großen Umbruch im Sommer und treffen nun auf viele starke Profiteams.
Zuletzt blieben Sie mit Ihrer Mannschaft fünfmal in Folge ohne Sieg. Was fehlt aktuell, um besser zu punkten?
Es ist immer schöner, dreifach zu punkten. Das ist uns zuletzt nicht gelungen. Allerdings waren auch einige gute Spiele dabei. Zum Beispiel haben wir es geschafft, in Aachen auswärts ordentlich aufzutreten und zu punkten. Das 0:4 gegen Ingolstadt klammere ich mal aus, hier haben wir wirklich eine schwache Leistung gezeigt. Aber solche Tage gibt es eben. Wir wollen dennoch mutig bleiben und weiter nach vorne spielen, um eines unserer Ziele zu erreichen: uns mehr Chancen erspielen und mehr Tore erzielen.
Wie stark sind Sie als Trainer gefordert, damit die Spieler in Ihrem jungen Team nicht die Köpfe hängen lassen?
Im Training merken wir die Tabellensituation kaum. Alle sind engagiert und die Trainingsleistung ist positiv. Mit guten Trainingsleistungen möchten wir unseren Mut bestärken. Insgesamt kann ich sagen, dass alle Erfahrungen, die unsere Spieler gerade machen, wichtig sind. Und sie lernen daraus. Auch, wenn sich jeder wünscht, dass sich schnell sportlicher Erfolg einstellt.
Dass das Potential da ist, zeigt beispielsweise der 5:1-Erfolg bei Wehen Wiesbaden. Aber Siege waren bisher trotzdem eine Seltenheit. Merkt man hieran die noch fehlende Erfahrung in Ihrem jungen Team?
Grundsätzlich sind wir nie chancenlos. Das ist wichtig zu betonen. Wenn der Spielverlauf für uns läuft und wir befreit aufspielen, sind wir auch in der Lage, erfolgreich zu sein. Das haben wir in Wiesbaden gesehen. Nicht außer Acht zu lassen ist der Fakt, dass wir als U23 eines Zweitligisten nicht die größten Mittel haben. Für jeden bei uns ist das eine Herausforderung, der wir uns aber stellen. Und das Ziel ist definitiv, solche Leistungen wie in Wiesbaden häufiger auf den Platz zu bringen.
Bei U23 Teams ist oft die Rede davon, dass nicht die Ergebnisse im Vordergrund stehen, sondern die Entwicklung der Spieler im Fokus ist. Wie gewichten Sie das?
Wir haben viele Talente, die bei uns den Durchbruch schaffen. Für viele im Team ist es die erste Herrensaison und ihre Entwicklung hat Priorität. Aber in der 3. Liga sind wir trotzdem auch ergebnisorientiert. Wir möchten zeigen, dass wir erfolgreich sein können und das auch unbedingt wollen. Der erstmalige Aufstieg in die 3. Liga war ein großer Schritt. Dass es nicht einfach wird, war klar. Aber ein paar mehr Siege schaden nicht.
Wie Sie schon sagen: Für die U23 von 96 ist es die erste Drittliga-Saison überhaupt. War der Aufstieg ein Meilenstein?
Wir sind der erste Zweitligist mit einer U23 in der 3. Liga. Das spricht für sich. Aber noch läuft nicht alles, wie wir uns das wünschen und wir sind mitten im Prozess. Wir sind froh, dass wir jetzt ins Eilenriedestadion umziehen, das besser zu unseren Bedürfnissen als U23 passt. Die große Arena der Profis war verständlicherweise ziemlich leer, vor allem wenn parallel das Zweitliga-Team auswärts im Einsatz war. Jetzt haben wir richtige Heimspiele – das gibt uns sicher noch einmal einen Push.
Kann eine langfristige Existenz der U23 in der 3. Liga auch zu einem Bundesliga-Aufstieg der Profis mit beitragen?
Erst einmal sind die Profis auch unabhängig von der Situation in der U23 auf Kurs. Sie spielen eine Top-Saison und haben gute Chancen, oben mitzumischen. Aber klar: Perspektivisch kann es sicher auch für die erste Mannschaft von Vorteil sein, wenn wir mit der U23 in der höchstmöglichen Liga spielen. Für die Entwicklung unserer Talente ist es top, auf höherem Niveau Spielpraxis zu sammeln.
Sie selbst sind ein Vereinsurgestein, verbrachten mittlerweile rund 20 Jahre als Spieler und in verschiedenen Trainerfunktionen im Klub. Wie sehr hilft Ihnen das bei Ihrer täglichen Arbeit?
Ich bin vor zweieinhalb Jahren wieder nach Hannover zurückgekehrt, nachdem ich zuvor rund drei Jahre im Ausland tätig war, und habe mich sofort wieder heimisch gefühlt. Dass ich den Verein schon so lange kenne, ist definitiv ein Vorteil. Ich fühle mich in meiner Rolle außerdem sehr wohl – und habe deshalb auch meinen Vertrag frühzeitig und unabhängig vom Aufstieg im vergangenen Sommer bis 2027 verlängert. Die Unterstützung für die U23 und insgesamt die Nachwuchsarbeit hat sich positiv entwickelt, die Akademie nimmt im Verein einen immer höheren Stellenwert ein.
Am Samstag kommt es zum U23-Duell mit dem BVB. Was erwarten Sie für ein Spiel – und wie soll der erste Sieg seit Mitte Oktober gelingen?
Der BVB reist als Favorit zu uns und ist als U23 eines Champions-League-Vereins besser aufgestellt. Die BVB-Spieler haben mehr Drittliga-Erfahrung und haben auch in puncto individueller Qualität einen Vorsprung. Aber in der 3. Liga ist in jeder Partie etwas drin. Und mit dem zusätzlichen Push im Eilenriedestadion bin ich guter Dinge, dass wir eine Top-Leistung zeigen werden.