Strittige Szenen am 13. Spieltag: Die Analyse von Babak Rafati | OneFootball

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·4. November 2024

Strittige Szenen am 13. Spieltag: Die Analyse von Babak Rafati

Artikelbild:Strittige Szenen am 13. Spieltag: Die Analyse von Babak Rafati

Die nicht gegebenen Elfmeter für Aue (2), Saarbrücken (2), Mannheim, Verl (3) und Rostock, das Tor von Saarbrücken, das Tor von Dresden, Foulspiele von Fröde, Kammerknecht und Seegert. Am 13. Spieltag hat sich Ex-FIFA-Schiedsrichter Babak Rafati für liga3-online.de 15 strittige Szenen genauer angeschaut.

Hintergrund: Babak Rafati war viele Jahre Bundesliga- & FIFA-Schiedsrichter. Insgesamt leitete der heute 54-Jährige 84 Erst-, 102 Zweit-, 13 Drittliga- und zahlreiche internationale Spiele. Exklusiv für liga3-online.de analysiert der erfahrene Schiedsrichter seit März 2015 jeden Spieltag die strittigen Szenen, die durch die Redaktion im Vorfeld ausgewählt werden. Zudem ist er Kolumnist und TV-Experte für Bundesliga-Spiele. Im Hauptberuf arbeitet Rafati heute als Mentalcoach für Profifußballer und Manager und ist ein viel gefragter Referent in der freien Wirtschaft, unter anderem bei DAX-Unternehmen zum Thema Stressmanagement und Motivation. Mehr Infos unter babak-rafati.de.


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Szene 1: Im Strafraum geht Marvin Stefaniak (Aue) gegen Calogero Rizzuto (Saarbrücken) zu Fall, einen Elfmeter gibt Schiedsrichter Martin Speckner nicht. [TV-Bilder – ab Minute 0:20]

Babak Rafati: Bei einem Angriff spielt Stefaniak seinen Gegenspieler Rizzuto im Strafraum aus. Dieser nimmt das Bein heraus, um Stefaniak zu stoppen. Dabei stellt er ihm klar das Bein in den Laufweg. Das ist ein Beinstellen, sodass ein Foulspiel vorliegt. Es hätte somit einen Elfmeter geben müssen. Eine Fehlentscheidung, diesen nicht zu geben. Eine gelbe Karte ist hierbei nicht vorgeschrieben. In dieser Szene macht der Schiedsrichter in der Entstehung den ersten Fehler, indem er weiter trabt und die Wichtigkeit der folgenden Szene im Strafraum nicht vorausahnt, um sich mit einem Sprint zum Geschehen zu orientieren und sich eine bessere Perspektive auf den Zweikampf zu verschaffen. Zudem hätte der Assistent helfen können, da das Foulspiel auf seiner Seite passiert, er räumlich näher als der Schiedsrichter zum Geschehen steht und einen freien Blick auf die Situation hat.

Szene 2: Patrick Schmidt (Saarbrücken) wird im Strafraum von Steffen Nkansah (Aue) zu Fall gebracht, das Spiel läuft weiter. [TV-Bilder – ab Minute 2:05]

Babak Rafati: Schmidt legt sich den Ball an Gegenspieler Nkansah vorbei. Dieser will sicherlich den Ball spielen, allerdings ist dieser schon weg, sodass er Schmidt nur am Fuß trifft und ihn dadurch zu Fall bringt. Das ist ein Foulspiel, und es hätte folglich einen Elfmeter geben müssen. Diesmal hat der Schiedsrichter optimale Sicht auf den Zweikampf und trifft trotzdem eine Fehlentscheidung, weiterspielen zu lassen. Eine gelbe Karte ist auch in dieser Szene nicht vorgeschrieben.

Szene 3: Aue-Keeper Martin Männel will einen Ball wegfausten, trifft dabei aber Gegenspieler Simon Stehle, der anschließend raus muss, und räumt ihn ab. Erneut gibt Speckner keinen Elfmeter. [TV-Bilder – ab Minute 2:30]

Babak Rafati: Nach einer langen Flanke in den Strafraum läuft Stehle zum Ball und köpft den Ball auf Höhe des „Fünfers“ auf das Tor. Keeper Männel läuft aus seinem Tor heraus und will den Ball wegfausten, verfehlt das Spielgerät aber, trifft am Ball vorbei und knallt stattdessen mit der Schulter mit voller Wucht gegen das Gesicht des Angreifers. Das ist ein klares und brutales Foulspiel, bei dem es einen Elfmeter geben muss. Wenn ein Keeper so zum Ball geht und den Gegner in dieser Form trifft, wird billigend die Gesundheitsgefährdung des Gegenspielers in Kauf genommen. Daher hätte es zusätzlich die rote Karte gegen Männel geben müssen. Eine gravierende Fehlentscheidung, weiterspielen und das Vergehen ungeahndet zu lassen.

Szene 4: Im Duell mit Calogero Rizzuto (Saarbrücken) geht Marcel Bär (Aue) im Strafraum zu Boden, die Pfeife des Schiedsrichters bleibt abermals stumm. [TV-Bilder – ab Minute 3:15]

Babak Rafati: Nach einer Flanke in den Strafraum will Rizzuto den Ball wegspielen, sieht dabei aber nicht, dass Bär hinter ihm ebenso zum Ball läuft. Dabei ist der Angreifer schneller und erreicht den Ball zuerst, sodass Rizzuto das Nachsehen hat, Bär kurz und ansatzlos am Fuß trifft und ihn zu Fall bringt. Das ist ein Foulspiel, und es hätte einen Elfmeter geben müssen. Eine Fehlentscheidung, diesen nicht zu geben. Wieder steht der Schiedsrichter in einer schlechten Position, und seine Sicht wird durch andere Spieler verdeckt. Ein Schiedsrichter muss sich flexibel zum Geschehen hin orientieren und dort hinlaufen, um eine freie Sicht zu haben. Anders kann man eine Szene nicht zweifelsfrei sehen und richtig entscheiden.

Szene 5: Nach einer Flanke springt Kai Brünker (Saarbrücken) zum Ball, es kommt zum Kontakt mit Martin Männel (Aue), der den Ball womöglich schon unter Kontrolle hatte. Anschließend bringt Brünker den Ball im Tor unter, der Treffer zählt. [TV-Bilder – ab Minute 3:40]

Babak Rafati: Nach einer langen Flanke kommt es am Fünfmeterraum zu einem Luftduell. Dabei springt Brünker zum Kopfball hoch, und Keeper Männel ist mit einer Hand auch leicht am Ball. Der Ball landet schließlich im Tor. Die Regel besagt, dass wenn der Torhüter den Ball kontrolliert, dieser vom Gegner nicht mehr angegriffen werden darf. Hierbei ist aber die Definition von Ballkontrolle laut Regelwerk entscheidend. Ballkontrolle liegt dann vor, wenn der Torhüter den Ball mit beiden Händen festhält oder mit einer Hand gegen eine Oberfläche hält, zum Beispiel den Boden oder den eigenen Körper. Hätte zum Beispiel der Ball am Boden gelegen und der Torhüter die Hand auf dem Ball, wäre das als Ballkontrolle zu werten. Wenn aber, wie in dieser Szene, der Ball in der Luft ist und der Keeper mit der Hand zur Abwehr zum Ball geht, dann ist das keine Ballkontrolle, vielmehr ist der Ball im Spiel und somit frei bespielbar. Unabhängig von dieser Regelung liegt auch sonst kein Foulspiel des Angreifers an den Torhüter vor, somit eine richtige Entscheidung, das Tor anzuerkennen. Zudem wurde vor vielen Jahren abgeschafft, dass der Torhüter im "Fünfmeterraum" nicht angegangen werden darf.

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Szene 6: Auf Höhe der Mittellinie geht Lukas Fröde (Ingolstadt) mit gestrecktem Bein in Aljaz Casar (Dresden) rein und trifft ihn oberhalb des Knöchels, sieht von Schiedsrichter Florian Exner aber nur Gelb. [TV-Bilder – ab Minute 32:45]

Babak Rafati: Fröde geht an der Mittellinie auf Höhe der Seitenlinie vor den Bänken mit gestrecktem Bein und offener Sohle in den Zweikampf gegen Casar und trifft ihn am Fuß. Dieser Einsatz mit seiner Intensität ist eine Gesundheitsgefährdung des Gegenspielers und kann nur die rote Karte zur Folge haben. Der Fußtreffer ist so vehement, dass dabei auch unerheblich ist, wo der Fuß genau getroffen wird. Das Trefferbild reicht schon aus, um die Verletzung in Kauf zu nehmen. In dieser Szene hätte der Vierte Offizielle sehr gut mithelfen können, da er eine gute Sicht auf das Vergehen hat. Eine Fehlentscheidung, diesen rüden Einsatz nicht mit der roten Karte zu sanktionieren.

Szene 7: Auf dem Weg in Richtung Tor von David Kopacz (Ingolstadt) von Claudio Kammerknecht abgeräumt, der mit Gelb davonkommt. [TV-Bilder – ab Minute 57:40]

Babak Rafati: Das Foul von Kammerknecht an Gegenspieler Kopacz ist unstrittig. Allerdings wird durch dieses Foulspiel eine klare Torchance vereitelt, da sich der Angreifer in zentraler Position 16 Meter vor dem Tor befindet und kein weiterer Verteidiger in unmittelbarer Nähe ist, um entscheidend eingreifen zu können. Somit hätte es die rote Karte gegen Kammerknecht geben müssen. Eine Fehlentscheidung, nur die gelbe Karte zu zeigen.

Szene 8: Nachdem FCI-Keeper Marius Funk den Ball klatschen lässt, bringt Jonas Oehmichen den Ball per Kopf zum 1:1 für Dresden im Tor unter, bekommt den Ball zuvor aber an die Hand. Der Treffer zählt. [TV-Bilder – ab Minute 5:45]

Babak Rafati: Oehmichen köpft den Ball ins gegnerische Tor, allerdings wird der Ball, bevor er ins Tor geht, mit der Hand berührt, wenn auch unabsichtlich. In diesem konkreten Fall ist ein unabsichtliches Handspiel regeltechnisch strafbar, nämlich wenn eine Unmittelbarkeit vorliegt. Das heißt, wenn der Ball von einem Spieler gespielt wird und das Spielgerät unmittelbar danach ins Tor geht, liegt Strafbarkeit vor. Somit eine Fehlentscheidung, diesen Treffer zu geben. Zugegebenermaßen ist die Berührung auf dem Platz sehr schwer erkennbar.

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Szene 9: Für einen Zweikampf mit Julian Kügel (Unterhaching) sieht Marcel Seegert (Mannheim) von Schiedsrichter Mario Hildenbrand die gelbe Karte. [TV-Bilder – ab Minute 1:29:40]

Babak Rafati: Kügel legt sich den Ball vor, dabei nimmt Seegert das Bein heraus und stoppt durch ein Foulspiel seinen Gegenspieler. Dadurch, dass ein guter Angriff unterbunden wird, ist die gelbe Karte eine richtige Entscheidung. Es hätten noch andere Spieler eingreifen können, sodass keine Torverhinderung vorliegt und folglich keine rote Karte erforderlich ist.

Szene 10: Im Strafraum geht Terrence Boyd (Mannheim) im Duell mit Manuel Stiefler (Unterhaching) zu Fall, auf den Punkt zeigt Hildenbrand nicht. [TV-Bilder – ab Minute 3:10]

Babak Rafati: Nach einer Hereingabe kommt der Ball zu Boyd, der das Spielgerät aus circa fünf Metern auf das Tor bringen will. Dabei wird er allerdings von seinem Gegenspieler Stiefler klar und deutlich mit beiden Armen umklammert und weggezogen, sodass Boyd zu Fall kommt und den Ball nicht mehr erreichen kann. Das ist ein klares Foulspiel, wofür es einen Elfmeter hätte geben müssen. Zudem liegt eine klare Torchance vor, und das Umklammern ist nur gegnerorientiert, sodass Stiefler obendrein die rote Karte hätte sehen müssen. Eine Fehlentscheidung, diese Aktion ungeahndet zu lassen.

Szene 11: Der bereits verwarnte Marcel Seegert (Mannheim) foult Sebastian Maier (Unterhaching), der auf die Schulter fällt. Haching fordert Gelb-Rot. [TV-Bilder – ab Minute 1:43:15]

Babak Rafati: Das Foulspiel von Seegert an Maier ist ein Allerweltsfoul, sodass es dafür keine Karte geben darf. Womöglich ist Maier unglücklich auf dem Boden aufgekommen und hat sich etwas verdreht. Da das Foulspiel aber keine rücksichtslose Aktion darstellt, vielmehr das Zufallkommen unglücklich ist, kann auch eine mögliche Verletzung kein Grund sein, eine Karte zu zeigen. Somit liegt eine richtige Entscheidung vor. Eine Verletzung ist nur dann zu berücksichtigen, wenn die Gesundheitsgefährung des Gegenspielers billigend in Kauf genommen wird, was in dieser Aktion aber nicht zutrifft.

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Szene 12: Auf der Strafraumgrenze geht Jonas Dirkner (Rostock) im Duell mit Timo Beermann (Osnabrück) zu Fall, einen Elfmeter gibt Schiedsrichter Marc Philip Eckermann nicht. [TV-Bilder – ab Minute 39:20]

Babak Rafati: Eine knifflige Szene. Dirkner läuft mit dem Ball am Fuß, und an der Strafraumgrenze grätscht Beermann mit dem rechten Fuß ins Leere. Allerdings zieht er noch am Boden liegend das andere (linke) Bein nach, trifft Dirkner in die Beine und bringt ihn dadurch zu Fall. Das ist ein Foulspiel, das innerhalb des Strafraums passiert, sodass es einen Elfmeter hätte geben müssen. Eine Fehlentscheidung, diesen nicht zu geben.

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Szene 13: Einen Kopfball von Lars Lokotsch (Verl) wehrt Patrick Göbel (Dortmund II) im Strafraum mit dem Arm ab, einen Elfmeter gibt es nicht. [TV-Bilder – ab Minute 23:10]

Babak Rafati: Lokotsch köpft den Ball auf das Tor. Dabei nimmt Göbel den Arm aktiv heraus und vergrößert damit die Körperfläche, sodass keine natürliche Armhaltung vorliegt. Damit nimmt er ein mögliches Handspiel in Kauf. Somit liegt ein absichtliches Handspiel vor. Es hätte einen Elfmeter sowie die gelbe Karte gegen Göbel geben müssen. Eine Fehlentscheidung, weiterspielen zu lassen.

Szene 14: Berkan Taz (Verl) geht im Strafraum gegen Michael Eberwein (Dortmund II) zu Fall. Statt Elfmeter wird auf Offensivfoul entschieden. [TV-Bilder – ab Minute 1:24:50]

Babak Rafati: Bei diesem Zweikampf streckt Eberwein das Bein aus und spielt klar den Ball, streift aber auch ein wenig den Fuß von Taz. Somit begeht Eberwein kein Foulspiel. Dabei will Taz, der den Ball zuvor geführt hat, auch den Ball spielen, kommt aber etwas zu spät und trifft nur noch in die Füße des Verteidigers, sodass ein Stürmerfoul vorliegt. Eine richtige Entscheidung, keinen Elfmeter zu pfeifen.

Szene 15: Im Strafraum kommt Lars Lokotsch (Verl) gegen Ben Vincent Hüning (Dortmund II) zu Fall, die Partie läuft weiter. [TV-Bilder – ab Minute 3:35]

Babak Rafati: Bei einem Gestochere im Strafraum trifft Hüning im Kampf um den Ball zunächst den Fuß des eigenen Mitspielers und nicht seinen Gegenspieler Lokotsch. Somit kann der Angreifer den Ball zunächst einmal behaupten. Im zweiten Versuch spielt Hüning klar den Ball, und Lokotsch lässt sich daraufhin theatralisch fallen. Somit liegt kein Foulspiel vor. Eine richtige Entscheidung, weiterspielen zu lassen. Es wäre theoretisch auch möglich gewesen, auf Schwalbe und die gelbe Karte gegen Lokotsch zu entscheiden. Aber weiterlaufen zu lassen, ist bei dieser undurchsichtigen Situation die bessere Entscheidung.

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