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·15. Oktober 2024

Torwart-Duell beim DFB: Punktsieg für Baumann? Aber es geht in Runde zwei!

Artikelbild:Torwart-Duell beim DFB: Punktsieg für Baumann? Aber es geht in Runde zwei!

Im Zweikampf um den Stammplatz zwischen den DFB-Pfosten ist während der aktuellen Länderspielpause keine Entscheidung gefallen. Im Gegenteil: Auch in den kommenden Partien dürfte Julian Nagelsmann erneut rotieren. Und dennoch hat Oliver Baumann aktuell wohl minimal die Nase vorn.

DFB: Baumann nach Debüt in den höchsten Tönen gelobt

„Schon eine Eins“, antwortete der Bundestrainer im ZDF auf die Frage, welche Schulnote er Oliver Baumann für sein Nationalmannschaftsdebüt gegen die Niederlande geben würde. Nagelsmann war voll des Lobes für den 34-Jährigen, der in der Münchener Allianz Arena zum drittältesten Debütanten in der DFB-Geschichte avancierte. „Sie haben ihn alle gefeiert für sein Debüt in der Kabine. Seine Medaille fürs erste Länderspiel war vier Jahre lang im Koffer – jetzt hat er sie endlich.“


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Und tatsächlich: Baumann lieferte gegen die Elftal eine blitzsaubere und vor allem unaufgeregte Leistung ab. Der Hoffenheimer musste gegen eine indisponiert auftretende niederländische Mannschaft nur selten entscheidend eingreifen, war – wenn gebraucht – aber immer zur Stelle. So auch in der 90. Minute, als Donyell Malen aus 19 Metern zum Distanzschuss ansetzte. Den knallharten Schuss des Dortmunders entschärfte Baumann jedoch glänzend. „Den Flatterball muss man erstmal haben“, konstatierte auch Nagelsmann.

Jetzt aber vollständig in Lobeshymnen zu verfallen wäre übertrieben, dafür war Oranje am Montagabend schlicht und ergreifend zu ungefährlich. Nur dreimal feuerten die hochgelobten Einzelkönner wie Xavi Simons, Cody Gakpo und Co. in Richtung des deutschen Tores, wobei lediglich ein Abschluss direkt auf das Gehäuse ging. Eben jener Malen-Versuch in der 90. Minute.

Dzeko befleckt Nübels weiße Weste

Nur einen Torschuss gab am vergangenen Freitag auch die Auswahl Bosnien-Herzegowinas ab, als Baumann-Widersacher Alexander Nübel zwischen den deutschen Pfosten stand. Edin Dzeko sorgte mit diesem Kopfball für den 1:2-Anschlusstreffer, auf Nübel fällt allerdings keinerlei Schuld zurück. Beim platzierten Kopfball der bosnischen Legende war der Stuttgarter mit den Fingerspitzen noch am Ball, letztlich aber machtlos. Der Bundestrainer weigerte sich nach der Partie, über einen Torwartfehler zu sprechen: „Er sieht den Ball leider sehr spät, weil zwei Spieler vor ihm stehen. Er steht auf der Torlinie und kann sich nicht so richtig abdrücken, sonst springt er gegen den Pfosten.“

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(Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Es fällt daher schwer, die Leistungen der deutschen Schlussmänner fair miteinander zu vergleichen. Zu schwach waren die offensiven Auftritte der Gegner, zu sicher stand aber auch die eigene Verteidigung. Eine Tatsache, die sowohl Baumann als auch Nübel ihren Einstand im DFB-Tor sehr erleichtert haben dürfte. „Geil war’s. Perfekter hätte der Tag nicht sein können. Es ist ein Traum in Erfüllung gegangen“ berichtete ein sichtlich bewegter Baumann nach Spielende. Auch sein sechs Jahre jüngerer Konkurrent war insgesamt hochzufrieden: „Ich bin sehr stolz, ich bin zufrieden und sehr happy nach dem Spiel, dass wir das Ding gezogen haben.“

Das spricht für Nübel

Hochzufrieden konnte Nübel auch damit sein, welche Leistung er in Zenica mit dem Ball am Fuß abgerufen hat. Die Fähigkeit mitzuspielen, ist für einen Trainer wie Nagelsmann von enormer Bedeutung und wird daher mitentscheiden, welcher Keeper bis zur Rückkehr des verletzten Marc-André ter Stegen den Status als Nummer eins innehaben wird. Dieser Bereich gilt als Kernkompetenz des 28-Jährigen und gegen Bosnien zeigte er auch warum. Satte 42 seiner 44 Pässe brachte Nübel an den Mitspieler, auch sechs von acht langen Bällen landeten bei einem Teamkollegen. Das sind überragende Werte, die im Vergleich mit Baumann sein größtes Faustpfand darstellen dürften.

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(Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Doch auch der Hoffenheimer zeigte gegen die Niederlande eine fußballerisch ansprechende Leistung und widerlegte somit die These, ein reiner Linien-Torwart zu sein. Auch wenn seine Passstatistiken nicht ganz so herausragend waren wie die von Nübel, wirkte Baumann jederzeit hochsouverän und verdiente sich in der 21. Minute sogar Szenenapplaus, als er in Neuer-Manier einen langen Pass erlief und danach – trotz Gegnerdruck – einen technisch anspruchsvollen Chipball auf Joshua Kimmich spielte. Mit dieser Aktion verdiente sich der Routinier ein explizites Lob des Bundestrainers.

Vorentscheidung im Torwart-Duell vertagt

Da sich kein Torwart in den vergangenen beiden Nations-League-Duellen einen entscheidenden Vorteil erspielte, könnte das Job-Sharing im deutschen Tor zunächst weitergehen. Im November trifft die DFB-Elf in den letzten Länderspielen des Jahres auf Bosnien-Herzegowina und Ungarn. Sehr gut möglich also, dass Baumann und Nübel erneut jeweils eine Partie bekommen werden. Davon ging auch ZDF-Experte Per Mertesacker nach dem Abpfiff gegen die Niederlande aus.

Eine Aussage lieferte Nagelsmann dann aber doch noch, die vor allem dem Hoffenheimer Hoffnung machen dürfte. „In dieser Saison ist Olli einen Tick stärker als Alex“, stellte der der Bundestrainer klar und spielte damit auf die Klub-Form der beiden Schlussmänner an. Während sich Nübel vor allem in der Champions League schon den einen oder anderen kleinen Patzer leistete, ist Baumann wieder einmal die Konstanz in Person und bewahrte die TSG mit seinen Leistungen sogar vor einem noch verheerenderen Saisonstart.

Entschieden ist das Torhüter-Duell damit aber keineswegs, dafür waren die Einstände der deutschen Schlussmänner einfach zu wenig aussagekräftig. Die kommenden Begegnungen im Verein und die November-Länderspiele dürften darüber entscheiden, wer mindestens bis Sommer 2025 in die Rolle des Neuer-Nachfolgers schlüpfen wird. Auch Nagelsmann erklärte, dass er „nicht hellsehen kann, wie das in den nächsten Wochen aussieht.“

Erstmals seit 2010 haben wir also wieder einen richtigen Kampf um die so prestigeträchtige Nummer eins im Tor der deutschen Nationalmannschaft. Wer das Rennen machen wird? Völlig offen! Derzeit dürften die Chancen vielleicht 55:45 pro Baumann stehen. Doch das kann sich jederzeit wieder ändern. Um es mit den Worten von Oliver Baumann selbst zu sagen: „Jetzt lassen wir erstmal das Spiel so stehen – und was kommt, das kommt.“

(Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

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