90PLUS
·18. Juni 2023
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·18. Juni 2023
Ab dem 21. Juni findet die U21-EM 2023 in Georgien und Rumänien statt. In der Gruppe B trifft Co-Gastgeber Rumänien auf die spanische Auswahl, auf Kroatien und auf die Ukraine. Wir blicken vorab auf die Gruppe und liefern die wichtigsten Informationen.
Ukraine vs. Kroatien (Mi, 21.6., 18 Uhr)
Rumänien vs. Spanien (Mi, 21.6., 20:45 Uhr)
Rumänien vs. Ukraine (Sa, 24.06., 18 Uhr)
Spanien vs. Kroatien (Sa., 24.06., 20:45 Uhr)
Kroatien vs. Rumänien (Di, 27.06., 20:45 Uhr)
Spanien vs. Ukraine (Di, 27.06., 20:45 Uhr)
…war für die rumänische Auswahl kein allzu komplizierter. Als Gastgeber war das Team nämlich von Anfang an qualifiziert. Statt Spielen auf Wettkampfniveau gab es für Rumänien also nur Testspiele in der Zeit, in der andere Teams ihre Qualifikationsspiele austrugen. Die Mannschaft von Trainer Emil Sandoi (58) zeigte dabei aber durchaus ordentliche Leistungen. Gegen die DFB-Auswahl sprang ein 0:0 heraus, gegen Portugal konnte bei der 0:2-Niederlage auch gut mitgehalten werden. Das waren die Resultate aus diesem Jahr, 2022 gab es ein Remis gegen die Niederlande, aber eine deutliche Niederlage gegen Spanien.
Rumänien testete allerdings auch einiges. Nur einmal spielte das Team in zwei aufeinanderfolgenden Spielen mit der gleichen Grundausrichtung. Zahlreiche Talente erhielten die Chance, sich auszuprobieren, ehe die Entscheidung über die Zusammensetzung des Kaders getroffen wurde.
Im Endeffekt dürften die Rumänen in den Testspielen zur Erkenntnis gelangt sein, dass eine Viererkette in der Defensive die Ausrichtung ist, die am ehesten zum Team passt. Darüber hinaus gibt es viele Möglichkeiten. Eine Doppel-6, ein 4-1-4-1, ein 4-3-3: Die Flexibilität einiger Spieler ermöglicht es Trainer Sandoi, seiner Mannschaft verschiedene Schwerpunkte mit auf den Weg zu geben. Das kann bei einem solchen Turnier von Vorteil sein.
Die großen Stars fehlen im Kader der Rumänen, der aber dennoch nicht schlecht besetzt ist. Zu den Schlüsselspielern zählen Akteure wie Vladimir Screciu (23), der Abwehrchef und Kapitän in Personalunion ist. Constantin Grameni (20, Farul Constanta) soll im defensiven Mittelfeld abräumen, Octavian Popescu (20, FCSB) als Freigeist fungieren. Von ihm geht die meiste Kreativität in diesem Team aus, er kann den Unterschied machen, ist technisch versiert, schnell und dribbelstark.
Bekannt sein könnte ebenfalls Valentin Mihaila (23), der sein Geld bei Parma Calcio in Italien verdient. Adrian Mazilu (Farul Constanta) ist mit seinen 17 Jahren ebenfalls ein Spieler, den man auf dem Schirm haben sollte. Schafft es Rumänien, eine hohe mannschaftliche Geschlossenheit an den Tag zu legen und diszipliniert zu spielen, hat dieses Team gute Voraussetzungen, um Platz zwei anvisieren zu können. Rein individuell sind andere Teams in dieser Gruppe zwar vorne, das allein ist aber noch keine Garantie.
Die Qualifikationsphase zur U21-EM war für Spanien kein allzu großes Problem. Die Gruppe der Iberer war allerdings auch alles andere als überragend besetzt. Den Auftakt machte Russland, noch im September 2021 und somit auch noch nicht von UEFA-Wettbewerben ausgeschlossen. Fünf Siege feierten die jungen Spanier zum Auftakt, neun waren es insgesamt in den zehn Spielen der Qualifikation. Nur im November 2021, in Russland, gab es eine 0:1-Niederlage. Die anderen Gegner lauteten Litauen, Nordirland und die Slowakei.
Das Team, das – natürlich in anderer Besetzung, 2021 beim Endrundenturnier im Halbfinale ausschied, absolvierte im März zwei Testspiele. Gegen die Schweiz gab es ein 3:2 gegen einen unangenehmen Gegner, im „Gigantenduell“ mit Frankreich trennte man sich 0:0. Spanien scheint ganz ordentlich gerüstet zu sein und geht als Favorit in diese Gruppe.
Dass die U21-Ausgabe der spanischen Nationalelf viele technisch gute Spieler in ihren Reihen hat, überrascht wenig. In Spanien wird seit Jahren vermehrt das Augenmerk darauf gelegt, die eigene Mannschaft auf einem möglichst hohen technischen Niveau auszubilden, angefangen im Tor. Während in der Innenverteidigung nicht die ganz großen Namen im Kader stehen, sind die Außenverteidiger fast das Prunkstück. Manu Sanchez (22, Osasuna) und Arnau Martinez (20, Girona) bringen alles mit, um sowohl offensive Akzente zu setzen als auch die defensive Balance zu halten.
Außerdem steht Sergio Gomez (22) von Manchester City im Kader, der nominell zwar Außenverteidiger ist, in dieser Auswahl aber eher offensiv zum Einsatz kommt, eine Freigeistrolle einnimmt. Diese hat, mit Abstrichen, auch Gabri Veiga (21, Celta Vigo) inne. Der Mittelfeldspieler traf in der vergangenen Saison zweistellig, ist sehr offensiv ausgerichtet, macht nur wenige Fehler und initiiert neben seiner eigenen Offensivaktivität auch viele Angriffe aus der Tiefe. Kein Wunder, dass er schon mit Klubs wie Liverpool oder Chelsea in Verbindung gebracht wird.
(Photo by Octavio Passos/Getty Images)
Der Kader wirkt insgesamt sehr ausgewogen, neben den genannten Namen kann Trainer Santi Denia (49) auch auf einen Aimar Oroz (21, Osasuna) oder Abel Ruiz (22, Braga) zurückgreifen. Optionen gibt es einige, sowohl ein 4-2-3-1 als auch ein 4-3-3, die gewohnte Formation, sind möglich. Spanien kann einen Gegner müde spielen, was bei einem Turnier, in dem es viele Spiele in kürzerer Zeit zu absolvieren gibt, immer ein positiver Faktor sein kann.
Die kroatische Auswahl startete eigentlich fulminant in die EM-Qualifikation. Die ersten sechs Spiele in der Gruppe mit Österreich, Finnland, Aserbaidschan, Norwegen und Estland wurden allesamt gewonnen. In jedem dieser Spiele traf Kroatien mindestens zweimal, blieb in vier der ersten sieben Spiele ohne Gegentreffer. Doch das Remis, ein 0:0, am 7. Spieltag gegen Österreich sorgte für einen kleinen Bruch.
Es folgten Niederlagen gegen Norwegen und Finnland, sodass die Norweger am Ende den Gruppensieg holten, Kroatien nur Platz zwei und die Playoffs blieben. Gegen Dänemark musste dabei auch noch gezittert werden, erst nach Elfmeterschießen setzte sich das Team im Rückspiel durch. Die Vorbereitung auf dieses Turnier war allerdings positiv, im März gab es ein 0:0 gegen Israel sowie einen knappen Sieg (2:1) gegen England.
Kroatien hat einen spannenden Kader für dieses Turnier, schon im Defensivbereich gibt es eine bunte Mischung. Einige Talente spielen noch in der Heimat wie Mauro Perkovic (20, Dinamo Zagreb), aber auch die Bundesliga ist solide vertreten. David Colina (22, Augsburg), Bartol Frnajic (23, Wolfsburg) und Nikola Soldo (22, Köln) verdienen ihr Geld in Deutschland. Gleiches gilt für Augsburg-Angreifer Dion Beljo (21).
Der spannendste Spieler findet sich indes im offensiven Mittelfeld und hört auf den Namen Martin Baturina (20). Er spielt bei Dinamo Zagreb, der Talentschmiede im kroatischen Fußball. Seine Paradeposition ist das offensive Mittelfeld, hier kann er mit seiner Mischung aus Technik und Dynamik glänzen. In der U21 Kroatiens spielt er oft als 8er in einem 4-3-3-System, dadurch erlernt er automatisch Elemente, die er auch für das Spiel auf einer tieferen Position benötigt.
Ihn sofort mit Größen wie Luka Modric (35) zu vergleichen, mag ein Reflex sein, aber Baturina steht für sich und ist für sich auch ein hervorragender Spieler, der vieles für eine gute Karriere mitbringt. Ein gutes Turnier von ihm würde der kroatischen Mannschaft in jedem Fall enorm weiterhelfen. Sich alleine auf ihn zu fokussieren, wäre vor allem aus Sicht der Gegner falsch. Gabriel Vidovic (19), vom FC Bayern an Vitesse verliehen, ist auch ein Akteur, der ein Spiel schnell auf den Kopf stellen kann. Und die „Nummer 9“ im Kader, Roko Simic (19) vom FC Zürich, benötigt nicht viele Chancen, um zu treffen. Mit Kroatien ist also zu rechnen!
Die U21-Auswahl der Ukraine hatte das Pech, im Rahmen der Qualifikation gegen Frankreich gelost zu werden. Serbien, Armenien, die Färöer und Nordmazedonien waren die weiteren Gegner, die die Ukrainer zugelost bekamen. Es begann gut, zwei Spiele wurden gewonnen, darunter das wichtige und vielleicht vorentscheidende Spiel gegen Serbien, ehe es gegen Frankreich mit 0:5 eine richtige Abreibung gab. Wichtig war auch der zweite Sieg gegen die serbische Auswahl, ein 3:3 zuhause gegen Frankreich sorgte dann schließlich für die Fixierung von Platz zwei.
Was bedeutete, war klar: Es stand ein Playoff-Spiel auf dem Programm. Gegen die Slowakei verlor die Ukraine das Hinspiel mit 2:3, ehe ein 3:0-Sieg dafür sorgte, dass das Ticket für das Turnier gelöst werden konnte. Und die Ambitionen sind durchaus groß.
Die ukrainische Mannschaft reist keineswegs ohne Ambitionen zur EM nach Georgien und Rumänien. Der Blick auf den Kader zeigt auch, warum das so ist. Ein Shakhtar-Block dominiert das Aufgebot, angefangen bei Torhüter Anatoliy Trubin (21), über die Mittelfeldspieler Georgiy Sudakov (20) und Artem Bondarenko (22) bis hin zu Angreifer Danilo Sikan (22). Gerade im Juniorenbereich kann das für eine entscheidende Stabilität sorgen.
In der Ukraine wird bei der Ausbildung mittlerweile durchaus viel Wert auf Technik gelegt, deswegen können die Teams auch schon im Juniorenbereich Partien dominieren. Noch dazu, wenn auch noch Spieler im Kader stehen, die individuell herausragen. Oleksandr Syrota (23), Verteidiger von Dynamo Kiew ist einer dieser Akteure abseits der Spieler aus Donezk, er spielt sehr vorausschauend, ist physisch stark und sogar mit dem Ball sehr ordentlich.
Einen absoluten Unterschiedsspieler gibt es aber auch. Dabei handelt es sich um Mykhaylo Mudryk (22), der aktuell beim FC Chelsea spielt. Im Winter wechselte er – übrigens auch von Shakhtar – dorthin, kostete schon als Basissumme 70 Millionen Euro. Nach einer durchwachsenen Halbserie bei den Blues hat er von sich aus angeboten, die Ukraine bei der U21-EM zu unterstützen. Vielleicht ist das das Zünglein an der Waage im Kampf um das Weiterkommen.
Zweifelsohne bringt die Gruppe B einiges mit, um sehr spannend zu werden. Nicht einmal nur hinter Spanien, denn die Iberer sind zwar der Favorit, aber auch sie müssen an ihr Leistungsmaximum gehen, um die Gruppenphase als Sieger zu bewältigen. Sollte alles seinen gewohnten Gang gehen, dann wird aber kein Weg an den Spaniern vorbeiführen. Danach hat rein gemessen am Kader die Mannschaft aus Kroatien die besten Karten, Rumänien aber den Heimvorteil und die Ukraine eine Shakhtar-Achse und den Faktor Mudryk…
(Photo by JURE MAKOVEC/AFP via Getty Images)