90min
·19. März 2024
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·19. März 2024
Paris Saint-Germain, Bayern München, AS Roma - sie alle hat Ajax Amsterdam in der Gruppenphase der Champions League geschlagen und sich damit den zweiten Platz und das Viertelfinale gesichert. Eine faustdicke Überraschung - Ajax hatte sein Potenzial in den letzten Jahren angedeutet, aber in der noch jungen Geschichte (das Team wurde erst 2012 gegründet) hatte Amsterdam noch nie die Gruppenphase erreicht.
Ajax mischte die Königsklasse auf, mit Topstürmerin Romée Leuchter, der erst 16-jährigen Lily Yohannes im Mittelfeld und hinter ihr als Absicherung die niederländische Kapitänin Sherida Spitse. Überraschenderweise verkündete der Klub nach der Gruppenphase, dass Erfolgstrainerin Suzanne Bakker den Verein nach der Saison verlassen muss, ihr Vertrag wird nicht verlängert - vielleicht, weil Ajax in der Liga nur Zweiter hinter Twente Enschede ist.
Eine Trainerin, die zum Saisonende geht - das hat Ajax mit dem Viertelfinalgegner Chelsea gemeinsam. Emma Hayes, Coach der Blues, nimmt aber freiwillig ihren Hut, um ab Sommer die USA zu trainieren, als Berichten zufolge bestbezahlte Trainerin der Welt. Hayes verlässt Chelsea nach zwölf Jahren, in denen sie den Klub geprägt und an die Spitze der englischen Liga geführt hat. Fünfmal hintereinander gewannen die Londonerinnen die Liga.
Es war nicht immer so eindeutig, wie es klingt, aber im Finish auf den letzten Metern ließ Chelsea nichts anbrennen. Hayes hinterlässt bei Chelsea genau diese Siegermentalität. Den Champions-League-Titel, die große Ambition des Klubs, konnte Hayes aber nie holen, in wichtigen Spielen wirkte ihr Team oft unkoordiniert.
Trotz aller Stars, die nach London gelotst wurden - an der Seite der Deutschen Ann-Katrin Berger, Sjoeke Nüsken und Melanie Leupolz spielen etwa das englische Ausnahmetalent Lauren James, die torgefährliche Catarina Macario und die norwegische Flügelspielerin Guro Reiten. Chelsea scheut sich nicht, tief in die Tasche zu greifen.
Nach dem Kreuzbandriss von Sam Kerr verpflichteten sie prompt die kolumbianische Stürmerin Mayra Ramirez. Neben Kerr verletzte sich auch ihr Backup Mia Fishel - so ist es gut möglich, dass der Titel Chelsea wieder verwehrt bleibt, auch wegen simplem Pech bei den Verletzungen und der Auslosung. Vor allem gegen Barcelona scheiterte Chelsea bisher oft - im Falle eines Sieges gegen Ajax würden die Engländerinnen im Halbfinale wieder auf Barça treffen.
Wie gut ist Olympique Lyon wirklich? Der Kader des französischen Rekordmeisters ist mit Weltklassespielerinnen gespickt, vor allem im Mittelfeld und Angriff: Ada Hegerberg, Kadidiatou Diani, Eugénie Le Sommer - mit 34 in Topform -, Delphine Cascarino und Sara Däbritz, um nur ein paar Namen zu nennen. In der Liga dominiert Lyon, der Champions-League-Seriensieger der 2010er-Jahre, seine Gegner locker. Und doch bleibt noch offen, ob Lyon es wirklich mit Barcelona aufnehmen kann.
In der Gruppenphase hatten die Französinnen eine vergleichsweise leichte Gruppe - das kann ein Fluch und ein Segen sein, denn andere mussten von Minute an in Topform sein. Lyon nicht, und so ließen sie gegen Prag und Brann Punkte liegen. Für das Weiterkommen nicht dramatisch, aber vielleicht ein Warnzeichen?
Das Spiel gegen Benfica könnte Licht in die Sache bringen. Die Portugiesinnen mit der deutschen Torhüterin Lena Pauels lieferten sich bereits in der Gruppenphase mit Barcelona ein wildes Spiel - am Ende stand ein 4:4. Benfica hat viele interessante Spielerinnen, allen voran Toptalent Kika Nazareth, die für Benfica diese Saison schon 19 Treffer feiern durfte.
In Paris schwirren aktuell so einige Wechselgerüchte herum: Außenverteidigerin Sakina Karchaoui, eine der Besten ihres Fachs, soll mit einem Wechsel zu Barcelona liebäugeln. Die Schweizerin Ramona Bachmann könnte es, wie so viele andere, in die USA ziehen. PSG will diese Schlagzeilen jetzt liebend gern mit Nachrichten der besseren Art ersetzen - nämlich dem Einzug ins Halbfinale.
Die Chancen darauf scheinen nicht schlecht. Die Französinnen bekommen es mit dem schwedischen Underdog BK Häcken zu tun. In der Liga kann PSG den Meistertitel mit sieben Punkten Rückstand auf Lyon wohl bereits abschreiben, umso motivierter dürften sie für die Champions League sein. Mit Tabitha Chawinga, im Sommer aus Mailand gekommen, hat PSG eine der besten Stürmerinnen in den Reihen, sie steht bisher bei 16 Toren und 10 Vorlagen. Marie-Antoinette Katoto, von ihrem Kreuzbandriss zurückgekehrt, ist ebenfalls immer für ein Tor gut.
Aber PSG wird den Gegner Häcken nicht unterschätzen: Die Schwedinnen schlugen in der Gruppenphase sowohl Real Madrid zweimal, als auch einmal den anderen Klub aus der französischen Hauptstadt, Paris FC - nachdem dieser in der Qualifikation Arsenal und Wolfsburg rausgekegelt hatte. Mit Rosa Kafaji und Felicia Schröder hat Häcken zwei große Nachwuchshoffnungen von Schweden in seinen Reihen.
Größer könnte der Kontrast nicht sein. Auf der einen Seite Brann Bergen, der Underdog aus dem Norden, sensationell für das Viertelfinale qualifiziert. Nur sechs ausländische Spielerinnen stehen im Kader der Norwegerinnen, seit dieser Saison trainiert vom jungen Engländer Martin Ho. Auf der anderen Seite der FC Barcelona, Titelverteidiger und Weltklasseteam aus dem sonnigen Süden.
Für zwei Spielerinnen der Blaugrana wird es eine besondere Partie in der Heimat: Die Norwegerinnen Caroline Graham Hansen, Barcelonas technisch überragende Flügelspielerin, die aktuell wohl die beste Saison ihrer Karriere spielt; und Mittelfeldspielerin Ingrid Engen.
Damit Brann eine Überraschung gelingt, muss wirklich alles passen und bei Barcelona denkbar viel schieflaufen. Im Hinspiel hat Brann immerhin den Heimvorteil für sich - die Fans sorgten schon in der Gruppenphase für viel Aufsehen und trieben ihr Team zu einem 2:2 gegen Olympique Lyon an. Barcelona ist diese Saison noch ungeschlagen, nur gegen Levante und Benfica kamen die Spanierinnen nicht über ein Unentschieden hinaus.
Das Torverhältnis von 82:5 in der Liga ist, genau wie in den vergangenen Spielzeiten, beeindruckend. Wolfsburg - im letzten Champions-League-Finale - und Frankfurt - in der Gruppenphase - haben gezeigt, dass es kein Ding der Unmöglichkeit ist, gegen Barcelona zur Pause zu führen, und das nicht unverdient. Aber diesen Aufwand über 90 Minuten zu betreiben, das ist in den letzten Jahren nur ganz wenigen Klubs gelungen.
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