Vinícius aus dem Rhythmus: Reals unausgeglichene Offensive | OneFootball

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·9. Februar 2025

Vinícius aus dem Rhythmus: Reals unausgeglichene Offensive

Artikelbild:Vinícius aus dem Rhythmus: Reals unausgeglichene Offensive
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Seit Wochen läuft es bei Vinícius Júnior nicht rund – Foto: Angel Martinez/Getty Images

Im Sturmzentrum wirkungslos

Offensiv zeigte Real Madrid im Derby gegen Atlético unterschiedliche zwei Gesichter – während die Königlichen in der ersten Halbzeit trotz mehr Ballbesitz kaum Torchancen erspielen konnten, wurde es nach der Pause vorne deutlich flüssiger und gefährlicher. Augenscheinlich fiel das mit dem Positionswechsel von Vinícius Júnior zusammen – der Brasilianer verbrachte die meiste Zeit der ersten Hälfte auf der Mittelstürmerposition, wo er überhaupt nichts ins Spiel kam, wechselte im zweiten Durchgang dann auf seine angestammte linke Seite, und plötzlich erspielten sich die Blancos im im dritten Viertel der Partie vier gute Torchancen und kamen auch zum Ausgleich. Die Idee von Carlo Ancelotti war nach eigener Aussage, von Anfang an über die Außenpositionen zu kommen, doch wenn der gegnerische Block tief war, ging Vinícius nach innen und versuchte, hinter die Abwehr zu passen, was gegen Atlético prinzipiell gar nicht funktioniert hatte. Auf der Pressekonferenz nach dem Spiel räumte der Trainer selbst ein, dass der Positionswechsel entscheidend war: „Vinícius und Rodrygo haben begonnen, außen zu spielen und haben viel Gefahr erzeugt“, analysierte er. Was in der vergangenen Saison des Öfteren als geschickte taktische Maßnahme funktioniert hatte, unter anderem in den Champions-League-Spielen gegen Manchester City und den FC Bayern, klappt in der aktuellen Spielzeit nicht mehr.


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Ein harmonierendes Trio und ein Solist

Doch auch nach der Pause, als es vorne offensichtlich viel besser lief, fiel etwas auf, was seit Wochen zu beobachten ist: Während das Zusammenspiel zwischen Kylian Mbappé, Rodrygo Goes und Jude Bellingham immer besser funktioniert und die Drei mit viel Bewegung und Dynamik im Verbund sowie ständigen Positionswechseln – Rodrygo beispielsweise war im Derby mal auf Rechtsaußen, mal im Zentrum zu finden – für Torgefahr sorgen – funktioniert Viní momentan nur auf Linksaußen und glänzt, wenn überhaupt, dann durch Soloaktionen. Entweder steht er, wartet und nimmt am Spiel kaum teil oder er sprintet und dribbelt – so der momentane Eindruck. Da der Weltfußballer 2023/24 von keiner gegnerischen Defensive über 90 Minuten komplett zu kontrollieren ist, sorgt er auch so immer wieder für Gefahrenmomente, nicht nur am Samstagabend gegen den Stadtrivalen, sondern auch zuvor im Copa-Duell bei Leganés, als er durch seine Aktionen zwei Alutreffer vorbereitete, doch das birgt auch große Gefahren in defensiver Hinsicht. Gefühlt klappt bei Vinícius jede zweite oder dritte Aktion nach vorne und dann brennt es auch in der gegnerischen Abwehr oft lichterloh, doch in anderen Fällen kommt es regelmäßig zu Ballverlusten, die dann in gefährlichen gegnerischen Kontermöglichkeiten münden. Gleichzeitig machen die Mitspieler bei Vinís Aktionen inzwischen kaum mit, lassen den 24-Jährigen alleine seine Solos machen, was weder ihm noch der Mannschaft insgesamt weiterhilft.

Nach Valencia läuft es nicht rund

Dabei schien das Zusammenspiel zwischen den vier Hauptakteuren in Reals Madrids Offensive in den Wochen vor dem Jahreswechsel endlich zu klicken, vor allem Vinícius und Mbappé harmonierten im Dezember 2024 immer besser, wechselten oft wirkungsvoll ihre Positionen zwischen Zentrum und Linksaußen. Während der Franzose auch im neuen Jahr immer besser und sich inzwischen zum konstantesten und wichtigsten Protagonisten im Königlichen Angriff gemausert hat, verlor sein brasilianischer Partner zu Beginn des neuen Jahres seinen Flow, wobei rückblickend das Gastspiel in Valencia am 3. Januar der Knackpunkt gewesen zu sein scheint. Im Mestalla war Vinícius – wieder einmal – mehr mit sich selbst, dem Publikum und gegnerischen Spielern beschäftigt als mit dem Spiel selbst, flog mit Rot vom Platz und kam dann beinahe völlig aus dem Tritt. Beim anschließenden Supercopa-Halbfinale gegen Mallorca war er erneut mehr durch seinen Kleinkrieg mit Gegenspieler Pablo Maffeo als durch gelungene Aktionen aufgefallen, beim Finaldebakel gegen Barcelona enttäuschte er wie das Gros des Teams auf der ganzen Linie. Genaugenommen lieferte der Flügelflitzer seit Valencia nur eine überzeugende Leistung – gegen den harmlosen FC Salzburg in der Champions League. In den drei Partien (gegen Las Palmas, Valladolid und Brest), in denen er wegen Sperren gefehlt hatte, glänzten seine Kollegen derweil und hinterließen den Eindruck, als würde die königliche Maschinerie ohne den Solokünstler besser funktionieren.

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Trainer und Mannschaft müssen Vinícius helfen

Doch genau dieses subjektive Empfinden kann auch eine große Gefahr sein, denn Vinícius Júnior ist nicht ohne Grund gerade einmal sechs Wochen zum FIFA-Weltspieler gewählt worden. Wenn der Brasilianer seinen Rhythmus und Fokus wiederfindet, ist und bleibt er eine der gefährlichsten und kaum zu kontrollierenden Offensivwaffen im Weltfußball, auf welche Carlo Ancelotti gerade in den kommenden Wochen, wenn in allen drei Wettbewerben die entscheidenden Duelle um Trophäen ausgetragen werden, nicht verzichten kann. Deshalb ist Reals Trainer nun sowohl als Pädagoge wie auch als Stratege gefragt – er muss Vinícius helfen, wieder in die Spur zu finden, sei es durch Gespräche außerhalb des Platzer, sei es durch klare taktische Vorgaben. Aber auch die Mannschaft muss ihrerseits auf den Brasilianer zugehen und ihn wieder vollständig ins Offensivspiel integrieren. Nicht zuletzt kommt es jedoch auch und vor allem auf Viní selbst an, der von nun an alle Nebenkriegsschauplätze wie Gegner und Publikum ausblenden und sich wieder voll auf sein und das Spiel der Mannschaft fokussieren muss, denn daran mangelte es ihm in den vergangenen Wochen viel zu oft und genau das führte auch zur momentanen Dysbalance. Eines ist jedenfalls ziemlich sicher: Ohne einen Viní Jr. in Höchstform wird Real Madrid es mehr als schwer haben, auch nur einen der noch drei möglichen Titel im Frühjahr zu gewinnen.

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