90PLUS
·7. Mai 2024
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·7. Mai 2024
Einen Tag nach der Trennung von Trainer Nenad Bjelica hat Union Berlins Präsident Dirk Zingler zu einer Medienschelte ausgeholt. Er zeigte sich alles andere als begeistert über das Vorgehen.
Für einen Moment wurde Dirk Zingler (59) emotional. Was als Nachfrage über den zeitlichen Ablauf der Trennung von Trainer Nenad Bjelica im Endspurt des Abstiegskampfes begann, endete in einer harschen Medienkritik des Präsidenten von Union Berlin. Im Bauch des Stadions An der Alten Försterei, wo zahlreiche Journalisten im vollen Medienraum auf Zinglers Erklärungen warteten, gab es nach der brisanten Entscheidung reichlich Redebedarf.
„Jegliches Maß verlieren wir gemeinsam in diesem Job. Und das ärgert mich total. Diese Spekulationen über Menschen, und Sie spekulieren permanent über Menschen, das sind für Sie nur Fußballtrainer oder Sportdirektoren, aber Sie spekulieren über Menschen. Und das geht mir richtig auf den Zeiger“, sagte Zingler, nachdem die Frage aufgekommen war, ob Bjelica bereits von seiner Demission wusste, als er am Montag das Training leitete, ehe der Verein die Trennung öffentlich machte.
Die Antwort sparte Zingler mit Verweis auf die Persönlichkeitsrechte aus. Bei Gründen für das Aus von Bjelica, der im November Vereinsikone Urs Fischer beerbt hatte, Union aber nicht nachhaltig aus dem Keller führen konnte, blieb er wage. Das 3:4 im Abstiegsduell gegen den VfL Bochum am Sonntag, als Union in der ersten Halbzeit desolat agiert hatte, sei lediglich „ein Mosaikstein eines gesamten Bildes“ gewesen.
„Am Ende sind wir bei Union Überzeugungstäter. Wir müssen eine Überzeugung haben, dass unsere Ziele erreichbar sind und dass die Konstellation, in der wir arbeiten, auch erfolgreich ist. Diesen Glauben haben wir verloren.“ Und so wechselte Union in einer Saison zum Vergessen, die als Champions-League-Starter begann und vielleicht in der zweiten Liga endet, zum zweiten Mal den Trainer.
U19-Coach Marco Grote, der bereits nach der Trennung von Fischer kurz aushalf, soll gemeinsam mit seinen Assistenten Marie-Louise Eta und Sebastian Bönig die Rettung auf den letzten Metern schaffen. „Wir trauen ihnen das zu hundert Prozent zu. Der gesamte Flur sprüht gerade vor Energie“, beteuerte Zingler. Schon am Samstag (15.30 Uhr/Sky) steigt beim Vorletzten 1. FC Köln das nächste Abstiegsendspiel, zum Saisonfinale eine Woche später geht es gegen den SC Freiburg.
Zingler ist sich der prekären Lage dabei mehr als bewusst, nur ein Punkt trennt den Tabellen-15. vom FSV Mainz 05 auf Relegationsplatz 16 und selbst der direkte Abstieg ist zwei Spieltage vor Schluss nicht unmöglich. Genauso wie der Klassenerhalt schon am Samstag, wenn Union in Köln gewinnt und Mainz gegen Borussia Dortmund verliert.
In dieser verrückten Gemengelage wirkt der Klubboss, zumindest bei diesem Thema, relativ entspannt. „Wir spielen in der Bundesliga, haben eine historische Saison hinter uns und kämpfen gegen den Abstieg. Das ist für mich kein Weltuntergang“, so Zingler, der intern bereits predige, „dass niemand Angst haben darf vor der Relegation. Das ist eine weitere Chance, uns in der Liga zu halten.“
Ligaunabhängig, das verkündete Zingler am Montag fast beiläufig, wird der Klub mit Oliver Ruhnert verlängern, der seit 2018 als Geschäftsführer Profifußball die sportlichen Geschicke leitet. „Wir werden unsere Zusammenarbeit fortsetzen und wir werden uns nach der Saison zusammensetzen und überlegen, in welcher Funktion“, sagte Zingler. Zuletzt war Ruhnerts Zukunft offen gewesen, für Union Berlin gilt dies weiterhin.
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(Photo by Boris Streubel/Getty Images)
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