90PLUS
·10 November 2024
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·10 November 2024
Zu viele Remis, offensive Ideenlosigkeit und eine durchwachsene Form in Europa. Atletico Madrid schafft es diese Saison nicht ganz im Meisterrennen in LaLiga die Rolle zu spielen, die man gerne inne haben würde. Was ist anders als letzte Saison und was fehlt Atleti um Real Madrid und dem FC Barcelona ernsthaft Konkurrenz zu machen?
Im Sommer fand ein großer Umbruch bei Atletico Madrid statt, der auch sehr kostspielig für die Hauptstädter war. Knappe 90 Millionen Transferminus standen bei ca.185 Millionen am Ende der Transferperiode zu Buche und besonders in der Offensive stellte man ordentlich um. Der langjährige Topstürmer Alvaro Morata wanderte zum AC Mailand ab und das Missverständnis rund um den Portugiesen Joao Felix wurde nach sechs Jahren endlich beendet. Auch Toptalent Samu Omorodion wurde nach seiner Leihe zu Alaves nach Porto verkauft.
Auf der Zugangsseite steht mit Alexander Sørloth der zweitbeste Torschütze der letzten LaLiga-Spielzeit. Der Ex-Leipziger war mit 23 Treffern maßgeblich an Villarreals Aufschwung in der zweiten Hälfte der Saison beteiligt und war auch über seine Tore hinaus wichtig für das Spiel der Groguets. Als Startransfer kam für über 70 Millionen der Argentinier Julian Alvarez von Manchester City, der mit den Cityzens unter Anderem das Triple gewann. Komplettiert wird die Transferoffensive von Torwart Juan Musso, den beiden Innenverteidigern Robin Le Normand und Clement Lenglet, sowie dem Mittelfeldspieler Conor Gallagher.
Die Saison läuft bislang allerdings eher mäßig für die Colchoneros. In der Liga steht man auf Platz drei mit zehn Punkten Abstand auf den FC Barcelona. Zwar hat man mit sieben Gegentreffern die beste Defensive der Liga, jedoch leistet man sich mit aktuell fünf Remis zu viele Punkteteilungen. Zwar war darunter auch das Heimspiel gegen den aktuellen Meister Real Madrid, aber auch Spiele wie die gegen RCD Espanyol oder Rayo Vallecano, die nach Anspruch der Rot-Weißen durchaus gewonnen werden sollten. Auch in der Champions League bleiben die überzeugenden Spiele bislang aus. Einem Heimsieg gegen RB Leipzig folgte ein desolater Auftritt gegen Benfica und eine Niederlage gegen den OSC Lille. Zudem kaschiert der jüngste Auswärts-Erfolg gegen PSG sehr viel. Im Pokal besiegte man zwar den Sechstligisten UE Vic, aber erst nach einem Elfmeter und einem späten Konter.
Im Gegensatz zur letzten Saison wo man häufig mit einer Fünferkette agierte, ist Simeone in den letzten Spielen wieder zu seiner alten Formation, dem 4-4-2, zurückgekehrt mit welchem er die größten sportlichen Erfolge seines Daseins als Trainer einfuhr. Eng damit verbunden ist die wieder gewonnene defensive Stabilität. Kassierte man letzte Saison in der Liga noch 1,13 Gegentore pro Spiel, sind es diese Saison gerade mal 0,58 Tore. Gegen den Ball steht man dabei typisch für Atletico in einem tiefen Block, aber anders als man erwarten würde, schieben die Außenverteidiger sehr hoch und unterstützen die Offensive. Zudem setzt man auch deutlich häufiger auf hohes Pressing um den Ball früh zu gewinnen und schnell in Richtung gegnerisches Tor zu kommen.
Das Mittelfeld bleibt hingegen eher eine Problemzone, bzw. die mangelnde Spielkontrolle. Durch die zwei Mittelfeldspieler bleibt viel Verantwortung an dem erfahrenen Koke hängen, der als Ballverteiler einer der stärksten Spieler der Liga ist, aber meistens wenig Leute neben sich, die ihm diese Verantwortung abnehmen können. Neben ihm spielen oft Neuzugang Gallagher, Youngster Pablo Barrios oder der Routinier Rodrigo de Paul, der seine Stärken eher im letzten Drittel als im Spielaufbau hat.
(Photo by Angel Martinez/Getty Images)
Im Offensivspiel ist der große Fixpunkt nach wie vor der Franzose Antoine Griezmann, der Herz und Hirn des Angriffsspiels darstellt. Dadurch wirkt Atleti oft sehr berechenbar. Alvarez und Sørloth können restliche die offensive Last nicht gänzlich alleine schultern. Dazu kommt gerade beim Norweger noch eine sehr schwache Chancenverwertung. Zwar steht er bei vier Toren in der Liga aber es hätten auch wesentlich mehr sein können. So hat er mit sechs vergebenen Großchancen die meisten im Kader von Atletico. Alvarez scheint auch noch etwas Anlaufzeit zu brauchen. Jedoch machen die letzten Spiele des Weltmeisters von 2022 Hoffnung, dass er seine Form aus der Zeit bei Manchester City schon bald erreicht.
Im Großen und Ganzen hat Diego Simeone es geschafft, eines der größten Probleme des Meisters von 2021 zu beheben. Die oft sehr wacklige Defensive wurde stabilisiert und man fängt sich weniger Gegentore als in der letzten Saison. Spiele wie die gegen Benfica oder Lille in der Champions League sind eher die Ausnahme.
Jedoch ging das auf Kosten der offensiven Durchschlagskraft sowie der Kreativität im Mittelfeld. Spielte man letzte Saison häufig noch mit drei Mittelfeldspielern, sind es diese Saison nur zwei Mittelfeldspieler, wodurch ein Spielaufbau über das Mittelfeld kaum möglich ist. Im letzten Drittel konzentriert man sich zu sehr auf Griezmann und ist dadurch sehr berechenbar. Simeone muss es schaffen, dass die Mannschaft offensiv auch gegen gute Defensivreihen Lösungen findet, ansonsten wird man mit der Spitze nicht viel zu tun haben.
(Photo by Gonzalo Arroyo Moreno/Getty Images)