OneFootball
Selina Eckstein·26 April 2025
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Selina Eckstein·26 April 2025
Klimmzüge machen, statt am Torbalken zu hängen. Gewichte in der Hand, statt einen Ball nach einer erfolgreichen Parade. Es ist auf einmal eine neue Situation für Kevin Trapp, den Kapitän von Eintracht Frankfurt, der plötzlich vor einer ungewissen Zukunft steht. In diesem Sommer muss er die wohl wichtigste, aber auch komplizierteste Entscheidung seiner Karriere treffen. Er muss entscheiden, wie er sie beenden will.
Bleibt er mit fast 35 Jahren bei Eintracht Frankfurt? Lange eigentlich keine Frage, hat er doch elf Jahre seiner Laufbahn hier verbracht. Laut 'Bild' verlängert sich sein Vertrag auch bis 2027, wenn er in dieser Bundesliga-Saison noch drei weitere Spiele macht. Doch Kevin Trapp muss sich tatsächlich fragen, ob er das eigentlich will?
Denn gerade spricht sehr viel für seinen Konkurrenten, wenn der nicht verletzt wäre. Kauã Santos ist mit 22 Jahren deutlich jünger und könnte der SGE in ein paar Jahren viel Geld einbringen. Mit seinen Paraden hatte er sich während der Verletzung von Kevin Trapp in den Fokus gespielt. Andere Klubs sollen bereits Interesse habe, doch die Hessen würden ihr Wunderkind nur für eine Ablöse von 60 Millionen Euro gehen lassen, berichtet die 'Sport Bild'.
Verdammt viel Geld für einen Torhüter. Doch wie man Spieler möglichst gewinnbringend weiterverkauft, bewies Markus Krösche nicht erst bei Omar Marmoush. Santos könnte also der nächste Goldjunge werden.
Dafür benötigt er Spielzeit. Spielzeit, die natürlich auch gerne Kevin Trapp in der kommenden Saison hätte und zwar nicht nur, wenn Santos verletzt ausfällt. Aktuell geht der Eintracht-Kapitän mit der neuen Rollenverteilung souverän um.
"Ich bin mir auch sicher, dass er (Coach Dino Toppmöller, Anm. d. Red.) die richtigen Entscheidungen treffen wird, und dann geht es am Ende auch nicht um persönliche Befindlichkeiten, sondern es geht darum, sich in den Dienst der Mannschaft zu stellen", hatte er noch in der Halbzeitpause beim 3:0-Sieg gegen Heidenheim zu 'DAZN' gesagt.
Er sehe auch, dass es mit dem Brasilianer erstmals seit vielen Jahren wieder einen ernsthaften Konkurrenten um das SGE-Tor gibt. Durch einen Kreuzbandriss fällt dieser nun erst mal aus. Vielleicht nur bis zu Beginn der neuen Saison, vielleicht weit darüber hinaus.
Das macht die Entscheidung für Trapp so kompliziert. Entscheidet er sich, diesen Sommer bei Frankfurt zu bleiben, dürfte er über kurz oder lang wieder auf der Bank landen. Zu vielversprechend ist Kauã Santos. Zu verlockend die Chance auf einen großen Zahltag.
Die Frage ist also nur, ob Trapp im August oder aber irgendwann später im Herbst wieder auf der Bank landet. Längst ist jedoch klar, dass eine Rolle als Nummer zwei für ihn nicht infrage kommt: "So lange ich fit bin, will ich auf dem Platz stehen", wird Trapp von 'fr.de' zitiert.
Ein Job-Sharing, wie es beispielsweise die Bayern mit Neuer und Urbig machen wollen, wird es also nicht geben. Dafür sei Trapp vom "Ehrgeiz fast zerfressen", wie Dino Toppmöller noch im April vor dem Spiel gegen Werder Bremen sagte. Zu diesem Zeitpunkt kehrte der Keeper gerade ins Training zurück. Zuvor hatte er viele Fotos auf Social Media gepostet, die ihm im Kraftraum zeigen. Etwa um potenziellen neuen Arbeitgebern zu zeigen: "Seht her, ich bin noch fit"?
Denn angesicht der Situation wäre es eigentlich logisch gewesen, sich diesen Sommer einen neuen Klub für die letzten zwei, drei Jahre seiner Karriere zu suchen. Santos' Verletzung macht das jetzt kompliziert. Die Eintracht, seine Eintracht, braucht Trapp eigentlich, um die entstandene Lücke zu füllen. Doch für wie lange?
Sollte Santos bereits Ende August wieder fit sein, könnte es für Trapp zu spät sein, noch einen passenden neuen Arbeitgeber zu finden. Gerade eine Position wie die des Torhüters ist zu Saisonbeginn bei den meisten Vereinen längst besetzt. Die Auswahl für Trapp dürfte also deutlich kleiner sein.
Es wäre aber natürlich auch verlockend, zum Abschied mit seiner SGE in der Champions League zu spielen, wenn Santos länger ausfallen sollte. Ein letztes Highlight. Und wer weiß, vielleicht erkämpft er sich ja doch noch für eine Saison seinen Stammplatz, könnte Trapp sich denken.
Aber was, wenn nicht? Ob in der Winterpause ein Klub, der Trapp zusagt, eine neue Nummer eins sucht, ist fraglich. Es wäre hochgradig riskant, denn die großen Deals und Umbrüche in den Vereinen finden im Sommer statt.
Zeit zu warten, hat er aber auch nicht. Sollte er den Zweikampf mit Kauã Santos verlieren, wäre er im kommenden Jahr 36 Jahre alt. Einen riesigen Markt würde es dann auch nicht mehr geben. Droht dann also ein Karriereende auf der Bank? Oder bei einem Krisenklub, bei dem Trapp nicht mehr um Titel mitspielen kann? Ist das das, wie er sich seine letzten Jahre im Profifußball vorstellt? Oder sollte er dann doch lieber schon 2025 einen Schlussstrich ziehen und zu einem neuen Klub gehen? Wie geschrieben, es ist kompliziert.
Über all die möglichen Optionen kann sich Trapp im Kraftraum den Kopf zerbrechen. Und vielleicht findet sich zwischen Klimmzügen und Gewichten ja doch noch die perfekte Lösung.
📸 ALEXANDRA BEIER - AFP or licensors